Facebook-Konversationen haben etwas Faszinierendes, sie sind eine Art Stammtisch 2.0, an dem sich eigenartige Äußerungen wiederfinden, die man bislang dem Bierkonsum angelastet hätte. Heute schlug plötzlich in einer ganze Reihe von Posts die mediale Kritik an Bischof Tebartz-van Elst in pauschale Medienschelte um.
„Den Medien“ wird wahlweise Maßlosigkeit, Überheblichkeit, Arroganz, Selbstgerechtigkeit, Häme und mehr attestiert. Und kaum jemand widerspricht diesen Urteilen und der Empörung, die aus ihnen spricht. Plötzlich sind die Überbringer der schlechten Nachricht die eigentlichen Verbrecher. Wahlweise findet man auch alle irgendwie zum Kotzen: Journalisten, Politiker, Bischöfe.
Die Presseberichte, die ich zu dem Thema gelesen habe, waren durchweg sachlich vorgetragen (gut, Springerpresse fehlt in meiner Lektüre, aber wer die liest, ist selbst schuld). Zorn und Empörung sprach bestenfalls aus den Zitaten Betroffener. Es wird öffentlich über eine öffentliche Person berichtet, es wird Kritikwürdiges kritisiert, Fragen gestellt, Äußerungen bewertet. „Die Medien“ kommen ihrem Auftrag nach, die Öffentlichkeit aufzuklären und eine offene Diskussion zu ermöglichen. Bekommen sie dafür Beifall? Eigenartigerweise – nein!
Wer in dieser Situation Medienschelte übt, der spielt den Populisten und Verschwörungstheoretikern in die Hände, die keine kritische Öffentlichkeit wollen, weil sie keine Demokratie wollen. Oder einem System wie dem britischen Staatsapparat, der dem Guardian den Krieg erklärt hat.
Anders gesagt: Vermutlich ohne es zu wollen, arbeiten sie an der Putinisierung Deutschlands.
Liebe Freunde, würdet Ihr Euch das bitte nochmal überlegen?