High Five: Eine Lebensregel für Aktivisten

Orden und Kommunitäten haben Regeln, an denen sie ihr Leben ausrichten. Viele Ordensleute sind ausgesprochene Aktivisten, und genau deshalb brauchen sie einen gesunden, nachhaltigen Rhythmus der Spiritualität. Solche Regeln sind nicht etwa eine Einschränkung der Freiheit – niemand soll gegängelt werden –, sondern sie dienen dazu, die Prioritäten zu sichern und den langfristigen Kurs zu halten. Die Ansätze der Iona Community und die Northumbria Community habe ich auf diesem Blog schon erwähnt.

Ganz analog hat Joanna Macy in Active Hope eine fünffache Selbstverpflichtung für Aktivisten formuliert, die einer solchen Lebensregel nahe kommt. Viele Teilnehmer ihrer Workshops haben sie übernommen. Sie lautet folgendermaßen:

Ich gelobe vor mir selbst und jedem von euch

  • mich täglich der Heilung der Welt und dem Wohlergehen aller Lebewesen zu widmen
  • auf der Erde leichter und weniger gewaltsam zu leben, was Nahrung, Konsumgüter und Energie betrifft
  • mir Kraft und Wegweisung von der lebendigen Erde schenken zu lassen, den Vorfahren, den künftigen Generationen, und meinen Brüdern und Schwestern jeder Spezies
  • andere in ihrem Einsatz für die Welt zu unterstützen und um Hilfe zu bitten, wenn ich sie brauche
  • ein tägliches Ritual zu befolgen, das mein Denken klärt, mein Herz stärkt und mir hilft, dieses Gelübde zu erfüllen

Interessant ist vor allem der direkte Vergleich mit Iona, da heißt es in ebenfalls fünf Punkten:

  1. Daily prayer and Bible-reading (das entspricht teilweise Punkt 5 bei Macy)
  2. Sharing and accounting for the use of our resources, including money (vgl. Punkt 2)
  3. Planning and accounting for the use of our time (könnte man auch unter 2. subsumieren)
  4. Action for Justice and Peace in society (bei Macy Punkt 1)
  5. Meeting with and accounting to each other (das ähnelt Punkt 4)

Die Unterschiede liegen also im Wesentlichen bei Punkt 3 beider Aufstellungen (und vermutlich klingt für manche der dritte Punkt von Macy nach Esoterik, aber so ist er da m.E. wirklich nicht gemeint). Bei Macy kommen die Mitgeschöpfe nicht nur als Aufgabe oder Leidensgenossen ins Spiel, sondern auch als Verbündete und Kraftquelle. Ich nehme an, das könnten die Iona-Leute durchaus ähnlich sagen. Immerhin trennen sie nicht zwischen sozialem und ökologischem Engagement, wie die Ausführungen zum Punkt 4 der Iona-Regel zeigen:

We believe

  • that the Gospel commands us to seek peace founded on justice and that costly reconciliation is at the heart of the Gospel;
  • that work for justice, peace and an equitable society is a matter of extreme urgency;
  • that God has given us partnership as stewards of creation and that we have a responsibility to live in a right relationship with the whole of God’s creation;
  • that, handled with integrity, creation can provide for the needs of all, but not for the greed which leads to injustice and inequality, and endangers life on earth

Die Übereinstimmungen sind in jedem Fall viel größer als die Unterschiede. Vor allem ist es weit genug, um sich ein Leben lang zu entwickeln und zu wachsen.

Bisherige Posts zu dieser Thematik:

 

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