Gestolpert – und jetzt?

Durban und Madrid – wie die Dinge sich wiederholen: Da spielen sich ehemalige Duselbayern und frühere Rumpelfußballer mit jugendlicher Leichtigkeit, Eleganz und mitreißendem Offensivspiel ins Rampenlicht, um schließlich an abgezockten Milanesen unter Mourinho oder Spaniern unter del Bosque zu scheitern. Aber mit so viel Stil, dass selbst frühere Feinde Respekt und (heimlich wenigstens) Sympathie empfinden. Zum Teil waren es dieselben Spieler, in beiden Fällen hieß der Vorgänger des jetzigen Trainers Jürgen Klinsmann. Dem war zwar jeweils der Aufbau nicht so richtig gelungen, dafür aber wohl der Abbruch des Alten.

Der Fan sitzt wie die Mannschaft traurig da und muss die Hoffnung zu Grabe tragen. Das Double, das Halbfinale, beides großartige und anfangs unerwartete Erfolge, sie zählen kaum angesichts der Niederlage. Jetzt hoffen viele, dass die „anderen Bayern“ in Orange nun die schön und effizient, aber in ihrer nicht mehr so spritzigen Dominanz eher einschläfernd kickenden Spanier noch irgendwie überwinden. Wie sagte Mark van Bommel jüngst: „Wir Holländer konnten immer schön spielen und gewinnen. Aber nun haben wir gelernt, auch zu gewinnen, wenn wir mal einen schlechten Tag haben. Das haben uns die Deutschen beigebracht.“

Warum erzähle ich das Offensichtliche? Um den Kummer zu verarbeiten und weil Louis van Gaal schon alles Wichtige gesagt hat: Am Ende der Saison gab er sich überzeugt, dass seine Mannschaft noch besser wird. Weil die Spieler das entsprechende Potenzial haben und weil er weiß, wie er es weiter entfalten kann. Müller und Schweinsteiger sind der lebende Beweis, und ohne sie wären auch die glanzvollen Siege gegen England und Argentinien undenkbar gewesen. Löw hat dasselbe mit Podolski und Klose geschafft. Und nun sollte auch er wie van Gaal nach weiter anpacken und das Unvollendete der verdienten Erfüllung entgegen führen – statt den inflationären Rücktritten dieses Krisenjahres noch einen weiteren hinzuzufügen und irgendwo einen lukrativen (und gewiss auch irgendwie reizvollen) Posten anzunehmen.

Er muss dran bleiben, damit die Jungs von La Mannschaft auch dran bleiben. Dann gibt er dieser Niederlage vielleicht einen echten Sinn.

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Eine Antwort auf „Gestolpert – und jetzt?“

  1. Hm, also ich fand, dass die Spanier gegen uns schön gespielt haben. Ich würde denen den Turniersieg schon gönnen. Wobei ich aus familiärer Loyalität wohl trotzdem zu Niederlande halten werde. 🙂

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