Endlich sagt’s mal einer!

… und dann auch noch in der Welt. Chapeau! Diesen Artikel über zunehmend undifferenzierte, derbe Islamkritik, deren Exponenten brutalstmöglich formulieren und sich obendrein von irgendwelchen „politisch Korrekten“ verfolgt fühlen, sollte jeder lesen. Ganz, daher hier kein auszugsweises Zitat.

(Und als Deutscher lohnt der Blick in die Schweiz, wo nach den Minaretten nun deutsche Hochschullehrer zu Sündenböcken der SVP geworden sind. Die Geister, die man ruft…)

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32 Antworten auf „Endlich sagt’s mal einer!“

  1. Naja, wenigstens versucht der Autor auf die Gründe einzugehen, warum es zur Zeit diese Feuilletonschlachten gibt. Es sind ja keineswegs nur Rechtsextreme (die via Ausländerfeindlichkeit auf Stimmenfang gehen) sondern auch und gerade der säkulare Teil der Bevölkerung,der zunehmend Befürchtungen in Bezug auf den Einbruch religiöser Machtansprüche auf das öffentliche Leben hegt. Beispiel: Irland: Blasphemie-Gesetz
    Gott hat immer recht: http://www.sueddeutsche.de/panorama/401/499675/text/

    Besonders erschreckend ist, das islamische und christliche Kirchen Hand in Hand gehen:
    Zitat: „Der Organisation der Islamischen Konferenz kommt das irische Blasphemiegesetz gerade recht. Basierend auf dem Gesetzestext versuchte die Organisation, der 57 muslimische Länder angehören, Druck auf die Vereinten Nationen auszuüben. Sie wollen die Bestrafung von Gotteslästerung als internationales Recht etablieren.“

    Schwimmverbot und Verbot der Teilnahme am Sportunterricht für Töchter muslimischer Eltern, Tragen von Burka, Schleier oder Kopftuch im öffentlichen Dienst, Beschneidung neugeborener Knaben, Kreuze und Nonnen in Schulen, das Schächten von Tieren sind vieleicht Bedürfnisse von Religiösen, aber nicht Teil unserer säkularen,zivilisierten und menschenrechtsorientierten Gesellschaft. Ein Paradoxon ist auch, dass die muslimischen Frauen unter Einsatz ihres Lebens in ihren Heimatländern dafür kämpfen, sich vom Schleier zu befreien, während sie ihn teilweise im Westen zurückfordern.

    Interessante Kommentare dazu auch: http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,672117,00.html

    http://www.fr-online.de/top_news/2188787_Kritik-von-Soziologin-Kelek-Duckmaeusertum-vor-Islamisten.html

    Gruss Frank

    1. @Frank: Vom Duckmäusertum sind wir meilenweit entfernt, aber wie munter auch viele Linke da in die Polemik á la Sarrazin (der ist ja auch in der SPD), ist schon verwunderlich. Die alten Kategorien passen auch hier nicht mehr. Das irische Blasphemiegesetz ist sicher kein Glücksgriff, da hast Du Recht.
      @Johannes: Was absurd ist an dem SZ-Artikel ist die Tatsache, dass hauptsächlich Broder zitiert wird, dann aber von „christlichen“ Hasspredigern geredet wird. Nicht dass es die nicht auch gäbe. Broder würde sich aber nur ungern christlich vereinnahmen lassen.

  2. @Peter zu „Polemik á la Sarazin“
    Nein, gerade bei den Linken gibt es erstaunlich viele Islamfreunde. Teilweise begründet auf einer ausgeprägten Israelfeindlichkeit. Die säkularen Wurzeln sind momentan ganz in Vergessenheit geraten. Lies mal hier (eine FDP-nahe Seite):
    http://www.freiewelt.net/blog-1325/die-linken-und-die-religion.html
    Sarazin ist auch ganz sicher nicht dem linken SPD-Flügel zuzuordnen 😉
    Und Broder ist Atheist, da hast du recht. Der SZ-Artikel ist einfach nur schlecht.

