Eine e-mail hat mich eben an einen Gedanken von neulich erinnert: In Genesis 12 sagt Gott, dass er durch Abraham allen Völkern Segen bringen will und dann kommt (mit höchst problematischer Wirkungsgeschichte) der Satz, dass Gott die verflucht, die Abraham verfluchen.
Manche begründen mit diesem Satz eine Art christlichen Zionismus. Ich denke, dass der Zusammenhang eine ganz andere Deutung nahe legt.
Gott zielt darauf ab, alle in seinen Segen einzuschließen und damit seine ursprünglichen Absichten mit der Welt voranzubringen (elf Kapitel lang wurde erklärt, warum das nötig war).
Jemanden – in diesem Fall Abraham – zu verfluchen, das bedeutet, ihn von dem Segen Gottes auszuschließen. Gott sagt also: Wer einen anderen (etwa aufgrund seiner Nationalität, Geschichte, Hautfarbe) ausschließt, den schließe ich aus. Die einzige Art, dem verheißenen Segen zu entgehen, ist, ihn einem anderen zu missgönnen.
Jesus, der in der Bergpredigt Ausgrenzung jeder Art scharf kritisiert, hat das im Gleichnis vom Schalksknecht dieses Prinzip herausgestellt. Wer anderen Gottes Vergebung, d.h. aber auch seine bedingungslose Annahme, vorenthält, der verliert sie. Wir diskutieren heute darüber, ob Radikale, die das Grundgesetz ablehnen und Menschenrechte mit Füßen treten, nicht damit selbst bestimmte Rechte verspielen. Offenbar gilt das im Reich Gottes – zumindest in dieser Hinsicht – auch.