Müdigkeit und Langweile auf einem Langstreckenflug haben mich tatsächlich dazu gebracht, The Avengers anzuschauen. Die ewig alte Story: Comic-Superhelden retten die Welt, mit unendlich viel Feuerwerk und zwischendrin einer hübschen, schlagkräftigen Frau, Laserblitze fliegen so langsam, dass noch Zeit zum Ausweichen bleibt, Manhattan wird zum hundertundx-ten Mal in Trümmer zerlegt; eigentlich alles nicht der Rede wert.
Wäre da nicht die ein Szene gewesen, zur Stärkung des teutonisch-düsteren Elements in „Stuttgart“ angesiedelt, wo der Bösewicht Loki (diesmal hat man auf der Suche nach noch unverbrauchten Schurken die germanischen Mythen geplündert – Thor muss dafür bei den „Guten“ helfen) das Publikum des Opernhauses durch eine Demonstration willkürlicher Gewalt auf die Knie zwingt. Und dann sagt dieser „Gott“ sinngemäß zu den zitternden Stuttgartern: „Seht Ihr, so ist es richtig, dafür seid Ihr doch in Wahrheit geschaffen worden.“ Friede durch absolute Unterwerfung.
Auch keine neue Idee, aber sie hat mich unwillkürlich an das Gottesbild von John God-Is-Angry Piper erinnert, wohl weil ich tags zuvor diesen Post von Roger Olson gelesen hatte. Olson setzt sich mit dem Gott der Willkür auseinander, den Piper aus seiner extremen Calvin-Interpretation her zeichnet. Mir war das eben deshalb schon immer fremd, weil Zorn und Unterwerfung, Drohung und Einschüchterung so im Mittelpunkt stehen. Und nachdem ich diese Frage schon mehrfach aufgeworfen habe, hier nochmal Olsons Formulierung derselben:
Ich sage jetzt nicht, Piper ist kein Christ; ich sage nur, seine Ansichten sind viel, viel schlimmer als Open Theism. Open Theism [eine Art Prozesstheologie] bewahrt wenigstens Gottes Charakter. Und ich sage, dass ich nicht guten Gewissens einer Gemeinde angehören könnte, die Piper oder einer seiner Anhänger leitet (…). Ich würde mir wünschen, dass gemäßigte Calvinisten sich gegen Piper stellen, wenn er solche Sachen sagt (und gegen seine Imitate, wenn sie das wiederholen). Dass das nicht geschieht, macht mir wirklich Sorgen. Was denken die nur?
(Wer sich weiter mit der Problematik neoreformierter Positionen auseinandersetzen will, kann bei Krish Kandiah weiterlesen)

