Während um mich herum die fünfte Jahreszeit beginnt noch ein kleiner Nachtrag aus meiner Žižek-Lektüre zur Rolle bestimmter Formen von Spiritualität in der Konsumgesellschaft: Sie fungieren als Fetisch, sagt er. Der Begriff mag zunächst überraschen, hat aber durchaus etwas für sich:
Fetischisten sind keine Träumer, die sich in ihrer Privatwelt verlieren, sondern hundertprozentige »Realisten«, die in der Lage sind, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie wirklich sind, da sie ja ihren Fetisch haben, an den sie sich klammern können, um die Erschütterung durch die Realität abzufangen. (S. 64)
Žižek spielt auf eine Szene aus „Requiem for a Wren“ an, wo die Helden nach dem Tod ihres Mannes scheinbar ungerührt bleibt, aber zusammenbricht, als der Hund, sein Lieblingstier, überfahren wird. Spiritueller Fetischismus, so verstehe ich das, verbindet uns über Alibi-Gesten und Riten mit einem Leben, das uns die Konsumgesellschaft gar nicht leben lässt. Aber wenigstens halten wir so noch Kontakt zu einem Ideal oder Traum und müssen nicht vor der hoffnungslosen Wirklichkeit kapitulieren:
Der »westliche Buddhismus« ist solch ein Fetisch: er ermöglicht es seinen Anhängern, dem atemberaubenden Tempo des kapitalistischen Spiels standzuhalten, und stützt zugleich die Eigenwahrnehmung, dass man nicht wirklich Teil desselben sei, sondern durchaus sehe, wie sinnlos dieser Zirkus ist. Was wirklich zähle, sei der Seelenfrieden, auf den man sich immer zurückziehen kann.
Und dazu, das sah schon Lesslie Newbigin, gibt es durchaus verwandte Strömungen im Christentum. Was also wirklich zählt, ist eine Spiritualität, die nicht nur die innere Einstellung verändert, sondern die ganze Existenz. Alles andere ist zu wenig und – theologisch gesprochen – ein neognostischer Irrtum: Man hofft nicht mehr auf eine Veränderung der Welt, sondern löst sich aus ihr durch irgendeine Form von „Erleuchtung“.