Neulich erzählte ein Pfarrer, dass sich manche Gemeindeglieder mit Lobpreisliedern auch deshalb schwer tun, weil Gott darin nicht in der dritten Person erscheint, sondern in der zweiten. Es sind Lieder an Gott und nicht, wie gewohnt über Gott. Im Falle der Lobpreislieder gibt es eine doppelte Analogie zu ihren Gunsten, die bei der Gewöhnung helfen könnte:
Erstens entspricht es der Mehrzahl der biblischen Psalmen, Gott unmittelbar zum Adressaten zu machen (viele der neutestamentlichen Hymnen allerdings wählen die dritte Person).
Zweitens ist das intime „Du“ auch in der Popmusik zuhause, wo die Angebetete (oder Verflossene…) meist auch in der zweiten Person angeredet wird. Bis dahin, dass auf den ersten Blick gar nicht mehr so leicht auszumachen ist, ob da noch ein menschliches Wesen gemeint ist oder ein göttliches. Schön zu sehen aktuell bei Sunrise Avenue und „Lifesaver“. Es sieht fast danach aus, als hätte der Texter sich von Amazing Grace inspirieren lassen, wenn es unter anderem heißt:
Oh, my friend, you’re holding out your hand
I take it like an oar from the depth
Hey, Lifesaver, I’m drowning in despair
But you’re fighting for me right until the end.
You pull me back to land and save me once again.
You help me wash away
The insane mistakes I’ve made
And I see it in your face
My only source of grace
Kleine Randbemerkung: Diese Songtext-Website hat die Zeile „You help me wash away“ mit „Du hilfst mir beim Abwaschen“ übersetzt. So praktisch kann Liebe sein! Andererseits – gar nicht so ganz falsch, das Ganze: Auch in den geistlichen Liedern muss immer Gott den „Abwasch“ erledigen…