Alles von vorn?

Die Düsternis am Ende des Jahres hat Sybille Berg auf Spiegel Online ganz treffend eingefangen. Wo von Weihnachten nicht mehr übrig geblieben ist als Zimtgeruch, dann kann man sich dieser Stimmung wirklich nur schwer entziehen:

Das ist diese Festzeit, die Jahresendzeit, wo die Welt starr ist vor Angst, weil wieder alles vorbei ist, sich nichts geändert hat. So sitzen sie in ihren Wohnungen, die dunklen Höhlen gleichen, nach Nahrung riechen, nach Zimtzeug riechen, alles riecht wie eine schwere Wolke aus Mensch und Trägheit, weht nicht mal, steht in den Höhlen, und draußen ist alles tot. Draußen ist nichts, außer Stillstand und dem Warten, dass diese furchtbare Zeit vorübergehen möge, und alles von vorne beginnt.

Sie geht der Frage nach, ob eine neue Liebe das Leben verändern könnte. Und verneint sie. Hat der ganze Weihnachtsrummel das schon so verdeckt, dass sich tatsächlich eine neue Liebe finden ließe, die auch gar nicht in direkter Konkurrenz zum jetzigen Partner steht? Dass man tatsächlich von vorn anfangen kann, ohne am ebenso trüben Ende des nächsten Jahres, vom Stillstand erdrückt unbedingt wieder alles auf Null setzen zu wollen?

Ein Charakteristikum biblischen Glaubens ist, dass er sich vom „ewigen Rad“ der Geschichte gelöst hat und es tatsächlich wagt, Hoffnung auf eine bessere Welt und ein erfülltes Leben zu verbreiten. Hier ist noch einmal einer der alten Verheißungen (Jesaja 60,1-6) für die äußerlich dunkelsten Tage des Jahres. Frohe Weihnachten an alle, die es lesen!

Auf, werde licht denn es kommt dein Licht und die Herrlichkeit des Herrn geht leuchtend auf über dir.

Denn siehe, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker,

doch über dir geht leuchtend der Herr auf, seine Herrlichkeit erscheint über dir.

Völker wandern zu deinem Licht und Könige zu deinem strahlenden Glanz.

Blick auf und schau umher: Sie alle versammeln sich und kommen zu dir.

Deine Söhne kommen von fern, deine Töchter trägt man auf den Armen herbei.

Du wirst es sehen und du wirst strahlen, dein Herz bebt vor Freude und öffnet sich weit.

Denn der Reichtum des Meeres strömt dir zu, die Schätze der Völker kommen zu dir.

Zahllose Kamele bedecken dein Land, Dromedare aus Midian und Efa.

Alle kommen von Saba, bringen Weihrauch und Gold und verkünden die ruhmreichen Taten des Herrn.

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