Pragmatismus schlägt Dogmatismus

Immer für eine Überraschung gut, so oder so, ist der amerikanische TV-Prediger Pat Robertson. Nun hat er Anhänger wie Kritiker mit der unmissverständlichen Aussage verblüfft, die Erde sei keine 6.000 Jahre alt – diese Behauptung hielt sich lange in christlich-fundamentalistischen Kreisen.

Und auch der Grund für den Meinungsumschwung wird deutlich: Wer Sachen behauptet, die wissenschaftlich widerlegt sind, der verliert die nachfolgende Generation, konstatiert Robertson kurz und bündig. Und tatsächlich haben die konservativen Evangelikalen in den USA ein gravierendes Nachwuchsproblem.

Das Spannende an dieser Sache ist, dass es hinter allem irritierenden Dogmatismus einen noch robusteren Pragmatismus gibt. Der schlägt vielleicht erst spät zu, aber dann setzt er sich durch. Bevor der Glaube ausstirbt, wird er halt doch modernisiert. Ein bisschen wenigstens. Vom Kreationismus dürfte sich Robertson damit noch nicht unbedingt verabschiedet haben. Aber seine Nachfolger erledigen das dann vielleicht demnächst.

Der ernüchternde Aspekt bleibt freilich der: So lange diese Jungs Oberwasser hatten, haben sie alles Störende abgeblockt. Wenn sie nun geschwächt sind, werden sie umgänglich – ein allzu menschlicher Mechanismus, der nicht auf bestimmte theologische Richtungen beschränkt sein muss.

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