    Zum Thema Blasphemie (Gotteslästerung) noch ein Gedanke:
    Warum bildet sich auch nur ein Mensch ein, er könne GOTT / ALLAH / ELOHIMS Befinden interpretieren und in vorauseilendem Gehorsam SEINEN mutmaßlichen Richtspruch exekutieren? Ist nicht GOTT vorbehalten, die Strafe für „Gotteslästerung“ (wenn es denn so etwas gibt, das 7.Gebot heißt ja „missbrauchen“) selbst festzulegen?

    Gruss Frank

  3. @Frank: Da stimme ich dir zu. Ein Gott, der sich (wegen Gotteslästerung, welch Ironie) verspotten und kreuzigen lässt, scheint kein großes Interesse an Strafverfolgung von Blasphemie zu haben, und der Missbrauch (je nach Zählung 2./3. Gebot) hat eher magische Konnotationen als Spott und Häme.

    Anti-Israel-Koalitionen sind interessante Gebilde. Aber war nicht Marx (wie Broder…) jüdischer Abstammung, oder habe ich das falsch im Kopf?

  4. @ Peter und Frank: Ich bin (auch?) überrascht über Henrik M. Broders Rolle in dem Artikel und in der Diskussion. Dass er Freude an einer Mischung aus Unterhaltung und politisch ernst gemeinter Übertreibung hat, dürfte nicht neu sein. Der Versuch, Denk- und Redetabus zu brechen, um zum neuen Nachdenken anzuregen, ist eine Gratwanderung, das ist bei ihm deutlich. Eine wachsame und kritische Beobachtung von Herrn Broder steht uns sicher gut an, denn immerhin schmückt sich die Evangelische Kirche mit ihm und lässt ihn ausführlich auf ihren Portalen zu Wort kommen, das darf nicht übersehen werden:
    http://www.evangelisch.de/themen/politik/wegen-thilo-sarrazin-deutschland-aufruhr
    http://www.kirche-im-aufbruch.ekd.de/zukunftswerkstatt/filme/12221.html

  5. Ja, die ganze kommunistische und sozialistische Bewegung seit Anbeginn ist wesentlich von Juden geprägt. Darunter versteht man meistens allerdings säkulare Juden. Ein paar bekannte Namen sind Karl Marx,Heinrich Heine, Eduard Bernstein, Leo Trotzki, Moses Hess, Kurt Eisner (unser erster bay. Ministerpräsident), Erich Mühsam, Gustaf Landauer,
    Ferdinand Lassalle.

    Ganz lustig in dem Zusammenhang:
    Karl Liebknecht wurde in der Leipziger Thomaskirche evangelisch getauft. Seine Taufpaten waren Karl Marx und Friedrich Engels. 😉

    Gruss Frank

  6. Mal Losgelöst von den tagespolitischen Scharmützeln hier und dort. Ich denke schon, das unter dem Druck der Globalisierung und Völkerwanderungen (Emigrationsströme), der Islam vor den Scheideweg steht, entweder sein Absolutheitsanspruch auf zu geben, oder zum Faschismus zu werden.

    Auch eine Fr. Margot Käßmann muss sich der Kritik stellen, wenn sie ihre religiösen Überzeugungen Gesellschaftspolitisch ausdehnt. Und die Frage der (gerechten) Gewalt/Krieg ist ja offenbar, auch unter Christen der staatsnahen Konfessionen, nach 2000 Jahren, noch immer nicht abgeschlossen. Aber immerhin gestehen sie dem Staat das Gewaltmonopol zu. Auch keine Selbstverständlichkeit.

  7. @Peter: Nochmal zum SZ-Artikel: Maybe, dass das unter dem Aspekt journalistische Qualität kein Meisterwerk ist. Was für mich greifbar geworden ist:

    Wenn wir uns argumentativ auf dieselbe Ebene begeben wie fundamentalistische Islamisten, dann werden wir auch zu Fundamentalisten. Und wenn man sich die Argumente dann vergegenwärtigt, die man in frommen Kreisen so hört (oder selber bei sich entdeckt), fällt die Diagnose wohl eher schlecht aus.

