Ein Gedanke aus Transforming Spirituality ist mir die letzten Tage noch nachgegangen. Steven Sandage schreibt dort über die Bedingungen für geistliches Wachsen und Reifen. Grundsätzlich spielen Beziehungen darin eine Schlüsselrolle: Das Eingebettetsein in eine Gemeinschaft und der Kontakt zu Vorbildern und Mentoren.
Da spirituelle Reifeprozesse in vielem analog zu den allgemeinen, natürlichen Reifeprozessen verlaufen (alles andere wäre ja auch seltsam…), geschieht es auch hier, dass man sich aus einer Gemeinschaft löst und vieles, was diese Gemeinschaft kennzeichnet, in Frage stellt und über Bord wirft, um sich nach einer Weile vielleicht oder hoffentlich wieder einen neuen Zugang zu finden.
Um Menschen beim Wachsen zu helfen, müssen geistliche Gemeinschaften also lernen, Leute auf Distanz gehen zu lassen. Natürlich ist das manchmal auch schmerzhaft und anstrengend. Die beiden Fehler, die es zu vermeiden gilt, sind Kontrolle auf der einen Seite und es jedem immer Recht machen zu wollen auf der anderen Seite. Der größte Gefallen, den man Menschen tun kann, ist entspannt den Kurs zu halten und ihnen die Distanz zu gönnen, die sie (tatsächlich oder vermeintlich – wer will das beurteilen?) brauchen. Dann entsteht auch die eher seltene Freiheit, eines Tages als ein anderer wieder zurückzukehren.
Ich denke, in unserer Gemeinde haben wir eine ganze Reihe Leute, die sich aus einem kirchlichen Kontext gelöst hatten, der irgendwie nicht mehr passte und vielleicht auch problematisch war. Aber es war Ihnen nicht möglich, dorthin wieder zurückzukehren. Wir haben auch Leute, die sich bei uns einige Zeit ausgeklinkt und verabschiedet hatten, und jetzt wieder dabei sind – gereift und verändert, und in der Regel stabiler als zuvor.
Und natürlich sind ein paar Leute gegangen und nicht wieder gekommen. In dem Fall hoffen wir natürlich auch, dass es ihr Wachstum beflügelt hat und sie anderswo kräftige Wurzeln schlagen. Aber vor allem wünsche ich mir, dass es uns gelingt, die Türen in jeder Richtung offen zu halten, Leute kommen und gehen und wieder kommen zu lassen, und gelassen zu bleiben ohne dabei gleichgültig zu werden.
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Hi!
Diese offene Einstellung gefällt mir sehr gut.
Habe fast den Eindruck, dass uns auch nicht viel anderes übrig bleibt.
Denn wir können eh niemanden zwingen, bei „uns“ in der Gemeinde zu bleiben.
Und wenn wir mit Zwang arbeiten, dann
1. sind wir nicht auf der Linie Jesu
2. werden wir mehr Leute verschrecken als anziehen.
Deshalb:
Dankbar sein über jeden, der dazu kommt.
Anteilnahme für jeden, der geht.
Das kommt dem Reich Gottes wohl am nächsten.
Gby,
Dirk.