Ein paar haben es schon mitbekommen, dass meine Zeit bei ELIA im Sommer zu Ende geht. Die offizielle Stellenausschreibung ist mittlerweile hier zu finden, aber ich dachte, ich schreibe hier einmal eine ganz persönlich gefärbte, inoffizielle. Vielleicht bekommt ja jemand von Euch Lust, sich danach auch die offizielle anzusehen, oder jemand fällt jemand ein, der Lust darauf haben könnte.
Da ist zunächst einmal die Gemeinde: Ich glaube, sie hat das Charisma, Grenzen zu verwischen. Wo andernorts ein „oder“ zu erwarten wäre, steht hier oft ein „und“. Bei Frömmigkeitsstilen triffst du hier Softpop-Lobpreiser, Tagzeitenbeter oder Kontemplative an. Manchen liegt viel an familiärer Nestwärme, andere sind froh über die Möglichkeit, ihre Distanz wahren zu können. Manchmal musst du Konflikte moderieren, manchmal wirst du in welche verwickelt, und manchmal musst du auch den Anstoß dazu geben, latente Spannungen auszutragen. Du bekommst es mit Flüchtlingshelfern, Öko-Aktivisten und Weltmissions-Netzwerkern zu tun, mit Linken und Bürgerlichen, Liberalen und Biblizisten, Kinderlosen und Kinderreichen, Hellhörigen und Schwerhörigen – und dem kompletten Altersspektrum vom Säugling bis zum (nach eigener Einschätzung stets jungdynamischen) Senior.
Viele von diesen Menschen arbeiten schon jetzt ehrenamtlich mit oder sind darauf ansprechbar: In der Seelsorge, Kinder- und Jugendarbeit, rund um die technische und musikalische Gestaltung der Gottesdienste, in einem der vielen Projekte, die hier entstehen und irgendwann auch wieder beerdigt werden, und in der Leitung der Gemeinde. Sie mögen es selten, wenn man sie bevormundet, aber sie freuen sich meistens auf ein Gegenüber: Hochmotivierte Leute, die als Christen in ihrem Beruf ihre Frau/ihren Mann stehen, die oft gut ausgebildet und in Glaubensfragen sprachfähig sind: Katholiken, Freikirchler, und eine Mehrheit, die der Evangelisch-Lutherischen Kirche angehört.
Du würdest mit profilierten Kolleginnen zusammenarbeiten, die ihre Arbeitsbereiche souverän entwickeln und kirchlich wie kommunal gut vernetzt sind. Und mit einem Vorstand, der intensiv Anteil nimmt an allem, was in der Gemeinde geschieht. Im Vergleich zum klassischen Pfarrdienst ist noch interessant: Schulunterricht gehört nicht zu deinen Aufgaben, die üblichen Kasualien sind vergleichsweise selten, vor allem aber kommen mehr Taufen auf dich zu als Beerdigungen. Mit den Gremien und Vertreter*innen des evangelischen Dekanats hast du immer wieder zu tun, da ist momentan auch vieles in Bewegung.
Schließlich: Alles bei ELIA finanziert sich aus freiwilligen Spenden, das funktioniert seit 25 Jahren gut (wenn man kein übersteigertes Sicherheitsbedürfnis hat…).
Was solltest du mitbringen? Ich denke, es hilft, wenn du…
- theologisch versiert und vor allem mehrsprachig bist, also von einem Dialekt in den anderen übersetzen kannst,
- eher in Kategorien von Beziehung als von Ordnung denkst,
- Humor mitbringst und dich selbst nicht so schrecklich ernst nimmst,
- Veränderungen nicht als Zumutung empfindest,
- eigene Positionen einbringen und verständlich machen kannst,
- keine Minderwertigkeitskomplexe oder Ressentiments gegenüber Akademikern hast (damit lebt es sich in dieser Stadt ganz schlecht!).
Wenn du diesen Text bis zu Ende gelesen hast, und falls er Herzklopfen verursacht hat, Sehnsucht oder Neugier, dann helfe ich gern weiter, oder du schreibst direkt an elia-verein@elia-erlangen.de.
Eine schöne Beschreibung. Fast schon eine Liebeserklärung 😉
So war’s gemeint – soll ja auch andere dazu verführen, sich zu verlieben 🙂