Die Begeisterung für Männergruppen und Männerarbeit hat bei mir nie gezündet. Ich fühle mich unter Männern wohl, aber ich bin da auch nicht mehr ich selbst als sonst. Ich bin recht gut ohne Initiationsriten durchs Leben gekommen (auch wenn mir jetzt vermutlich gleich ein paar Leser beweisen wollen, dass mir Substanzielles für meine Identität entgangen ist und ich das bloß nicht erkenne oder wahrhaben will). Macho-Christen wie Mark Driscoll und klischeeverhaftete Bücher wie die von John Eldredge fand ich immer ausgesprochen peinlich.
Diese Woche habe ich zum ersten Mal begriffen, warum wir uns tatsächlich dringend um Männer kümmern müssen. Ulrich Brand und Markus Wissen beschreiben in ihrem Buch „Imperiale Lebensweise“ sehr zutreffend, dass sich unser aktuelles Krisen-Konglomerat aus Klimawandel, Ressourcenextraktion, Externaliserung der ökologischen und sozialen Kosten, und einer Tendenz zu autoritären und hierarchischen Formen der Machtausübung tief in die Geschlechterverhältnisse eingeschrieben hat. Immer noch verrichten Frauen weit mehr unbezahlte Sorgearbeit oder schlecht bezahlte ungelernte Tätigkeiten. Und Männer haben im Schnitt nicht nur marginal größere Füße, sondern mit ihrer Liebe zu Verbrennungsmotoren oder ihrem deutlich höheren Fleischkonsum einen wesentlich höheren ökologischen Fußabdruck als Frauen: „Der andro- und eurozentrische Lebensentwurf einer hegemonialen Männlichkeit ist integraler Bestandteil der imperialen Lebensweise.“ (S. 54)
Also lasst uns all die Sachen machen, die Männer toll finden…
… Moment, stop, nein:
Lasst uns Sachen finden, die Männer gern tun, ohne dabei gleichzeitig anderen die Folgekosten für den Spaß aufzubürden. Ohne Diesel und Dry Aged Beef. Und währenddessen reden wir dann von Mann zu Mann darüber, wie wir die Verantwortung dafür übernehmen können, dass künftige Generationen auf dieser Erde in Frieden leben. Über den Mut zu anderen Lebensentwürfen als dem androzentrischen und imperialen.
So könnte ein Schuh draus werden. Und wenn Frauen gelegentlich dabei wären, wäre das kein Problem.