Attraktive Erfindung

Nach der Vorstellung von Apples iPhone (mal sehen, ob es den Namen behält…) bin ich nun gespannt, wann der erste Blogger die Neuerfindung des Telefons zum Modell für die Neuerfindung von Kirche/Gemeinde/Christsein macht und was er daraus ableitet (beziehungsweise es lediglich dazu nutzt, einmal mehr zu wiederholen, was er schon immer gesagt hat). Schon verlockend, wenn Gemeinde so attraktiv würde wie Steves neues Spielzeug. 🙂

Immerhin: “reimagine” ist ja ein Lieblingswort der emerging church community. Wir könnten also in Analogie zu Smartphone (NB: Steve Jobs fand, bisher sei “smart” ja doch ziemlich doof gewesen) von SmartChurch reden. Ok, lieber doch nicht, da denken viele hier eher an die Smarts, mit denen vor gut einem Jahr für ProChrist geworben wurde, und da passen immer nur zwei Leute hinein…

Zuletzt: Schon mal was von iRaq und iDiot gehört?

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Langsamkeit zelebrieren

Eine Übung in bewusstem Innehalten und Genießen ist der Kaffee. Vor ein paar Jahren habe ich meinen Jura-Vollautomaten wegen teurer Störfälle genervt ausgemustert und eine konventionelle Siebträger-Espressomaschine gekauft, die erstens schöner aussieht und kleiner ist, zweitens seltener streikt und drittens ohne alle Elektronik leicht und günstig zu reparieren ist. Eile kostet eben.

Seither nun dauert der Kaffee “von Hand” deutlich länger. Dafür trinke ich ihn auch bewusster. Ok, immer noch zügiger als die beste aller Ehefrauen 🙂 Aber es ist ein kleines, wohltuendes Ritual in meinem Alltag, mir meinen Cappuccino selbst zu machen statt nur ein Knöpfchen zu drücken und ungeduldig die Tasse hinzuhalten, um gleich darauf wieder loszusprinten.

Eine ähnliche Wirkung hat Jason Clark jüngst bei seinem Hund Charlie festgestellt. Wenn wir das Tempo variieren, dann entstehen Rhythmen in unserem Leben. Und wie bei jeder guten Musik sind die Pausen an der richtigen Stelle das eigentliche Kunststück.

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Gewissensbisse

Acht Minuten reden Ehepartner im Schnitt pro Tag mit einander – stand in der Zeit, dem offiziellen Organ deutschen Bildungsbürgertums. Wenn ich also mit Martina 16 Minuten rede, bedeutet das, dass ein anderes Paar gar nicht mit einander spricht. Wenn wir 24 Minuten sprechen, dann sind es schon zwei Paare, die sich anschweigen oder aus dem Weg gehen oder den Fernseher anschalten. Und so weiter.

Über die fatalen Folgen für die Beziehung dieser armen Menschen mag man gar nicht nachdenken. Um die Schuldgefühle zu mindern haben wir heute darüber nachgedacht, ab sofort weniger zu reden, damit andere es wieder mehr tun.

Also dann – fröhliches Fernsehen!

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Fiese Fabel

Bei Ambrose Bierce habe ich eine seiner berüchtigt schrägen Fabeln gefunden, die entfernt (wirklich nur entfernt!) an das Thema Erlebnisgottesdienste erinnert. Neu ist es offenbar nicht:

Eine Aufforderung zu gehen

Weil er sah, dass seine Zuhörerschaft jeden Sonntag kleiner wurde, unterbrach ein Geistlicher seine Predigt, stieg die Stufen der Kanzel hinab und lief auf Händen den Mittelgang der Kirche entlang. Dann kam er wieder auf die Füße, erklomm die Kanzel und nahm ohne Anspielung auf das Geschehene die Predigt wieder auf.
»So«, sprach er zu sich selbst, als er nach Hause ging. »Von nun an werde ich eine große Zuhörerschaft und kein Geschnarche mehr haben.«
Aber am folgenden Freitag wurde ihm von den Säulen der Kirche die Aufwartung gemacht. Sie setzten ihn davon in Kenntnis, dass sie, im Einklang mit der Neuen Theologie und um in den Genuss aller Vorteile der modernen Auslegung des Evangeliums zu kommen, es für ratsam erachteten, eine Veränderung vorzunehmen. Sie hätten deshalb den als menschliche Windmühle weltberühmten Hindubruder Jowjeetum Fallal berufen, der zu der Zeit in Hoopitups Zirkus predigte. Zufrieden berichteten sie, dass der hochwürdige Herr vom Heiligen Geist bewegt worden sei, die Berufung anzunehmen, und am folgenden Sabbat für die Gemeinde das Brot des Lebens oder sich beim Versuch den Hals brechen werde.

