Der Soziologe Max Weber hatte die berühmte These aufgestellt, dass der höhere Wohlstand protestantischer Gebiete theologische Gründe hatte, nämlich Luthers Arbeitsethik, und die Tendenz im Calvinismus, einen Zusammenhang herzustellen zwischen wirtschaftlichem Erfolg und göttlicher Erwählung.
Nun weist der Bildungökonom Ludger Wößmann nach, dass die (bis heute nachweisbaren) wirtschaftlichen Unterschiede zwischen Katholiken und Protestanten – in diesem Falle: Lutheranern – ebenso gut durch den höheren Bildungsstand letzterer erklärt werden kann. Luther – und später die evangelischen Missionare – legte großen Wert auf Schulen und Bildung, und der evangelische Glaube lieferte auch noch die Motivation zum Lernen für Eltern und Kinder.
Aktuell ist das Thema, weil der Zusammenhang von Religion/Glaube und Bildung heute in der Entwicklungspolitik wieder eine wichtige Rolle spielt. Nur geht es nun um den Bildungsrückstand vieler islamischer Länder.
So lange Bildung nicht als Elite-Status mißbraucht wird und allen zugänglich ist, ist alles vertretbar. Vielleicht bringt uns die höhere Bildung auf das wesentliche: den Menschen so zu sehen und zu achten wie eins Jesus tat. Frohes Neues Jahr 2009!
So ist es. Luther hat sich deshalb schon für Mädchenschulen eingesetzt (heute sind die Jungs ja eher das Problem…)
Ich verstehe die großen Sorgen um immer mehr Bildung nicht.
Mehr Bildung? Der Kabarettist Matthias Richling meint dazu:
„Dann können mehr Arme wissenschaftlich fundiert erklären warum sie arm sind.“
Dem stimme ich zu – wenn es keine Arbeitsethik und keine Arbeitsplätze gibt.
Dennoch: Ein frohes, gesegnetes, friedliches neues Jahr 2009.
Ich mag den Text missverstanden haben…., aber: in welchen Gegenden (von Deutschland) haben wir denn die besseren PISA-Ergebnisse und wenigsten Arbeitslosen? Meinem Wissen nach im Süden der Republik. Der ist, zumindest aus Norddeutscher Sicht, überwiegend katholisch beeinflusst. Oder etwa nicht?
@ Ralf: Das ist in der Studie offenbar auch berücksichtigt und erklärbar. Aus meiner Laien-Perspektive: Der Süden ist ja auch gemischt, Baden-Württemberg überwiegend evangelisch. Und Sachsen und Thüringen haben Bayern ja kürzlich die Rücklichter gezeigt, schultechnisch…
Ich könnte mir vorstellen, dass beide Faktoren eine gewisse Rolle spielen, sowohl das Arbeitsethos als auch der Bildungsgrad, sofern diese tatsächlich unter evangelischen Bürgern in höherem Maße vorhanden sind als bei Katholiken. Ich denke aber, eine klare Korrelation ist doch heutzutage in der Soziologie schwer zu identifizieren, weil die sozialen Kategorien in unserer Gesellschaft mittlerweile so komplex ineinander verschachtelt sind, dass Fremdfaktoren schwerlich ausgeschlossen werden können, oder?
Im übrigen möchte ich nachdrücklich betonen, dass die empirischen Fakten schon unter Vorbehalt stehen, da ich nicht in die Ausgangsstudie mit einbezogen wurde, ansonsten wäre das Ergebnis nämlich anders ausgefallen. (Ich rechne mich natürlich zu den Evangelen). Die Schlüsse über meinen Vermögensstand dürften Euch jetzt nicht allzu schwer fallen… 😉