Der Preis des Krieges

Zwei lesenswerte Hintergrund-Artikel aus den vielen Meldungen zum Krieg im Gaza-Streifen haben mich in den letzten Tagen sehr bewegt:

  • Der norwegische Arzt Mads Gilbert berichtet über Zivilopfer und die erschütternde Lage in den Krankenhäusern. Hier ein kleiner Ausschnitt:
  • Einem Kind habe ich heute eine Hand amputiert, das Kind verlor elf Familienmitglieder. Wir haben ein neunmonatiges Baby, dessen ganze Familie von Israelis getötet wurde. Die Zahl der zivilen Opfer steigt rapide an. Am Montagabend waren es 540 Tote und 2550 Verletzte. 30 Prozent der Toten und 45 Prozent der Verletzten sind Frauen und Kinder. Unter den Toten sind 117 und unter den Verletzten bisher 744 Kinder.

  • Der israelische Friedensaktivist Uri Avnery macht seiner Regierung schwere Vorwürfe: Sie handele aus wahltaktischen Gründen, sei nie an ernsthaften Schritten zum Frieden interessiert gewesen und werde die Hamas (beziehungsweise die Spirale der Gewalt) nur stärken.

Deutschland „steht fest an der Seite Israels“, ist immer wieder zu lesen und zu hören. Ob wir damit den Israelis wirklich einen Gefallen tun?

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11 Antworten auf „Der Preis des Krieges“

  1. Wenn die Hamas die Waffen niederlegt, kann morgen der Friedensprozess beginnen.
    Wenn Israel die Waffen niederlegt, beginnt morgen die Vernichtung der dortigen Juden.

  2. Danke, Hermann.
    Die IDF gibt sich alle Mühe, die Zahl der zivilen Opfer gering zu halten (telefonische Benachrichtigung usw.), die Hamas gibt sich alle Mühe, die Zahl der zivilen Opfer so hoch wie möglich zu treiben – auf israelischer Seite, aber auch bei der eigenen Bevölkerung, etwa indem sie verhindern, dass Verwundete aus Gaza nach Ägypten gebracht werden. Dann würden sie ja menschliche Schutzschilde verlieren.

  3. @ Hermann: Israel muss nicht die Waffen niederlegen, aber es muss andere Wege zum Frieden finden.

    @ Alexander: Klar hat die Hamas ein Interesse an vielen Opfern. Das ist ja gerade das Problem, dass Israels Regierung durch den Beschuss und die Blockade immer mehr Menschen in die Arme der Extremisten treibt!

    Ganz davon ab: Die Vorstellung, dass mein Telefon klingelt und mir ein Offizier sagt, ich solle mein Haus verlassen, weil gleich eine Bombe nebenan einschlägt, ist trotzdem grotesk, oder? Der Blutzoll ist auf beiden Seiten ja alles andere als gleich verteilt. Dass auf diesem Boden die Saat für Selbstmordattentate aufgeht, ist doch kein Wunder…?

  4. Wäre es dir lieber, wenn er nicht anruft?
    Natürlich wäre es besser, der Anruf wäre gar nicht nötig. Aber diese Praxis zeigt doch, wo menschliches Leben geachtet wird und wo nicht.
    Zum Blutzoll: Was wäre denn eine akzeptable Verteilung für dich? Bzw. wie viele tote Juden würden die Sache rechtfertigen?
    Das führt ja nicht weiter. Fakt ist, dass ein souveräner Staat jahrelang täglich von einer Terrororganisation beschossen wird, ob gerade „Waffenstillstand“ ist oder nicht. Diese Terrororganisation beabsichtigt die restlose Zerstörung dieses Staates und erklärt in ihrer Charta Friedensverhandlungen für Zeitverschwendung. Es als „Wahltaktik“ zu bezeichnen, wenn dieser Staat nun Maßnahmen der Selbstverteidigung ergreift, um seine Bürger zu schützen, empfinde ich als äußerst zynisch.
    Zu deinem Kommentar zu Hermann: Natürlich soll Israel die Waffen niederlegen, das wird ja gerade wieder allseits gefordert.
    Wenn ein psychopathischer Killer meine Kinder verfolgt, ist die Lösung nicht ein Interessenausgleich zwischen beiden Seiten.

  5. @ Alexander: 1. Jeder Tote ist einer zuviel. Nur frage ich mich, wie man als Christ ernsthaft glauben kann, dass Vergeltung und derart massive Gegengewalt ein Mittel zum Frieden sind?

    2. Der Vorwurf der Wahltaktik kommt ja nicht von mir, sondern von Uri Avnery, der sich selbst vom (zionistischen – das gab’s also auch!) Terror abgewandt hat. Ich halte ihn für plausibel – man will Netanjahu verhindern. Der wäre sicher auch der Lieblingsgegner der Hamas.

    3. Niemand fordert ernsthaft eine Entwaffnung Israels. Dass die derzeitige Aktion aber die Eskalation nur verschärft, ist mehr als wahrscheinlich.

  6. Dann sag doch mal, was Israel tun soll, um seine ZIVILbevölkerung vor dem Beschuß durch die Hamas zu schützen? Das ganze Land unterkellern und in Bunker einziehen?
    Leider sehe ich derzeit keine Alternative zu einem militärischen Eingreifen, und das sage ich alsd alter KDV!

  7. @ Hermann: Ich versuchs mal mit der Gegenfrage: Hat denn der Beschuss inzwischen aufgehört? Und ist es zielführend, dafür Zivilisten auf der anderen Seite in Gefahr zu bringen oder zu töten? Oder geht man damit in die Falle derer, die diese Eskalation wollen um einen Flächenbrand im nahen Osten anzuzetteln?

  8. Der Beschuß wird erst aufhören, wenn genug der terroristischen Infrastruktur zerstört wurde.
    Und nicht zu vergessen, die Hamas ist mit einer ziemlichen Mehrheit der dortigen Stimmen in die „Regierung“ gewählt worden. Daher mußich wohl davon ausgehen,dass auch die Ausrichtung der Hamas eine recht breite Unterstützung hat. Ich sage es wirklich ungern, aber jetzt bekommt die Bevölkerung von Gaza die Konsequenzen ihrer Entscheidung zu spüren.
    Und wie sähe es wohl erst aus, wenn die Israelis bei ihren Angriffen wie die Hamas vorgingen…
    So, jetzt aber etwas sinnvolleres: ich gehe beten!
    Und dann gesegnete Nacht dir!

  9. Vielleicht noch ein kurzer Blick in die Historie: Diese zeigt, dass sich die Behauptung vom mangelnden Friedenswillen nicht aufrecht erhalten lässt. Es hat schon diverse ernsthafte und erfolgreiche Friedensinitiativen mit weitreichender Aufgabe eigener Positionen gegeben – und dafür ja immerhin auch einen Friedensnobelpreis.
    Fakt ist auch, dass Israel immer nur auf Angriffe reagiert hat, dass
    Verteidigung in diesem Kontext nicht – wie im kalten Krieg – bedeuten kann an der Grenze stehen zu bleiben, wenn der Gegner aus der Tiefe des Raumes feuert ist eigentlich klar. Auch die These dass bei besseren Lebensbedingungen die Gewalt nachlassen würde ist m.E. sehr zweifelhaft. Der unbedingte, ideologisch-religiös motivierte Vernichtungswille hängt im Letzten nicht von diesen Dingen ab. Es ist hinreichend belegt, das der religiöse & politische Fundamentalismus auch im Wohlstand bestens gedeiht….

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