Klar erKant…

Manfred Lütz zur Krise der aufgeklärten Gottesglaubens nach dem Erdbeben von Lissabon 1752 (nett: die freche Anspielung im ersten Satz):

… hier wurde die Aufklärung Opfer ihrer eigenen selbstverschuldeten Verdunkelung. Sie hatte sich nämlich mit den Mitteln der menschlichen Vernunft einen vernünftigen Gott gebastelt, der als Weltbaumeister und Sicherer der gesellschaftlichen und staatlichen Ordnung fungierte und mit dem man kleinen Kindern Angst machen konnte, wenn sie ihre noch kleineren Geschwister verprügelten. Die Aufklärung hatte einen Gott konstruiert, von dem der stets ums eigene Wohlergehen besorgte Voltaire sogar sagte, man müsse ihn erfinden, wenn er nicht existieren würde. (…) Dieser tönerne Gott brach beim ersten Erdbeben auseinander. Eines ist freilich unübersehbar: Dieser Gott ist ein Kunstprodukt und meilenweit entfernt zum Beispiel vom christlichen Gottesbild.

(Gott: Eine kleine Geschichte des Größten, S. 57)

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