In den letzten Tagen haben mich immer wieder Stücke aus der Bergpredigt beschäftigt, zum Beispiel die Worte vom Sorgen und vom Beten. So fing ich an, darüber nachzudenken, wie man die Seligpreisungen für heute umformulieren müsste. Zuerst dachte ich an Sätze wie
- Selig, die keine Vorräte bunkern
- Selig, die Abstand halten
- Selig, die keine Gerüchte, Verschwörungstheorien und Fake News streuen
Doch dann merkte ich dass der moralisierende Charakter gar nicht zum Original passt. Jesus lobt ja nicht bestimmte Haltungen, die Menschen für eine besondere Rolle in Gottes Plan und Reich qualifizieren. Sondern er beschreibt Gruppen von Personen und Zustände, die von ihren Zeitgenossen gerade nicht als vom Glück verwöhnt gepriesen wurden: Die Armen, die „Minderbemittelten“, die Wehrlosen, die Trauernden. Oder jene, die als Friedensstifter zwischen allen Stühlen sitzen.
Müsste da heute eher so etwas stehen wie…
- Selig, die gern in den Arm genommen werden würden
- Selig, die vor leeren Regalen stehen
- Selig die Erschöpften und Überforderten
- Selig, die nicht wissen, wie sie Miete, Rechnungen und Angestellte bezahlen sollen
- Selig, die sich auch noch den Kummer der anderen anhören
Denn genau da ist Gott mit euch. Obwohl ihr es vermutlich nicht (oder nicht immer) spürt. Und mitten in dieser Beuruhigung, dem Durcheinander, der Ratlosigkeit wird die Saat ausgestreut für Neues – für etwas Heilsames und Lebensfördendes. Und auch wenn es noch dauert: Der Tag wird kommen, an dem ihr die Früchte dessen seht und genießt.