Die folgende Geschichte von Vincent Donovan zeigt vielleicht etwas von der Schönheit, die ich im vorletzten Post erwähnt hatte. Gleichzeitig ein Anstoß für alle, die Narnia-Bücher wieder auszupacken, bevor im Dezember der Film in die Kinos kommt und uns vielleicht ebenso gute oder noch bessere Anknüpfungspunkte für ein Gespräch mit anderen Leuten bietet wie Mel Gibsons Passion Christi:
Monate später (…) saß ich und sprach mit einem Ältersten der Massai über die Qual von Glauben und Unglauben. (…) Er bedeutete mir, dass das Wort, das ich für ‚Glauben“ verwendet hatte, in ihrer Sprache kein befriedigender Begriff war. Es bedeutete wörtlich ‚zustimmen” Ich wusste selbst, dass dieses Wort ungenügend war. Er sagte, so zu “glauben” sei ähnlich wie ein weißer Jäger, der ein Tier mit seiner Flinte aus großer Entfernung erlegt. Nur seine Augen und Finger waren daran beteiligt. Wir sollten ein anderes Wort finden. Er sagte, wenn ein Mann wirklich glaubt, dann ist das wie ein Löwe, der seiner Beute nachstellt. Seine Nase und Ohren erhaschen die Beute. Seine Beine geben ihm das Tempo, um sie zu fangen. Die ganze Kraft seines Körpers legt er in den tödlichen Sprung und den einen Schlag mit der Vorderpfote ins Genick, der eigentlich zum Tod führt. Und wenn das Tier zusammenbricht, schließt der Löwe es in seine Arme (…), zieht es an sich und verleibt es sich ein. So tötet ein Löwe. So glaubt ein Mann. Das ist Glaube.
Ich sah den Ältesten mit Erstaunen an. Glaube, so verstanden, würde erklären, warum mir, wenn mein eigener weg war, jede Faser meines Wesens weh tat. Aber mein weiser Lehrer war noch nicht fertig.
‚Wir haben dich nicht aufgespürt, Padri,“ sagte er zu mir. ‚Wir wollten nicht einmal, dass du zu uns kommst. Du bist uns gefolgt, von deinem Haus in den Busch, in die Ebenen, in die Steppe, wo unser Vieh ist, und die Hügel, wo wir unser Vieh zum Wasser führen, in unsere Dörfer, in unsere Häuser. Du hast uns vom höchsten Gott erzählt, wie wir ihn suchen müssen, sogar unser Land verlassen und unser Volk, um ihn zu finden. Aber das haben wir nicht getan. Wir haben unser Land nicht verlassen. Wir haben ihn nicht gesucht. Er hat uns gesucht. Er hat uns gesucht und aufgespürt. Die ganze Zeit denken wir, wir sind der Löwe. Am Ende ist der Löwe Gott.”