Diese Woche wurde ich auf die Exerzitien angesprochen, an denen ich vor dreieinhalb Jahren teilgenommen habe (hier habe ich meine Eindrücke damals festgehalten). Die Frage dazu lautete: „Hat das gehalten? Kannst Du Dich erinnern?“
Die Frage klang noch eine Weile nach, und ich begann auf einmal selbst zu staunen, wie viel sich seitdem verändert hat. Natürlich erinnere ich mich! Die Erfahrungen in der Kontemplation und die Einübung in diese Grundhaltung haben mein Gottesbild verändert – die Vorstellung, die allem Leben, Denken und Beten zugrunde liegt und sich nicht in Sätze fassen lässt (jedenfalls nicht erschöpfend), sondern die Summe aller Erfahrungen bildet, die sich in meine Seele eingeprägt haben – es hat neu zu leuchten begonnen.
Hin und wieder bemerke ich die Auswirkungen dieses Wandels: Ich erlebe mich gelassener in unsicheren oder angespannten Situationen. Mein Denken und Reden über Gott (also meine Theologie) hat sich geweitet und geschärft. Ich merke auch, dass ich unbefangener rede. Eine ganze Reihe von Beziehungen (enge und weniger enge) haben sich geklärt, neue Freundschaften sind entstanden und „alte“ wurden aufgefrischt. Ich treffe meine Entscheidungen anders – vor allem fällt mir das Neinsagen und die Beschränkung auf das Wesentliche leichter. An manchen Situationen und Personen reibe ich mich heute nicht mehr auf. Und je mehr mir Gott im Gewöhnlichen begegnet, desto weniger steht mir der Sinn nach dem Außerordentlichen – das lässt sich ohnehin nicht forcieren.
Freilich sind das graduelle Veränderungen, die nichts mit Perfektion zu tun haben. Ich habe vielmehr das Gefühl, erst am Anfang einer weiten Reise zu stehen, und sehe viele Menschen, die mir voraus sind. Und doch breitete sich Dankbarkeit aus, als ich begann, auf diese Wegstrecke zurückzublicken und zu spüren, was alles schon neu geworden ist. Vor allem, weil es ja nichts ist, was ich mir durch irgendwelche Anstrengungen erarbeitet hätte. Deshalb kann ich darüber hier auch ganz entspannt schreiben.