Ökostrom unerwünscht?

Report Mainz wartet mit einem beunruhigenden Verdacht auf: Wasserkraft aus Norwegen könnte in naher Zukunft 60 Atomkraftwerke ersetzen. Aber die Bundesregierung hat anscheinend kein Interesse daran.

Wenn das stimmt, wäre das schon ein dicker Hund…

Share

11 Antworten auf „Ökostrom unerwünscht?“

  1. Natürlich haben sie kein Interesse – der Atomkompromiss war ja ohnehin schon schwer genug auszuhandeln 🙁

    Ich jedenfalls habe schon vor ein paar Jahren dem für mich „zuständigen“ großen Energiekonzern abgeschworen, bin zu einem Ökostromanbieter gewechselt – und bereue es bis heute nicht. Und wenn es nur die Managergehälter sind, bei denen gespart wird !

  2. Leider wechseln zu wenige Nutzer den Stromanbieter, was mir völlig unverständlich ist. Nicht selten ist ja grüner Strom auch noch günstiger als der regionale Kohle/Atomstrom?

  3. Ich frage mich warum die ein sau-teueres Kabel durch die Nordsee legen und gleichzeitig Finnland den Bau eines AKWs plant?
    Wahrscheinlich weil wir den lohnenderen Markt haben. Viel zu hohe Preise.
    Und dann soll auch noch das Geld nach Norwegen fließen?

  4. Wir müssen aber schon die Erzeugung von Strom und die Verteilung auseinanderhalten.

    Dieser Artikel zeigt nur das Perverse an Ökostrom auf: er wird gar nicht mehr produziert, wenn ich mich dafür entscheide. Jeder von uns, der zu einem Ökostromanbieter wechselt, hofft/vermutet ja, dass „für ihn“ dann ein Windrad oder eine Solarpaneele gebaut wird. Das ist aber gar nicht der Fall. Weil wir ja sowieso den gesamten europäischen Strom in ein gemeinsames Netz speisen, kauft sich ein deutscher Ökostromanbieter aus Norwegen nur die Bescheinigung, dass er jetzt „genau den“ dort mit Wasserkraft produzierten Strom hier in Dtld verkauft. Das ist ungefähr so, als würde ich in Hamburg eine Flasche Mineralwasser in die Nordsee schütten und verkaufe dann jemandem in London die Bescheinigung, dass wenn er eine Flasche Wasser aus der Themse holt, es „genau das“ Wasser ist. Also: Bescheinigung reicht, in Dtld. hat sich nichts verändert.
    So kommt es ja für die Skandinavier zu einem doppelt tollen Effekt: die ganze Welt sieht die Gesamtbilanz und sagt „super, ihr habt einen so hohen Anteil erneuerbaren Strom“ GLEICHZEITIG sind schon alle Bescheinigungen verkauft, dass eigentlich genau dieser Strom ja gar nciht in Skandinavien verbraucht wird, sondern in Deutschland. Von den Bescheinigungen transportieren wir deren Strom zu uns… tja, dann müssten die wohl AKW-Strom von uns bekommen… aber wie in der Nordsee, da wird natürlich nix getauscht.

    Also: das Kabel hat nur die Auswirkung, dass der Strom-Ex/Im-port ermöglicht wird. Darauf stellen sich unsere Nachbarstaaten schon ein, dass wir Strom importieren müssen, wenn unsere AKWs abgeschaltet werden. Aber wegen des Kabels ändert sich sonst gar nix. Null. Was hier als Ökostrom verkauft wird sind sowieso nur Zettel, auf denen steht, dass die Norweger „für uns“ ihre Wasserkraftwerke gebaut haben…

  5. @dossier:

    Du schreibst: „Dieser Artikel zeigt nur das Perverse an Ökostrom auf: er wird gar nicht mehr produziert, wenn ich mich dafür entscheide. Jeder von uns, der zu einem Ökostromanbieter wechselt, hofft/vermutet ja, dass “für ihn” dann ein Windrad oder eine Solarpaneele gebaut wird. ….“

    Das stimmt so nun nicht wirklich. Natürlich kann man alles schlecht rechnen und und böse reden. Die Infrastruktur steht ja noch am Anfang und die Lücken dieser führen zu den Importstromverhalten. Das liegt aber an dem Versäumnis der letzten Jahre und Jahrzehnte. (Ähnlich ist es mit Bioobst und Gemüse: da dieser Bereich nicht entwickelt wurde, kann die enorme Nachfrage nur durch quasi unbiologische Importe gedeckt werden. Der Aspekt „regional“ geht da komplett verloren.)

    Davon abgesehen: natürlich ist auch der Zweig der erneuerbaren Energien ein Wirtschaftszweig, der Gewinn machen will und nicht pauschal gut. Ihn aber jetzt als „schlimmer“ als Kohle und AKWs dastehen zu lassen, trifft den Kern erst recht nicht.

    Lange Rede, kurzer Sinn: Anbieter wie Lichtblick und Greenpeace investieren die Gewinne ihres Ökostroms in den Bau neuer regenerativer Nutzungsanlagen. Das natürlich die großen Stromanbieter das nicht machen, liegt auf der Hand. Sie vermarkten jetzt die gesetzlich festgelegten Prozentanteile an Ökostrom separat als Ökostrom, ohne mehr Ökostrom zu erwirtschaften oder da zu investieren.

