Gut weg gekommen

Nicht immer kommen Christen (zumal wenn sie aus evangelischen Freikirchen stammen, die sonst eher als Sekten gelten) so gut weg in den Medien, wie der brasilianische Starfußballer Kakà heute in der Zeit, wo er als Gottes schöner Botschafter gehandelt wird.

Den Titel hat er sich aber auch tatsächlich verdient, weil sein Leben und sein Fußballspiel tatsächlich eine Botschaft vermitteln:

Es war im ersten Jahr des neuen Jahrtausends. Kakà stand in Brasilien am Rande eines Swimmingpools und sprang in ein Becken, in dem nicht genug Wasser war. In seinem Hals brach ein Wirbel, er hätte gelähmt sein können und das Fußballspielen aufgeben müssen. Das Glück, das ihm nichts passierte, rechnet er einer höheren Instanz zu: „Gott hat mich gerettet.“ Er ist evangelisch, gehört einer brasilianischen Freikirche an und lebt nach der Bibel. Das T-Shirt „I belong to Jesus” trug er erstmals zum WM-Finale 2002 Deutschland gegen Brasilien. Auch im Finale der Champions League gegen den FC Liverpool brachte es ihm Glück. Nach jedem Tor reckt er beide Arme dem Himmel entgegen und dankt Gott. Manchmal, sagt er, denken seine Mannschaftskollegen, er sei ein bisschen seltsam. Eine Rote Karte hat er noch nie bekommen. Zehn Prozent seines Einkommens spendet er der Kirche.

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Emergent-Nachlese (5): Bibel-Pingpong

Dscf1066-2Über Jasons Blog habe ich diesen intelligenten Post von Chris Tilling zum Thema Proof-texting gefunden. Brian McLaren hat am Samstag auf dem Emergent Forum mit der interessanten Beobachtung aufgewartet, dass in Streitfragen oft die Methode, mit einzelnen, isolierten Belegstellen zu arbeiten ein ganz anderes Resultat ergibt (und in der Regel die herrschenden Machtverhältnisse rechtfertigt), während die Argumentation vom großen Bogen der Geschichte Gottes eher befreiende Ansätze hervorbringt. Rob Bell und seine Leute nannten das den redemptive arc.

Mir erging es neulich so mit der Frage nach Frauen in Leitungsfunktionen, Brian spielte auf Sklaverei und Apartheid an, man könnte auch die Todesstrafe und andere Themen an dieser Stelle nennen. Isolierte Textportiönchen lassen sich so organisieren, dass sie den damaligen wie den heutigen – darauf hebt Chris Tilling ab – Kontext verschleiern:

… when they read scripture, it is used to decorate this pre-given, this assumed narrative concerning the meaning of faith, Christ, and the church. This is done even though assumed their social discourse is profoundly unbiblical in its wider concerns and shape. The failure of much conservative evangelical rhetoric is not that they use scripture in their arguments, but that their assumed ‚Christmas tree‘ upon which they often decoratively hang scripture, is in desperate need of reformation

Im übrigen sind die biblischen Aussagen in den meisten Fällen gar nicht auf einen stimmigen Nenner zu bringen. Es wird immer wieder mal ein Vers übrig bleiben, der in eine andere Richtung deutet. Und in manchen Fragen, etwa ob Todesstrafe oder nicht, gibt es nur ein entweder/oder. Ich kann nicht alle Aussagen der Schrift zu einem Thema aufmalen und dann die geometrische Mitte suchen. Ich muss nach der Richtung der Bewegung fragen und manchmal weiter gehen als Paulus & Co.

Wenn also jemand kommt und plump apodiktisch behauptet “die Bibel sagt”, dann stellt sich schon die Frage, was er damit rechtfertigen will. Aber man kann die Freunde des Proof-Texting nicht mit Bibelstellen-Pingpong auskontern. Wenn das ginge, gäbe es auch keine Zeugen Jehovas mehr. Man muss ihre Methode zurückweisen und das Gespräch auf eine andere, biblischere Basis stellen.

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Emergent-Nachlese (4): Die zwei Listen

Ein Schlüsselerlebnis, von dem Brian letzte Woche mehrfach berichtet hat, war eine Freizeit mit Jugendlichen vor gut zwanzig Jahren. Zuerst fragte er die Gruppe nach den Problemen, über die man sich in der Kirche Gedanken macht. All diese Themen schrieb er auf ein Flipchart und hängte es an die Wand: Musikstil im Gottesdienst, Umgang mit bestimmten Geistesgaben, dürfen Frauen predigen, und so weiter.

Dann fragte er nach den Themen, die unsere Gesellschaft beschäftigen: Hunger, Bevölkerungsexplosion, Krieg, ABC-Waffen und einiges mehr. Er hängte diese Liste an die gegenüber liegende Wand. Sie hatte mit der ersten Liste nichts gemeinsam. Die Frage war und ist seither: für welche Liste setzen wir unsere Zeit, Kraft und Talente ein?

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