Ich hätte als einer, der liebend gern Englisch liest und spricht, nie gedacht, dass ich diese Zeilen einmal schreiben würde – und daherreden wie meine Oma. Aber so schön Englisch sein kann und so schön Deutsch ist – die Mischungen sind es nicht! Ungefähr so, wie wenn man eine Flasche guten Rotwein und eine flasche guten Weißwein zusammenkippt: Es kommt kein toller Rosewein dabei heraus…
Flattert mir doch beispielweise heute ein Prospekt auf den Schreibtisch, in dem „Deutscher Worship mit Drive“ angepriesen wird. Wenn doch schon das Besondere an der Nachricht ist, dass die Produktion deutsch ist, wären da nicht ein paar deutsche Attribute angebracht?
Aber es sind nicht nur die Freunde vom frommen Marketing: Gestern sagte Olli Kahn im Interview, das Spiel um Platz 3 beim Confederations Cup sei „der nächste Step“. Gut, auch Olli wird kein Deutschlehrer mehr werden, und auch sonst scheint er nicht mehr ganz so viel Vorbild sein zu wollen. Hoffentlich stumbelt unser Idol auf diesem Step nicht. Welcher Fan würde ihn dann noch mit Drive worshippen wollen?
Da ich in der Computerbrache arbeite bin ich wohl etwas abgehärtet…
Ich finde es völlig ok, so zu reden. Möglicherweise muss man in Kauf nehmen nicht von allen verstanden zu werden, aber das ist dann ja das Problem des Redners.
Einige Fremdwörter sind schon so in die Sprache eingegangen, dass ich es gar nicht mehr merke: OK, KO, cool, Computer, Pipeline, Ventilator, Aerobic, Joggen (wer sagt heute noch Dauerlauf?), Manager, Hotline, TV, Software, E-Mail, Link, Weblog, Podcast (okok, weitere IT-Begriffe lasse ich weg), Performance/performen/Outperformer/performant, Boxen, Video-Recorder, tunen/Tuning, puschen (ich meine das Verb, nicht die Pantoffeln), Public Relations, nonstop, Hardtop, kidnappen, Ketchup, T-Shirt, Pullover/Pullunder, Jeans, Light-Show, Disco usw.
Aber auch die Mischungen sind üblich, wenigstens in Unterhaltungen: CD-Spieler, Gesundheits-Check, Kick-Starter.
Und natürlich Marketing, Interview und Confederations Cup… 😉
Auf so lustige Wörter wie „Handy“, dass gerne ein Fremdwort wäre, will ich gar nicht eingehen…
Beim Nachdenken sind mir übrigens jede Menge Wörter eingefallen, die aus dem Lateinischen stammen, nur wenige mit französischem Ursprung (z.B. das von mir ganz oben verwendete „Branche“).
Wenn Latein noch heute gesprochen würde, würden wir uns dann darüber beklagen, dass Latein unsere Sprache unterwandert? 😀
Vielleicht habe ich vergessen, zwischen den (Da hast Du natürlich völlig Recht) sinnvollen und gängigen Lehn- bzw. Fremdwörtern zu unterscheiden – egal welcher Couleur und Provenienz (das musste jetzt einfach sein…).
Es gibt auch sinnvolle Zitate aus Fremdsprachen. Auch das ist fein und wenn sie passend gewählt sind eine Bereicherung.
Aber dann gibt es noch solche Sätze wie den eines Predigers aus Deinem Heimatort (mehr sog i ned), der lautete: „Step by step habe ich dich geteacht“ (?!?). Die sind einfach nur Sprachmüll.
Um also das Thema mit einem (unvollständigen) Zitat zu beschließen, das nicht an deine Adresse gerichtet ist: Si tacuisses…