    Ich fände es generell hilfreich, das Thema nicht als ein Lobbythema zu diskutieren. Es ist ein Wirtschaftszweig, keine Caritas. Es geht eben um Geld. Das man mit Kohle und AKWs nicht nachhaltig und verantwortlich wirtschaften kann, das es einen Weg in neue Energieformen benötigt, sollte unbestritten sein. Ob alles von jetzt auf gleich und mit welchen Strukturänderungen gehen muss, ist eine andere Frage. 100 000 Arbeitslose zu riskieren, nur um sofort von Ruhrgebiets- oder Sachsenkohlestrom auf Skandinavienstrom zu wechseln, ist sicher keine echte Lösung.

  6. @Dossier: Ich kann Deinen Pessimismus nicht nachvollziehen. Natürlich fließt dann „echter“ Strom durch das Kabel, und zwar Strom, der weder zusätzliches CO2 noch Atommüll verursacht. Ob der aus der Wüste oder aus dem Norden kommt, ist egal – Uran und Gas importieren wir ja auch und jammern nicht über Abhängigkeiten…?

  7. @Markus: Ökostrom ist nicht super, es ist schlicht der einzig heute sichtbare Ausweg aus unserem Dilemma mit dem Öl – was ja viel vergessen wird ist, dass wir Öl nicht nur zum verheizen brauchen. Woraus ist denn Plastik hergestellt oder so viele andere „Kunst“stoffe? Was mich stört ist die Augenwischerei, die derzeit betrieben wird. Gar nichts anderes.

    Nimm doch mal ein Elektroauto – mit dem derzeitigen Strommix in Deutschland produziert ein Elektroauto ca. 120 g CO2/100km. Die kleinen konventionellen BMWs/Hondas etc. produzieren nur 90 g CO2/100km. Also müssen wir uns aus meiner Sicht mehr auf die Forschung verlegen und nciht so sehr auf die Großserientechnik – die hilft uns nämlich derzeit nicht (außer uns von Öl auf Gas oder Kohle zu verlegen im Verbrauch).

    Ebenso sieht es bei der Brutto-CO2-Bilanz eines Windkraftwerks aus. Die Masten bestehen aus Aluminium und kaum etwas ist so energieintensiv herzustellen wie Aluminium. Oh doch, Glasfaser ist noch energieintensiver und daraus bestehen die Flügel. Bis also ein Windkraftwerk allein die Energie produziert hat, um die CO2-Produktion seiner Herstellung herauszuholen vergeht mehr als ein Jahrzehnt. Das ist derzeit wirtschaftlich nicht abzubilden, weil ja bei der Produktion „normaler“ Strom zu Großindustriekonditionen eingekauft wird und der Abnahmepreis für Ökostrom künstlich festgelegt ist.

    Also Markus, ich bin nicht gegen Ökostrom, ich möchte uns bloß von der monetären auf die CO2-fokussierte Betrachtung einstellen. Zur Rettung der Umwelt kommt es nur auf die Ökobilanz an (und die wird noch komplizierter, wenn wir erstmal nicht nur auf CO2 schauen, sondern auch auf Methan etc.).

    @Peter: mein Pessimismus war auf die Augenwischerei gerichtet. Das Kabel dient ja nur dem Stromimport nach Deutschland. Die Skandinavier haben ihre Möglichkeiten für Ökostrom schon erschöpft, die bauen jetzt selber AKWs, um dann diesen Strom nach Deutschland zu liefern. Kurze Kontrollüberlegung: warum sollte sich RWE und Konsorten dem Stress hingeben, in Deutschland ein ungeliebtes Kraftwerk zu bauen, wenn sie das mit oder ohne Joint Venture auch im Ausland machen können, wo die Bevölkerung nix dagegen hat? Ergo: das Kabel schwächt nur den Standort Deutschland oder besser: das Kabel ist nur die Konsequenz des heimischen Protests gegen eine Energieinfrastruktur, das wiederum schwächt den Standort Deutschland

  8. Vielleicht muss man „Skandinavier“ hier differenzieren: Die Norweger haben sicher mehr Wasserkraft anzubieten als Finnen und Schweden. Aber dass das Kabel dem Import finnischen Atomstroms dienen soll ist doch eine steile These…?

  9. @Peter: Skandinavien hat ja nun bekanntlich AKWs, siehe nur
    http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kernkraftwerke#Welt

    Schweden geht wieder rein in die Atomkraft, siehe (unverdächtig der Jubelei)
    http://www.taz.de/1/zukunft/umwelt/artikel/1/schweden-gibt-den-ausstieg-auf/

    Schwedens Energiemix: „Es gibt zwei Hauptenergiequellen: Wasser- und Atomkraft. Die in Schweden erzeugte elektrische Energie stammt zu einem Anteil von 50,8 % (2001) aus Wasserkraftwerken an den großen Flüssen (Luleälv, Indalsälv, Umeälv und Ångermanälv) im Norden des Landes und zu etwa 43 % aus Kernkraftwerken. Nur ungefähr 4 % der Stromproduktion stammt aus fossilen Energieträgern. Die Sonnenenergie ist zwar nicht unbekannt, wird aber hauptsächlich in Form von Modulen exportiert.“ (Wikipedia)

    Das Kabel wird nicht differenzieren von Atom- und Kohlestrom, aber das sich andere Märkte darauf einstellen, wie Deutschland seine Energiepolitik fährt, das wird zwischen uns unstreitig sein, oder?

Kommentare sind geschlossen.