Aktive Hoffnung – drei Stories

Ich bin den Gedanken von neulich etwas mehr nachgegangen und zwar mit dem Buch Active Hope: How to Face the Mess We’re in Without Going Crazy von Joanna Macy und Chris Johnstone. Die Autoren beschreiben dort drei unterschiedliche Erzählungen, an denen wir uns Lebensgefühlt und unsere Entscheidungen in der Regel ausrichten. Damit aber prägen sie den Umgang mit Schöpfung, Umwelt

Die erste Geschichte heißt „Business as Usual“. Wir machen einfach weiter wie bisher und hoffen, das mehr vom Selben (d.h. Wirtschaftswachstum) uns eine stabile und lebenswerte Zukunft beschert, schließlich hat das ja lange ganz gut funktioniert für die meisten von uns. Es geht darum, vorwärts zu kommen (als einzelne, als Firma, als Nationalstaat) – für die Probleme anderer sind wir hingegen nicht zuständig.

Die zweite Geschichte ist die vom großen Absturz: Die Wirtschaft erlebt verheerende Einbrüche, die Ressourcen sind endlich und dieses Ende wird desto schneller erreicht, je weniger wir die Endlichkeit im Blick haben und alles zumüllen, das Klima wandelt sich und das Artensterben beschleunigt sich, soziale Spaltung und gewaltsame Konflikte nehmen zu oder dauern unvermindert an.

Diese beiden Erzählungen stehen in krassem Widerspruch zu einander. Die eine immunisiert Menschen gegen drohende Katastrophen, die andere kann in Hoffnungslosigkeit umschlagen. Als dritte Option steht noch die Geschichte von der großen Wende im Raum: Die Lage ist zwar sehr ernst, aber noch besteht die Möglichkeit, etwas daran zu verändern, und wer es ernsthaft versucht, der entdeckt mehr Verbündete, als er zu hoffen gewagt hatte.

Bevor ich die letzte Geschichte noch etwas genauer beschreibe, vielleicht kurz noch dies: Sie steht der christlichen Eschatologie deutlich näher als die beiden anderen. Weder sieht der christliche Glaube die Welt auf einem steten Aufstieg durch Fortschritt und Wachstum, noch sieht sie alles hoffnungslos im Verfall begriffen. Und nicht zuletzt sieht sie Gott als treibende Kraft in und hinter allem Wandel zum Guten. Strukturell also steht die Geschichte von der großen Wende dem Evangelium am Nächsten, auch wenn von Gott da (noch) keine Rede ist.

Damit es zu dieser ökologisch-sozialen Wende kommt, muss auf drei Ebenen etwas vorangehen – beziehungsweise „zurück“, nämlich in eine gesunde Richtung: Erstens geht es um Wege, die weitere Zerstörung unserer Lebensgrundlagen und Ökosysteme zu verhindern. Zweitens brauchen wir neues, kreatives Denken und dann auch Strukturen und Systeme, die den Wandel befördern: Kommunikation, Ökonomie, Transportwesen, Landwirtschaft, Bildung, Psychologie etc. Auch diese wachsen nur allmählich heran, aber ohne sie laufen wir der Zerstörung immer nur hinterher. Drittens aber ist ein Bewusstseinswandel erforderlich. In der Wissenschaft wir im Bereich der Spiritualität haben Menschen in den letzten Jahren entdeckt, dass wir nicht nur ein Teil unserer Welt sind, sondern wie alles mit allem zutiefst zusammenhängt.

Nicht jeder wird überall gleichzeitig einsteigen, aber gemeinsam sollte man alle Ebenen im Blick behalten, wenn der Wandel nicht versanden soll. Mehr dazu in Kürze.

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