Angst vor dem Kontrollverlust

Der britische Dramatiker Simon Stephens spricht diese Woche mit der Süddeutschen über seine Kritik am Europa-Kurs der Tories, der die Schlagzeilen in den letzten Tagen beherrschte. Es geht viel um die Angst vor dem „Anderen“ und deren Missbrauch.

Dabei ärgert ihn besonders die scheinheilige Argumentation über mangelnde demokratische Legitimierungen von Entschlüssen der EU – ein Argument, das man hier ja auch ab und zu hört. Stephens‘ Antwort lässt an Klarheit nichts zu wünschen übrig. Vielleicht ist der Ärmelkanal ja doch nicht endgültig breiter geworden:

Der öffentliche Diskurs über die EU in Großbritannien ist geprägt von dem Widerwillen, sich den Launen und Entscheidungen einer Institution zu beugen, über die wir nur begrenzte demokratische Kontrolle haben – warum sollten wir tun, was Europa uns sagt? Das scheint auch der Grund für die Popularität von Camerons Blockade zu sein. Aber dieselben Leute haben anscheinend keine Probleme mehr damit, sich den Launen und Entscheidungen einer deutlich weniger legitimierten Institution zu beugen, nämlich der sogenannten City.

… Die Heuchelei von Leuten wie Cameron und Johnson ist, dass sie sich jetzt, heimlich oder öffentlich, die Hände reiben und sich über die Krise des Euro freuen. Dabei war es ja nicht der Euro, der die europäischen Volkswirtschaften hat kollabieren lassen, sondern die Art von Bankgeschäften, die diese Politiker selbst so eifrig beschützen.

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