    Das fängt für mich an bei den eher sanften wertkonservativen Einstellungen nach dem Motto: „Schließlich sind wir hier ja im christlichen Abendland“. Das geht weiter mit tendenziösen (frommen) Vergleichen zwischen dem „Islam an sich“ und dem „Christentum (meiner Prägung) an sich“; logisch, dass der Islam verliert. Am Ende der Fahnenstange stehen die Hassprediger. Und auch die gibt’s ja in unserer frommen Landschaft.

    Ich denke mir: Es muss doch gerade für uns Christen einen anderen Weg geben als diese Art der platten Konfrontation auf einer vollkommen abstrakten Ebene.

  8. @Johannes: Völlig d’accord, an diesen Punkten hat der Artikel auch Recht, zumal wenn man den Horizont einbezieht, den Du beschreibst.

    @Frank: Die Frage, wie der Staat sein Gewaltmonopol nutzt, wird ja wieder heiß diskutiert. Weder für Christen noch für andere gibt es einfache Antworten. Huber hätte so etwas unangreifbar formulieren können. Käßmann versucht das gar nicht, aber so kommt die Diskussion mal richtig in Schwung. Und wieder: Interessant, wie innerhalb der klassischen „Lager“ da ganz verschiedene Meinungen zu Tage treten.

  9. @Johannes

    Bertolt Brecht: Vaterlandsliebe, der Haß gegen Vaterländer

    Herr K. hielt es nicht für nötig, in einem bestimmten Lande zu leben. Er sagte: „Ich kann überall hungern.“ Eines Tages aber ging er durch eine Stadt, die vom Feind des Landes besetzt war, in dem er lebte. Da kam ihm entgegen ein Offizier dieses Feindes und zwang ihn, vom Bürgersteig herunterzugehen.

    Herr K. ging herunter und nahm an sich wahr, daß er gegen diesen Mann empört war, und zwar nicht nur gegen diesen Mann, sondern besonders gegen das Land, dem der Mann angehörte, also daß erwünschte, es möchte vom Erdboden vertilgt werden.

    „Wodurch“, fragte Herr K., „bin ich für diese Minute ein Nationalist geworden? Dadurch, daß ich einem Nationalisten begegnete. Aber darum muß man die Dummheit ja ausrotten, weil sie dumm macht, die ihr begegnen.“

    Es gibt keine Heiligen, die nicht für die großen Räuber Wache stehen – vertreibe die Heiligen und überlasse die Räuber sich selbst, empfahl Dschuang Dsi.

    Gruss,
    Frank

  10. @Peter
    ja, die Käßmann-Geschichte fand ich schon deswegen hochinteressant, weil Sie der üblichen TINA-Meinungsmache (von Thatcher geprägt: „There is no Alternative“)
    eine TATA – Meinung entgegenstellt. There are thousands of Alternatives.

    Gruss Frank

  11. Meines Erachtens werden hier Thema und Modus auf unsachgemäße Weise miteinander verknüpft und in einen Topf geworfen:
    Ich halte die Auseinandersetzung mit dem Islam, mit Inhalten des Koran und mit der „politischen Umsetzung“ religiöser Überzeugungen in vorwiegend islamischen Ländern für (dringend) geboten – und sicher kann man diese Auseinandersetzung als „Islamkritik“ bezeichnen. An der Art und Weise jedoch, wie sie geschieht scheiden sich die Geister. Das „derbe Draufhauen“ und Herabwürdigen stellt uns, die wir Kritik üben (ich meine damit auch sehr konkret auch mich selbst), in der Tat auf eine Stufe mit fundamentalistischen Hasspredigern, andererseits wird oftmals erst in der bewussten Übertreibung – wie sie bspw. Broder betreibt – deutlich, wo die Knackpunkte liegen.
    Für mich wäre es sehr hilfreich, wenn „öffentlich wirksame“ Christen aus biblischer Sicht zu strittigen Fragen Stellung nähmen und in der Gegenüberstellung von „eigenem“ Evangelium zu „fremder“ koranischer Offenbarung Unterschiede und / oder Gemeinsamkeiten herausarbeiteten.
    Ich habe (sehr laienhaft) versucht, am Beispiel des „Missionsbefehls“ einen wesenhaften Unterschied zur Entstehung des Islam zu skizzieren – als eigene Auseinandersetzung mit einem Artikel über „Islamkritiker“
    http://himmelunderde.wordpress.com/2010/01/10/geht-nun-hin-und-macht-alle-nationen-zu-jungern/