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Sich überholen lassen

Bei meiner Beschäftigung mit dem Thema Zeit ist mir aufgefallen, wie schwer es vielen von uns fällt, sich überholen zu lassen. Im Straßenverkehr nimmt das gelegentlich absurde bis gefährliche Züge an. Aber das ist in sich nur ein Symptom unserer Tempoverliebtheit. Schwerer wiegt das schon, wenn es um Karriere geht und man andere an sich vorbeiziehen sieht. Das Manager Magazin fragt, ob die Ehe die Karriere bremst (hoffentlich, müsste man manchen wohl wünschen) und Guido Westerwelle beschwor dieses Wochenende wieder globalökonomische Überholängste um zu erklären, warum um alles in der Welt jemand eigentlich seine FDP wählen sollte.

Wir können nicht alle ins (konventionelle) Kloster gehen, einen Ökobauernhof kaufen oder was sonst noch an Ausstiegsszenarien en vogue ist. Trotzdem: Wer Zeit haben will, muss es lernen sich überholen zu lassen: Wer in einen Langstreckenlauf zu schnell startet, bezahlt dafür spätestens in der zweiten Hälfte mit Schmerzen und erreicht nicht mehr ganz so lächelnd sein Ziel. Wer an der Ampel zu sehr auf die Tube drückt, muss (bei vernünftiger Schaltung für guten Verkehrsfluss) an der nächsten wieder warten und verheizt unnötig viel Sprit. Ich denke, das alles werde ich in den nächsten Wochen üben. Und es wird mir schwer fallen…

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Zitat der Woche: Die Erfindung der Langeweile

Das folgende Zitat ist ein Nachtrag zum Thema “Erlebnisgottesdienste” und den dahinter liegenden Fragen unseres überhasteten Lebensstils (Baumbart lässt grüßen):

In der Natur gibt es keine Langeweile. Langeweile ist eine Erfindung der Beschleunigungsgesellschaft, deren Mitglieder fürchten, zu sich selbst kommen zu müssen und Leere zu finden.

Christian Schüle in der Zeit

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Herz auf Halbmast

Martina und ich sind eben aus München zurückgekommen. Vor ein paar Stunden verschwand unsere Tochter durch die Sicherheitskontrolle im Terminal 2. Die Rückfahrt war viel stiller als die Hinfahrt, und das lag nicht am größeren Verkehrsaufkommen auf der A9…

Ab heute ist (wenn auch nur für drei Monate) ein – aufgeräumtes! – Zimmer in diesem Haus leer, es stehen nur noch fünf Teller auf dem Tisch, das Telefon und unser betagter iMac kann sich etwas erholen, es wird seltener spontan nach Waffeln oder Muffins riechen, kein Skispringen wird in unser Wohnzimmer flimmern, unser kleines Bad wird seltener unter Dampf stehen, keine Tänzerin wird abends erhitzt heimkommen und vieles mehr.

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“Ciao Edi”

Eine Lichtgestalt kommt selten allein. Zwei Bewunderer haben eine Hommage auf unseren Ministerpräsidenten verfasst. Und weil er (mehr noch als der Kaiser) beim Reden manchmal aus dem Rhythmus kommt, haben sie das gleich etwas behoben.

Die SZ kommentierte jüngst Stoibers steile Comedy-Karriere so:

Das sprachliche Ungeschick ist sein Markenzeichen, sein Slapstickpotential. Der Comedy-Stoiber ist die unwillentliche Komplementärfigur der gewollten Verballhornungen und Verzerrungen des Deutschen. Nicht diese oder jene Stilblüte, dieser oder jener Versprecher ist sein Charakteristikum, sondern die vollständige Zerbröselung der Syntax.

So viel Unterhaltungswert würde es bei einem anderen Kandidaten vermutlich nicht mehr geben. Aber man weiß ja nie…

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TV-Sternstunde

Viel mehr als Comedy ist Olli Dittrich und Harald Schmidt gelungen. Wer es vor Weihnachten verpasst hat, kann “Was nun, Herr Beckenbauer?” hier noch einmal – oder öfter – ansehen.


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Gekaufte Gebete

Thomas hat sich über die Meldung der Tagesschau gewundert, dass man per Kreditkarte eine Nonne für sich beten lassen kann. Täglich, wohlgemerkt.

