Bemerkenswert

Die Zeit zitiert Kardinal Woelki mit der für offizielle katholische Verhältnisse doch bemerkenswerten Aussage:

»Ich halte es für vorstellbar, dass dort, wo Menschen Verantwortung füreinander übernehmen, wo sie in einer dauerhaften homosexuellen Beziehung leben, dass das in ähnlicher Weise zu heterosexuellen Partnerschaften anzusehen ist.«

Woelki bestätigt das Zitat im Interview, bekräftigt zugleich das Bekenntnis der römischen Kirche zu Ehe und Familie, und sagt außerdem:

»Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen«, heißt es im Katechismus über Menschen, die homosexuell veranlagt sind. Wenn ich das ernst nehme, darf ich in homosexuellen Beziehungen nicht ausschließlich den »Verstoß gegen das natürliche Gesetz« sehen, wie es der Katechismus formuliert. Ich versuche auch wahrzunehmen, dass da Menschen dauerhaft füreinander Verantwortung übernehmen, sich Treue versprochen haben und füreinander sorgen wollen, auch wenn ich einen solchen Lebensentwurf nicht teilen kann.

Bemerkenswert ist das insofern, als Woelki nicht die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten in den Mittelpunkt stellt. Ist das nur freundliche Rhetorik dessen, der weiß, dass sich an der offiziellen Position ohnehin nichts ändern wird, ist das eine Einzelstimme, oder deutet sich da tatsächlich eine gewisse Offenheit an?

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2 Antworten auf „Bemerkenswert“

  1. Ich denke, es ist schlicht und einfach diplomatisch. In einer Stadt, in der der Bürgermeister schwul ist und es auch eine starke schwule Bewegung gibt, ist ein Kardinal schwer vermittelbar, der an der traditionell katholischen Rhetorik festhält.

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