    Von Theologen, die das Problem verständlich unters Volk bringen könnten, fühle ich mich – ehrlich gesagt – mehr als im Stich gelassen. Broders Einlassungen kann ich mühelos folgen – auch wenn ich mich damit ins unwegsame Grenzgebiet von Meinungsfreiheit, Toleranz und berechtigter Kritik begebe.

  12. Ja, sie hätte nur eine überzeugende aus den tausend Alternativen auch konkret beschreiben müssen. Wirklich kritisch war ja ihre gewagte Behauptung zum dritten Reich und dem Zweiten Weltkrieg.

    Es gibt ja auch eine radikalpazifistische TINA-Logik, oder?

  13. @Peter
    das stimmt schon. Das ist der nächste Schritt. Vieleicht zu Ostern? Ich möchte da nochmal an die vehemente, auch glaubhafte, Kritik Johannes Pauls zum Irakkrieg erinnern.

    Was die Radikalpazifisten angeht, weiss ich nicht, was du meinst. Entweder ist man Pazifist (prinzipielle Ablehnung von Gewalt zur Konfliktlösung), oder eben nicht.
    Sind die Quäker nicht auch Pazifisten?

    Gruss Frank

  14. Nachtrag zu meinem Kommentar: „… die wir Kritik üben (ich meine damit auch sehr konkret auch mich selbst), in der T …“
    Damit wollte und will ich keinesfalls sagen, dass ich den „derben Stil“ gut finde, aber ich kann mich auch nicht davon frei sprechen, mich ab und an im Ton vergriffen zu haben und fürchte, dass mir das im Eifer auch immer wieder mal passieren wird … 🙁

  15. @Rika: Ist ja auch kein Problem, so lange der selbstkritische Blick da ist und nicht in den selbstgerechten umschlägt – und wer wäre über diese Versuchung erhaben… 🙁

  16. Bei der „Islamfrage“ muss natürlich auch die Frage der Kausalität beachtet werden. Natürlich hat nicht alles Böse, was (Namens)Muslime tun, mit dem Islam zu tun. Somit mag der Welt-Artikel nicht ganz falsch sein 🙂 Die Frage, wie man den Koran zu interpretieren hat, hängt aber auch sehr eng mit diesem Thema zusammen.

    Aber Fakt ist schon, dass wir gerade mit muslimischen Jugendlichen in Europa große Probleme haben. Hier ein trauriges Beispiel, wo muslimische Schülerinnen einer Berliner Schule blonde Polinnen terrorisieren: http://polskaweb.eu/die-opfer-sind-meist-polinnen.html

    Dass hier überhaupt keine Kausalität zwischen der Handlung und Ihrer Religiösen Einstellung & Prägung besteht, ist nicht mein Eindruck.

    Solange solche Probleme aber einfach „klein geredet“ werden, wird die Skepsis gegenüber dem Islam in Deutschland steigen. Sofern ein flächendeckender Moslemhass entstehen sollte, könnte dies sehr wohl zu einem Albtraum werden. Nur schürt m. E. die naive Toleranz gerade eine solche Tendenz (siehe Niederlande).

  17. @Henni: Niemand schlägt vor, Probleme kleinzureden, und naive Toleranz ist m.E. noch gar keine echte Toleranz, weil sie die Andersartigkeit des anderen nicht richtig zur Kenntnis nimmt. Andererseits fängt Gewalt eben mit Sprach- und Denkmustern an, und da hat sich auf der Seite der Islamkritiker etwas bedenklich zugespitzt in letzter Zeit. Wenn sich das auswächst, dann kann es aber auch ganz leicht auf andere Minderheiten übergreifen. Es ist eben doch eine echte Intoleranz.

