Christliches Selbst-Konzept

Eine Art Kontrastprogramm zur Ich-Thematik von neulich habe ich gestern auf der Jahrestagung von Ignis erlebt. Der sympatische Referent Eric Johnson von der Society for Christian Psychology hat ein theologisches Fass nach dem anderen aufgemacht. Sein Grundgedanke ist, dass wir in der Bibel eine Art “folk psychology” finden (kann man da “Vulgärpsychologie” dazu sagen, oder klingt das zu negativ?). Heute, sagt er, brauchen wir aber komplexere Modelle, um Menschen zu verstehen und zu behandeln.

Johnson hat eine Unterscheidung eingeführt zwischen dem “aktuellen” oder tatsächlichen Selbst (alles, was mich augenblicklich ausmacht: Geschöpf – Sünder – Erlöster) und dem “realen” Selbst (Wer ich nach den Aussagen der Schrift in Christus bin). Etwas unglücklich fand ich dabei die Differenzierung aktuelles Selbst “hier unten”, reales Selbst “da oben” bzw. in der Zukunft. Erweitert wurde das Modell durch den Begriff des idealen Selbst, das nochmal differenziert wurde in nützliche (weil erreichbare) und fehlgeleitete Ideale.

Es waren viele gute Gedanken und interessante Beobachtungen dabei. Hundertprozentig überzeugt war ich noch nicht von dem Modell. Manche theologischen Denkvoraussetzungen hätte man noch einmal auf den Prüfstand stellen müssen: Die Erbsündenlehre, die Zuordnung von innen und außen (bzw. oben/unten, jetzt/zukünftig) und etliches mehr. Ich denke, ich bleibe dran…

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Leere Versprechungen

Die Aussichten für die nächsten Tage haben sich grundlegend geändert. Die Wetterfrösche haben Ihre Prognosen um 15 Grad nach unten korrigiert.

Das kommende Wochenende fliege ich nach London. Wenigstens ein paar Grad wärmer könnte es da sein. Ich besuche das Leadership Symposium des Pioneer Network und treffe am Montag danach Jason Clark, auf den hatte mich letztes Jahr Brian McLaren aufmerksam gemacht. Wird sicher interessant, beides. Ach ja, Sonntag darf ich dann auf Englisch predigen in Brentwood – mal eine ganz andere Herausforderung. Ich habe noch keine Ahnung, was ich da sagen soll. Ist ja noch ein paar Tage hin.

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Zu früh gefreut…

Da hatte ich doch neulich schon ganz erleichtert von der spontanen Besserung meiner Stimmungslage geschrieben und mich gewundert. Die Bodenhaftung und das mühsame Schritt für Schritt hat mich wieder eingeholt. Also doch ein Prozess. Beruhigend wenigstens, dass meine Überraschung und das Misstrauen nicht ganz verfehlt waren.

Nun geht es wieder ans kleine Brötchen backen. Das meint auch Ignatius von Loyola, der letzte Woche auf Sacred Space so zitiert wurde:

Es gibt Zeiten, wo Gott nah ist, wo wir leicht beten können, wo Hoffnung und Freude unser Herz erfüllen. Wir fühlen uns geliebt und können leichter lieben. Wir möchten, wie Petrus, die Zeit anhalten und diese Momente verewigen.
Dann gibt es aber Zeiten des Wachstums, die wie jede natürliche Veränderung Schmerzen mit sich bringen können. Wenn mir mein Ziel klar ist, kann ich diese Zeiten besser durchhalten.
Was schwer auszuhalten sind, sind die Zeiten der Dunkelheit, der Trostlosigkeit, wie Ignatius sie nennt. Das Leben ist fade, es schmeckt nicht mehr. Ich fühle mich ohne Energie, ohne Ziel, ohne Ruhe.
Ignatius warnt uns eindringlich davor, in Zeiten der Trostlosigkeit lebenswichtige Entscheidungen zu treffen. Ich soll warten, bis diese Zeiten vorüber sind. Und sie gehen vorbei. Aber auch mitten in der Trostlosigkeit dürfen wir auf Gottes Gnade hoffen.

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