Endlich Wochenende!

Ist das in den letzten Jahren schlimmer geworden? Vor allem Radiomoderatoren blasen mächtig ins Wochenendhorn: dick aufgetragene Eulogien verstopfen den Freitagabendäther. Das klingt so, als ob man aus fünf Tagen Frondienst nun in die vorübergehende Freiheit entlassen würde, und weniger nach legitimer Freude über das, was man geschafft hat und was gelungen ist.

Mal ganz abgesehen davon, dass es auch Leute wie mich und viele andere nicht zutrifft, weil wir da arbeiten müssen, was sagt das über das Verhältnis des Durchschnittsdeutschen zu seinem Beruf aus? Nicht viel Positives, scheint mir. Offenbar sind wir damit nicht allein. William Cavanaugh schreibt in seinem kleinen, aber sehr feinen Buch Being Consumed. Economics and Christian Desire:

Viele Menschen betrachten ihre Arbeit nicht als sinnvoll, nur als Mittel zum Gehaltsscheck. Die eigene Arbeit ist zur Ware geworden, die man einem Arbeitgeber verkauft, um im Gegenzug Geld zu bekommen, mit dem man Sachen kauft. Für viele Menschen ist die Arbeit zu etwas geworden, was den Geist tötet.

Ist das die bittere Kehrseite des Wochenendkultes? Ich vermute, Cavanaugh hat Recht. Und die wenigsten populären Wochenendaktivitäten sind in der Lage, den angeschlagenen Geist wieder ins Lot zu bringen. Vor allem nicht jene, die primär mit Geldausgeben zu tun haben.

Share

6 Antworten auf „Endlich Wochenende!“

  1. Hallo Peter!

    Ja, es ist bestimmt schlimmer geworden! Das bereits freitagmorgens beginnende „Endlich Wochenende“ Gelaber auf diversen Radiosendern ging mir schon vor Jahren dermaßen auf den Geist! Und da längst nicht alle eine 5-Tage Woche haben, finde ich das auch irgendwie befremdlich – da hilft nur ab- oder umschalten..

    Manchmal sag ich im Büro „huch, schon Donnerstag“ (oder so ähnlich) und dann bekomme ich meist zu hörn, daß ich mich doch freuen soll, weil das Wochenende kurz bevorsteht. Darauf entgegne ich meist, daß ich eigentlich noch einiges vor habe (bzw. hatte) und ein guter Teil der Woche ja schon rum ist..

    Dann gibt es ja noch die Work-Life-Balance Geschichte, wo jedoch schon auf den ersten Blick eine gewisse Schieflage erkennbar ist: Work versus Life, negativ vs. positiv oder wie?!? Komische und für mich nicht nachvollziehbare Denkweise!

    Ein Pastor hat kürzlich über „Life-Balance“ gepredigt, und das ist fand ich sinnig! Denn das Leben muß ja insgesamt ausgewogen sein, sonst kippt das über kurz oder lang – was sehr schmerzlich sein kann. Okay, ich hab einen Burnout hinter mir, aber ohne diese Krise wäre ich heute nicht so wie ich nun bin! Womöglich wäre ich heute noch im Dauerstress, würde mich mehr schlecht als recht durchs Leben schleppen oder aber ich hätte einen Herzinfarkt gehabt!

    Natürlich macht kaum ein Job nur Spaß oder ist immer befriedigend oder gar erholsam, aber wenn ich pro Woche 40 negative Arbeitsstunden verrechnen bzw. ausgleichen müßte, dann hätte ich echt ein Problem! Auch wenn das einem jüngeren Single leichter fallen würde als z.B. einem Familienvater mit kleinen Kindern oder gar stressigen Teenies.. 😉

    Jedenfalls fängt für mich die Woche am Sonntag, oder wenn man es genau nimmt, bereits am Samstag abend an – wenn ich ins Bett gehe. Sehr wichtig ist für mich der Gottesdienst am Sonntag und so kann ich sowohl entspannt als auch gestärkt am Montag früh positiv in die neue Arbeitswoche starten – Hallelujah!

    In diesem Sinne ein gute Woche! 🙂
    Benjamin

  2. … und entsprechend lahm wirkt dann die Moderation montags früh … Freunde von mir waren mehrere Male bei Fließband-Ferienjobs. Da ist die Schräglage wohl ganz ähnlich.

  3. Naja das ist mein Problem mit der Kritik am vermeintlichen Konsumerismus: er stellt die Verhältnisse auf den Kopf. Ist es wirklich so, dass der Wochenendkult schuld ist, dass die Arbeitswelt so ist wie sie ist oder muss man nicht ganz eindeutig und heute mehr denn je von einer Entfremdung durch Arbeit sprechen („Der Arbeiter fühlt sich daher erst außer der Arbeit bei sich und in der Arbeit außer sich“). Hier finde ich eben das die Kritik am Konsumerismus zu kurz greift und systemisch-strukturelle Probleme behandelt, als wäre es alles eine Frage des Bewußtseins, des individuellen Verhaltens und der Einstellung. Und damit ist man dann doch wieder beim kulturell elitären grün-konservativen Snob, der auf andere herabsschaut, weil diese nicht an seinem „bewussten“ Lebenstil (Alnatura, kein Ikea sondern Designer Möbel, die schlicht aussehen aber 5 mal so teuer sind, SUV) teihaben.

  4. Ja, klar ist es die Entfremdung durch die Arbeit, die am Wochenende irgendwie kompensiert werden muss. Aber es ist schon immer lustig, wie Du von fast jedem Thema aus einen Weg findest, auf dem grünen Snob herumzuhacken!

Kommentare sind geschlossen.