    Den Polinnen-Artikel habe ich nicht gelesen, wäre nur vorsichtig damit, wenn sich Polen als Opfer irgendeiner Gruppe beschreiben. Polnische Medien sind ja nicht alle berühmt für differenzierte Beschreibungen…

  18. Soziologe Prof. Gess wegen Religionskritik bedroht

    Prof. Gess ist eines der letzten lebenden Mitglieder der sog. „Frankfurter Schule“, der „kritischen Theorie“ von Adorno, Horkheimer und Habermas.

    http://mt-online.de/lokales/regionales/3344523_Islam-Kritik_beschaeftigt_Ermittler.html

    http://www.nw-news.de/owl/3346293_Muslime_fuehlen_sich_beleidigt.html

    Besonders erschreckend: „Dieser Mann ist eine Ameise. Er hat an einer Hochschule nichts zu suchen“ fordert Ayhan

    Was macht man mit Ameisen? Tottreten? Bekommen wir unseren „nächsten Fall Westergaard“ schneller als gedacht?
    Prof. Gess nimmt eine These von Sigmund Freud auf. Religion als „kollektive Zwangsneurose.“ Von Christen, Juden, Buddhisten o.a. habe ich bisher keine besondere Reaktion dazu gelesen oder gehört. Dien meisten gehen wohl mit einem Schulterzucken drüber weg.

    Gruss Frank

    P.S. siehe hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Frankfurter_Schule

    1. Christen sind das halt schon gewöhnt. Aber natürlich ist das keine seriöse Religionskritik, Leute pauschal für verrückt zu erklären. Und die meisten Psychiater würden dem wohl nicht zustimmen. Die Drohung bzw. der Sprachgebrauch ist natürlich inakzeptabel. Also, da haben sich schon die richtigen zusammengefunden…

  19. Ich würde eher sagen, wirklich gläubige Christen lassen sich nicht davon irritieren und bitten Gott um Vergebung und Erleuchtung für Prof. Gess. Oder? Ich als Agnostiker habe ja nun doch einige Hagiographien bei mir, die ich sehr gerne lese (z.Zt. wieder Martin von Tours von Walter Nigg). Martins eintreten gegen „Ketzerprozesse“ sucht auch seinesgleichen.

    Gruss Frank

    P.S. zu Gess und seinem Bezug auf Freud noch folgende Textstellen:
    http://www.zum.de/Faecher/kR/Saar/gym/projekt/rel_krit/freud/freud.htm
    http://www.dober.de/religionskritik/freud.html

  20. Der Weblog von Heinz Gess:
    Stellungnahme

    …Naja. Was ich so quer gelesen habe, ist das alles im Rahmen der Wissenschaftlichen Freiheit. Ich hab langsam das Gefühl, in nicht mehr all zu fernen Zeiten, werden wieder Bücher verband, wenn das so weiter geht.

  21. @ Frank: Beim Durchsehen dieser Diskussion ist mir doch folgender merkwürdige Satz von dir aufgefallen: „Ja, die ganze kommunistische und sozialistische Bewegung seit Anbeginn ist wesentlich von Juden geprägt.“ Und dann die Aufzählung. Ist das Ironie? Falls nicht, stimmt etwas nicht mit dieser Wahrnehmung …

  22. @Werner
    Deinen Kommentar verstehe ich nicht. Ich stelle Tatsachen fest und belege sie mit Namen.
    Warum soll das Ironie sein??
    Vermutest du, ich meinte das abwertend? Da kann ich dir versichern, ganz sicher nicht.

    Vielen Menschen ist heutzutage ein Geschichtsbewußtsein entglitten, kaum dass
    jemand zwischen Fantasy und Realität unterscheiden kann. Bestes Beispiel:
    Die Trickfilmserie „The Flintstones“ hat maßgeblich dazu beigetragen, dass viele Leute glauben, Dinosaurier und Urmenschen hätten zur selben Zeit gelebt.