Aber eigentlich ist das gar nichts Neues: Die Fürsten im Mittelalter haben auch Klöster gestiftet, damit dort für sie gebetet wird. Unter anderem jedenfalls. Und eine Weile lang habe ich Post von einem Rabbi Goldberg bekommen, der immer ein Spendenaufruf beilag – mit der Möglichkeit, ein Gebetsanliegen auf ein Zettelchen zu schreiben, das der Meister dann für mich an der Klagemauer deponiert.

Andererseits: Bestimmte Dinge kann man eben nicht delegieren. Was wäre los, wenn ich jemanden dafür bezahlen würde, damit er sich regelmäßig mit meiner Frau unterhält und sich darum kümmert, dass sie glücklich ist (und mir meine Wünsche erfüllt)? Gerade wenn es “funktioniert” wäre das verhängnisvoll für unsere Ehe. Oder, wie Thomas fand, unsittlich.

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Fremde Zeichen

Ich verstehe zwar kein Schriftzeichen (geschweige denn Wort) davon, aber “Mit Gott im Job” ist nun auf Koreanisch veröffentlicht und sieht zumindest optisch gelungen aus. Hier ein Blick auf das Cover, das hätte sich auch in Deutschland gut gemacht:

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Saddam und die Bibel

Andrew Jones hat sich Saddams Hinrichtungsvorbereitung bei Youtube angesehen (ich nicht, werde es auch sicher nicht tun und es gibt hier auch keinen Link dahin). Er fand die Umstände entwürdigend. Dann aber las ich bei ihm diesen Satz:

Justice is one thing and i am not against the death penalty when it is warranted.

Die Frage ist doch: wann ist sie eigentlich angebracht? Das Thema ist wieder mal ein Paradebeispiel für biblische Hermeneutik: Manche würden einfach sagen, Todesstrafe sei “biblisch”, weil sie in der Bibel vorkommt. Andere würden sagen, das sei damals vielleicht selbstverständlich gewesen, aber einige Aussagen in der Bibel weisen sehr deutlich in die Richtung, dass niemand das Recht hat, Gewalt zu übern und einem anderen das Leben zu nehmen, auch nicht im Namen der “Gerechtigkeit”, und dass im Neuen Testament der Akzent auf Versöhnung liegt statt auf Strafe.

Ich finde diese Argumentation schlüssiger. Manche Linien muss man noch etwas weiter ausziehen, manche Gedanken mutig zu Ende denken. Wenn wir beim ersten Ansatz gelieben wären, hätten wir noch Sklaven und Kopftücher. Die Trinität wäre dagegen “unbiblisch” wie bei den Zeugen Jehovas. Aber das hatten wir ja schon mal.

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Zweitausendsieben

Es ist zwar schon der dritte Januar, aber ich wünsche Euch allen – bekannter- und unbekannterweise – ein gutes und gesegnetes neues Jahr: Dass Gott Euch nahe ist und Euch die Dinge

Wer hier öfter hereingelesen hat, hat sicher mitbekommen, dass 2006 für mich aus verschiedenen Gründen (die mehr mit mir als mit anderen zu tun hatten) eher schwierig war und daher kann es eigentlich nur besser werden. Die wichtigste (Wieder-)Entdeckung des alten Jahres waren für mich eine ganze Reihe von Freundschaften, die mir gerade in den kritischen Momenten einen unschätzbaren Rückhalt gegeben haben.

Was ist nun für 2007 am Horizont? Hier eine kleine Auswahl:

  • Für uns als Familie beginnt das Jahr mit drei Monaten, wo wir “nur” zu fünft sind. Deborah fliegt am Samstag nach England und wir vermissen sie jetzt schon, wo sie geschäftig ihre Sachen packt und sich von Freunden und Großfamilie verabschiedet. Vor den Ferien hat sie in der Schule noch souverän ihr Graecum abgehakt. Martina ist dann allein unter lauter männlichen Wesen.

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Gefühlsrauschen

Vor einigen Jahren hatte ich eine Ohrenentzündung, von der ein leichter Tinnitus zurückgeblieben ist. Normalerweise stört er nicht, aber wenn ich müde bin, gestresst oder gesundheitlich angeschlagen, dann fällt das Fiepen auf einmal auf.

Mit manchen Gefühlen, Stimmungen und Gedankenkreisläufen ist es ähnlich. Wenn ich irgendwie geschwächt bin, dann fangen sie an, mich zu irritieren. Dabei sind sie gar nicht das Problem, sondern nur ein Symptom dafür, dass ich mehr Kraft verliere, als ich mir auf Dauer leisten kann. Wenn ich es so verstehe, dann kann ich in der Regel auch gut damit umgehen. Aber ich musste erst mal dahinter kommen.

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