Zwischen Apathie und Alarm

In der Passionszeit erinnern wir uns an das Leiden des Messias. Und damit auch an das Leiden derer, die sich mit den Opfern von Gewalt, Ausbeutung und Unterdrückung solidarisieren und so selbst zur Zielscheibe von Gewalt werden, weil sie an eine bessere Welt und an eine höhere Gerechtigkeit glauben. Solche Menschen nennt man – auch wenn verschiedentlich Selbstmordattentäter den Begriff pervertieren wollen – Märtyrer: Menschen, die ihre Überzeugungen gewaltfrei, zugleich aber so aktiv und beharrlich vertreten, dass sie dafür angegriffen werden.

Nun werden auch Christen in etlichen Ländern verfolgt oder gewaltsam unterdrückt. Über Hintergründe und Ausmaße gibt es unterschiedliche Einschätzungen. So hat vor kurzem das Publik Forum die Organisation Open Doors als „alarmistisch“ kritisiert, weil die Zahl von 100 Millionen verfolgten Christen übertrieben sei. US-amerikanische Organisationen aus dem evangelikalen Spektrum, so die Kritik weiter, reden schon einmal von 200 Millionen. In der Tat nannten nicht nur Evangelikale solche Hausnummern, sondern auch Katholiken – und die beriefen sich dabei auf den britischen Geheimdienst MI6.

Interessanter ist vielleicht, was der Artikel über den Konflikt in Nigeria berichtet, der auch bei uns für Aufsehen gesorgt hat. Es geht dabei nicht um einen Religionskrieg. Vielmehr ist es so,

dass der Erzbischof von Jos und zweite Vorsitzende der Bischofskonferenz, Ignatius Kaigama, sein junger Nachbarbischof von Maiduguri, Oliver Dache Dome, und viele andere Oberhirten mit beeindruckender analytischer Klarheit deutlich machen, dass das Wesen der Konflikte nicht eine Feindschaft zwischen den Religionen sei. Erfreulicherweise agierten führende Muslime ähnlich aufklärerisch, besonders Nigerias oberster Muslim, der Sultan von Sokoto.

Neben der Dramatisierung solcher Ereignisse kritisieren die kirchlichen Hilfswerke auch die mangelnde Umsicht mancher Missionare oder Organisationen in islamischen Ländern, deren – so die Kritik – kleine Erfolge anderen große Probleme machen können. Ganz am Ende dann stellt der Bericht fest:

Am härtesten verfolgt werden derzeit weltweit Nichtchristen: Schiiten, Aleviten und die Bahai’s. Verfolgt werden sie zumeist von sunnitischen Muslimen.

Es ist gut und nötig, dass unser Staat sich für verfolgte Christen einsetzt. Und hoffentlich ebenso für alle anderen, die um ihres Glaubens willen verfolgt werden.

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15 Antworten auf „Zwischen Apathie und Alarm“

  1. ebenfalls aus dem Artikel des Publik-Forums:

    Feindseligkeit gegenüber dem Islam

    „In Kelkheim trommelt derweil Open Doors zu Shockwave 2012 Prayer for Egypt. Zielgruppe sind Jugendliche. Sie sollen Anfang März einen Gebetssturm für die verfolgten Christen am Nil entfesseln. Geworben wird mit einem Video. Gezeigt wird nicht die Lage der über zehn Millionen ägyptischen Kopten, sondern eine evangelikale Mini-Gemeinde. Gebetet wird für abtrünnige Muslime, die trotz des islamischen Übertrittsverbots kein Risiko scheuen und evangelisch werden. Dass solches den bedrängten, ja mancherorts sogar verfolgten Kopten schadet, ist Open Doors egal. Die komplexe Lage im Jahr zwei der Arabellion wird dämonisiert. Feindseligkeit gegen den Islam, ein Markenzeichen vieler Evangelikaler, prägt diese Shockwave-Aktion.“

    Schade Peter, dass du solch tendenziöse Berichterstattung hofierst. Ich habe mir ebenfalls das Video auf Youtube angesehen. Es ist für ein Werbevideo für diese Aktion, mehr nicht. Offenbar hat der Autor dieses Artikels einen stärkeren Glauben an die Wirkung von Gebeten als mancher Christ.

