Seit ein paar Wochen diskutieren wir hier in einer recht ansehnlichen Runde über Walter Winks Verwandlung der Mächte. Es geht beim Thema Macht und Gewalt munter hin und her zwischen Theologie und Politik, Geschichte und Gegenwart, persönlichen und gesellschaftlichen Fragestellungen.
Gestern haben wir über Gewaltfreiheit gesprochen. Während Milliarden ins Militär investiert werden und während Gewaltakte die Schlagzeilen beherrschen, ist dies in unserer Gesellschaft ein eher vernachlässigtes Thema. Wir haben überlegt, was wir dazu beitragen können, dass sich das ändert, und sind auf folgende Punkte gekommen:
- Wir können das theologische Gespräch über biblische Ansätze zu Gerechtigkeit und Gewaltfreiheit fördern und wach halten. Dazu gehören auch geschichtliche Vorbilder wie die alte Kirche, die sich von staatlicher Gewalt fernhielt, und die Friedenskirchen, die aus der Täuferbewegung heraus entstanden sind.
- Wir können Menschen durch Einübung in Kontemplation und Achtsamkeitsübungen fähig machen, Reflexen von Kampf und Flucht, Angst und Aggression in kritischen Situationen so lange nicht nachzugeben, bis sich ein dritter Weg zeigt. Eigentlich ist das sogar eine „Nebenwirkung“ einer Spiritualität des Schweigens, Hörens und Wartens, die primär die Begegnung mit Gott sucht. Diese Nebenwirkung stellt sich aber nicht bei allen Formen christlicher Spiritualität im gleichen Maße ein, sondern sie stellt sich durch Meditation ein. Workshops über Zivilcourage und gewaltfreien Widerstand können das dann gezielt erweitern und vertiefen.
- Wir können gezielt und bewusst Geschichten sammeln und erzählen, die von Versöhnung zwischen Feinden handeln, gewaltfreier Lösung von Konflikten, energischer Solidarität mit leidenden und benachteiligten Menschen und in denen erkennbar wird, wie sich Gottes Reich unter Menschen als herrschaftsfreie Ordnung auswirkt. Das müssen keineswegs alles „christliche“ Geschichten sein, gerade an dieser Stelle ist es großartig, „Menschen des Friedens“ in allen möglichen Lagern zu entdecken und auf sie aufmerksam zu machen.
(Aktuelle Fußnote: Heute beginnt in Nürnberg die IWA Outdoor Classics, ein Branchentreffen, das seine brisante Ware verharmlosend als Ausrüstung für Freizeitsport in der Natur und zum Schutz lieber Menschen anpreist, während Aussteller wie Sig Sauer oder Heckler und Koch immer wieder wegen zwielichtiger Geschäfte in die Schlagzeilen geraten.)
Auf dem täuferisch-mennonitischen Seminar Bienenberg hat meine Schwester in einem Kurs „Schalomgeschichten“ gesammelt. Also Geschichten, in denen Feindesliebe und Gewaltfreiheit eine Situation transformiert haben.
Ich denke, dass hierbei auch die weniger schönen Geschichten wichtig sind, schließlich geht der Weg Jesu auch über das Kreuz.
Ein gutes Buch mit Geschichten für alle Alter ist Cornelia Lehns „Friede sei mit euch“, dass irgendjemand auch mal neu rausbringen sollte..
http://www.amazon.de/Friede-sei-Euch-Cornelia-Lehn/dp/3887445015