Eine Art Kontrastprogramm zur Ich-Thematik von neulich habe ich gestern auf der Jahrestagung von Ignis erlebt. Der sympatische Referent Eric Johnson von der Society for Christian Psychology hat ein theologisches Fass nach dem anderen aufgemacht. Sein Grundgedanke ist, dass wir in der Bibel eine Art “folk psychology” finden (kann man da “Vulgärpsychologie” dazu sagen, oder klingt das zu negativ?). Heute, sagt er, brauchen wir aber komplexere Modelle, um Menschen zu verstehen und zu behandeln.
Johnson hat eine Unterscheidung eingeführt zwischen dem “aktuellen” oder tatsächlichen Selbst (alles, was mich augenblicklich ausmacht: Geschöpf – Sünder – Erlöster) und dem “realen” Selbst (Wer ich nach den Aussagen der Schrift in Christus bin). Etwas unglücklich fand ich dabei die Differenzierung aktuelles Selbst “hier unten”, reales Selbst “da oben” bzw. in der Zukunft. Erweitert wurde das Modell durch den Begriff des idealen Selbst, das nochmal differenziert wurde in nützliche (weil erreichbare) und fehlgeleitete Ideale.
Es waren viele gute Gedanken und interessante Beobachtungen dabei. Hundertprozentig überzeugt war ich noch nicht von dem Modell. Manche theologischen Denkvoraussetzungen hätte man noch einmal auf den Prüfstand stellen müssen: Die Erbsündenlehre, die Zuordnung von innen und außen (bzw. oben/unten, jetzt/zukünftig) und etliches mehr. Ich denke, ich bleibe dran…