    Nur wenn wir wissen, wo wir herkommen, wissen wir, wer wir sind.

    Gruss Frank

  23. @Werner

    Ist doch witzig, das die Nazis das Bild von den Juden, als Weltverschwörer, Meuchelmörder und asoziale Turbokapitalisten prägten (Man schaue sich nur mal die Ergüsse in YouTube über Michel Friedman an), aber andererseits sind da die 267 Kibbuzim mit Gütergemeinschaft, oder der ersten Ministerpräsidenten der Bayerische Räterepublik Kurt Eisner. Der Mörder von Kurt Eisner war selber Jude und wurde trotzdem zum Helden der NSDAP stilisiert.

    Ich frag mich immer wie Blödheit und Faschismus in Beziehung zueinander stehen. Macht Faschismus blöd, oder muss man verblödet sein um Faschist zu werden? Das ist wieder so ein klassisches Beispiel für ein Henne-Ei-Problem. (Okay, nicht für Kreationisten – ich weiß!)

  24. Ich fürchte, „blöd“ trifft es nicht. Ich habe gerade beim Manfred Lütz gelesen, dass er es für unfair gegenüber psychisch Kranken hält, Hitler als verrückt zu bezeichnen. Er hat wohl Recht. Man unterschätzt die Nazis, wenn man meint, sie seien geistig minderbemittelt. Sie sind clever, aber sie sind … bösartig. Irgendwie kommt man dann um dieses Wort nicht herum.

  25. @ Frank: mit etwas Verspätung, sorry.
    Die Aneinanderreihung von einzelnen Fakten und Namen ist noch längst kein „Geschichtsbewusstsein“, sondern eine bewusste Konstruktion. Was hat die religiöse (oder ethnische) Verwurzelung der von dir genannten Personen mit ihrer politischen Überzeugung zu tun. Mich würde interessieren, mit welcher Intention du diesen Satz oben geschrieben hast: „Ja, die ganze kommunistische und sozialistische Bewegung seit Anbeginn ist wesentlich von Juden geprägt.“ ? Es ist dir sicherlich bewusst, dass dieses „Geschichtsbewusstsein“ Teil der antisemitischen Propaganda Nazis gewesen ist … Daher meine irritierte Nachfrage.

  26. @Werner

    Die Nazis waren Antisemiten aber sie haben den Antisemitismus nicht erfunden. Der Antisemitismus der Nazis ist so irrational wie der von Martin Luther.

    „Jude“ an sich ist noch kein Schimpfwort. Genauso wenig wie „schwul“. Wenn Muslime oder Nazis abfällig über Juden sprechen, verwenden sie „Jude“ wie ein Schimpfwort. Ich bin zwar auch sensibilisiert, wenn über Judentum gesprochen wird, aber in Franks Beitrag vermag ich kein Antisemitismus zu erkennen. Mag sein, das sich ein Jude mit dem Wort „Kommunist“ verunglimpft fühlt. Oder umgekehrt ein Kommunist mit der Bezeichnung „Jude“, aber das sagt dann er was über die politische Einstellung Desjenigen aus, der sich verunglimpft fühlt, würde ich mal sagen.

  27. @Werner
    möglicherweise wird es dir klarer, wenn ich den Kontext erläutere, in dem ich den Text schrieb: Ich bin das, was man umgangssprachlich einen „Linken“ nennt. Ich weiß,
    in welcher Genealogie ich stehe und auf welcher Riesen Schultern. Ich bin stolz auf den
    „Stammbaum“ und die „Ahnen“ 😉
    Als die Nazis die Juden aus Deutschland und Europa vernichteten, vernichteten sie die
    Blüte des geistigen, kulturellen und wissenschaftlichen Lebens in Europa. Wir haben uns
    bis heute nicht davon erholt und nur ein Abglanz der Weiten von Humanität und Wissen
    rettete sich über ´45. Man könnte heulen.

    Gruss Frank

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