Gestern hatten wir im Alpha Kurs ein interessantes Gespräch zu der Thematik “Ich bin doch ein guter Mensch – der liebe Gott lässt mich bestimmt einmal in den Himmel”. Beim längeren Nachdenken ist mir wieder aufgefallen, wie wenig sich Gott dafür interessiert, ob wir in unseren eigenen Augen gute Menschen sind. Jesus fragt den reichen Jüngling, warum er ihn (Jesus!!) gut nenne, wo doch Gott allein gut sei, und begnadigt umgekehrt einen Raubmörder in letzter Minute. Und Paulus fällt zu der Thematik im Philipperbrief nur ein Kraftausdruck ein.
Umgekehrt hat es mich auch über mich selber ins Nachdenken gebracht. Gott geht es um Liebe, nicht um Wohlverhalten. Die größten Chaoten haben bei ihm offene Türen, wenn sie ihn lieben. Aber wenn meine Frau sich perfekt verhalten und alles mögliche für mich tun würde, gleichzeitig aber mit ihrem Herzen ganz wo anders wäre, käme ich auch nicht damit klar. Lieber ab und zu eine schwierige, aber herzliche Aussprache. Nein, Gott interessiert sich nicht für gute Menschen, die sich hinter ihrem Gutmenschentum vor ihm verstecken. Oder vielleicht sollte ich sagen, er interessiert sich sehr wohl für sie, aber nicht für ihre vermeintlichen Leistungen und die anständige Fassade.
Und was bedeutet das für Himmel und Hölle?
- Erstens, dass “gute Menschen” jetzt schon ein großes Abenteuer (Gott kennenlernen) und eine überwältigende Erfahrung verpassen (Vergebung: ich bin eigentlich gar nicht gut, aber um so herzlicher geliebt und akzeptiert).
- Zweitens, dass jeder, der auf seine guten Taten setzt, an ihnen auch gemessen wird – und zwar auch an denen, die er nicht getan hat.
- Drittens, dass Gott sich für das hier und jetzt interessiert und an was mein Herz da hängt, denn vermutlich wird es dabei bleiben, wenn ich es nicht hier und jetzt ändere. Der Himmel hat schon angefangen für alle, die Gott lieben.
- Viertens kann man Gott offenbar dauerhaft verpassen. Ob man sich das ausmalen muss und wie man sich das ausmalen sollte oder nicht – was spielt das noch für eine Rolle? Anders gefragt: Warum sollte ich in den “Himmel” wollen, wenn ich mich jetzt schon nicht für eine Beziehung zu Gott begeistern kann?
Echte Heilige lieben Gott offenbar so sehr, dass sie ganz sensibel dafür werden, wo sie ihn verletzen. Daher sind sie über ihre vergleichsweise harmlosen Sünden oft so unglücklich. Daher bezeichnen sie sich so selten als “gute Menschen”. Das ist keine gespielte Demut, sondern ihr tiefes, ehrliches Empfinden. Daher sind sie auch viel barmherziger mit anderen Menschen, auch wenn sie deren Verhalten ganz und gar nicht billigen. Von dieser Haltung wünsche ich mir eine kräftige Portion.