Bei allem Respekt…

Ein ziemlich mulmiges Gefühl stellt sich ein, wenn man derzeit den Blick nach Russland richtet. Dass aber der lange Arm der Putin-Administration bis in die Redaktion von Sabine Christiansen reichen soll und dort zur Ausladung von Kritikern führte, ist – wenn es sich bewahrheitet – kein gutes Zeichen.

Auf einer etwas anderen Ebene liegt der Auftritt von Yusuf Islam alias Cat Stevens bei “Wetten Dass”. Peinlich aber war für mich auch dort, wie der Gastgeber (Aushängeschild seines Senders, ähnlich wie Christiansen bei der ARD) leicht verkrampft auf Harmonie machte und nicht einmal im Zusammenhang mit dem geänderten Namen das Wort “Islam” aussprechen konnte, sondern nur Umschreibungen oder Vermeidungen von sich gab.

Als sähe er bei einem falschen Wort schon die aus dem Karikaturenstreit bekannten Massen in Teheran, Islamabad oder Kairo sein Foto verbrennen. Man kann natürlich wie Harald Schmidt den Islam grundsätzlich aussparen, weil man nie weiß, wie man wiedergegeben und verstanden wird. Aber dann darf man – Samtstimmen-Nostalgie hin oder her – auch solche Gäste schlicht nicht einladen, sonst wird es grotesk.

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Was mich in beiden Fällen beunruhigt ist die Frage, ob wir nicht gerade eine Nation von Feiglingen werden, die schon vorauseilend den Kopf einziehen und um keinen Preis anecken wollen. Zeigt sich hier ein Klima der Angst vor dem Zorn der Muslime einerseits und dem Geld und Gift der russischen Machtelite andererseits? Sicher, niemand will als gönnerhaft-besserwisserischer Weltpolizist oder fundamentalistischer Scharfmacher andere tyrannisieren.

Aber davon sind wir ja weit entfernt. Bei allem Respekt: Mir scheint eher, wir stecken gerade den Kopf in den Sand und hoffen, dass der Spuk irgendwann vorbei ist. Und übersehen dabei, dass unser verängstigtes Schweigen (ähnlich wie im Kernland der Mafia) die Kräfte, vor denen wir uns fürchten, noch stärkt und den Widerstand lähmt. Das muss doch auch anders gehen. Für Christen gleich dreimal…

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3 Antworten auf „Bei allem Respekt…“

  1. Erstens den Verfolgten und Unterdrückten (ob Christen oder nicht) eine Stimme geben statt immer gleich Proporz herzustellen.
    Zweitens Dinge/Unterschiede beim Namen nennen ohne respektlos zu werden, z.B. wie der Papst neulich in der Türkei.
    Drittens bereit zu sein, dafür ggf. auch Nachteile in Kauf zu nehmen.
    Ist jetzt sehr knapp formuliert, aber ich hoffe die Richtung kommt raus.

  2. Stimme Dir zu. Die Richtung kommt raus. Nur, und hier will nicht „schwarzmalen“ oder sowas, bezweifle ich sehr, dass es in unserem Land genug Christen gibt die das 1. Checken, 2. eine Sicht dabfür haben, dass das Reich Gottes genau in solche Bereiche gehört und 3. bereit sind entsprechend zu leben. Hörst du das Frustration Jaein. Ich frage mich seit geraumer Zeit was das alles bringt was wir hier als Leib veranstalten. Ist mir gerade irgenwie alles peinlich… naja. Wünsche dir auf jeden Fall alles Gute für die Feiertage und einen guten Start in 2007.-Marcus

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