Während der Stillen Tage in Nether Springs bekam ich von meiner Begleiterin ein Bild in die Hand gedrückt, das ich den Tag über betrachten sollte. Ein Kind saß auf dem Arm und legte seine Arme um den Hals eines Erwachsenen. Die Gesichter der beiden waren nicht zu sehen, nur diese Umarmung.
Im ersten Augenblick dachte ich, ich muss mich jetzt korrekterweise als das Kind und Gott als den Vater sehen. Aber es ging irgendwie nicht. Stattdessen dachte ich unwillkürlich an das anhänglichste meiner Kinder, und wie gut es mir tut, es im Arm zu halten. Seit mehreren Tagen weit weg von zuhause fehlte mir das noch mehr. Ich erinnerte mich an die tiefen Gefühle, die in mir aufsteigen, wenn ich von einem kleineren, zerbrechlichen Wesen so schweigend umarmt und gedrückt werde.
In so einem Moment erscheint die Frage, wer hier für wen da ist und wer wem etwas Gutes tut, als völlig absurd. Ich begann zu ahnen, dass es Gott mit mir genauso geht: Ich kann vielleicht nicht viel für ihn tun, das er nicht selber besser tun könnte. Und so richtig beeindrucken kann ich ihn schon gar nicht. Aber wenn ich mich in seine Arme fallen lasse, ob fröhlich oder traurig, müde oder munter, dann tut ihm das auch gut. In dieser Hinsicht denke ich, ist es vielleicht doch erlaubt und angebracht, ausnahmsweise einmal von mir selbst auf Gott zu schließen.
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