    1. @Falk: Ich verstehe die Empörung nicht. Kritik am Publik-Forum solltest du dort äußern, dann ist sie an der richtigen Adresse. Ich habe keine Rezension geschrieben, sondern die Teile zitiert, die ich interessant fand, und andere bewusst nicht. Zum Vorwurf der falschen Zahlen habe ich auf andere Quellen verwiesen. Mir ging es darum, dass der Konflikt in Nigeria nichts als „Religionskrieg“ bezeichnet werden sollte. Und darum, dass nicht nur Christen verfolgt werden und es Christen gut ansteht, das unstrittige „eigene“ Leid nicht gegen fremdes aufzurechnen.
      Ob man Begriffe wie „Shockwave“ verwenden sollte, die z.B. eben auch an George W. Bush’s „Shock and Awe“-Bombenkrieg erinnern, das kann von mir aus jeder selbst beurteilen.

  2. > Am härtesten verfolgt werden derzeit weltweit Nichtchristen: Schiiten, Aleviten und die Bahai’s. Verfolgt werden sie zumeist von sunnitischen Muslimen.

    Und was genau ist die Aussagekraft solcher Vergleiche? Was ist eine „härtere Verfolgung“? Härter, als in nordkoreanischen Lagern, in denen Christen lt Aussage ehemaliger Häftlinge noch unmenschlich brutaler behandelt werden, als es ohnehin üblich ist? Wo der Besitz einer Bibel oft schon genügend Grund für lebenslange Hölle auf Erden darstellt – langsames Sterben über Jahre? Was ist „härter“, etwas sofortige Exekution? Die Härte einer Verfolgung lässt sich wohl kaum schlüssig bemessen, daher sollte man auf solche Vergleiche verzichten. Jedes persönliche Schicksal von schwerer Verfolgung ist zutiefst tragisch und unfassbar, gleich welcher Religion.

    Wenn man aber schon solche Vergleiche anstellen möchte, sollte wenigstens ein geeigneter Maßstab gegeben sein. Und da liegen zumindest Bahai und Aleviten mit jeweils geschätzt 8 Millionen Anhängern weltweit in einer ungleich kleineren Kategorie, als die insgesamt ca 100 Mio. Schiiten. Und diese Zahl wird von Open Doors allein schon für Christen in Ländern mit bedeutender Verfolgung angegeben. Zumindest das erscheint nicht unrealistisch.

    Ein solcher Vergleich erscheint mir also kaum hilfreich zu sein. Dieser Bericht wirkt dadurch nicht weniger tendenziös, als es den Veröffentlichungen von OD oder anderen evangelikalen Organisationen hier vorgeworfen wird.

  3. Danke für deinen Blogpost.

    Ich denke auch, dass die Wortwahl viel ausmacht. „Christenverfolgung“ hat den Klang, dass Menschen wegen ihres Bekenntnisses zu irgendeiner christlichen Konfession Schwierigkeiten bekommen. In vielen der betroffenen Länder erfolgt Diskriminierung jedoch in Bezug auf ganz bestimmte Konfessionen oder aber in Bezug auf jegliche Religion bzw. Denkweise, die dem vorherrschenden ideologischen System nicht passt.

    Die Aufschlüsselung in „welche“ „wieviele“ „wie schlimm“ verfolgt werden finde ich auch nicht so besonders Hilfreich. Genauso wie Griechen nicht fauler als Deutsche sind…. (ohne dieses Faß aufmachen zu wollen).

    Alarmierend ist die Diskriminierung und Verfolgung. Die Fixierung auf bestimmte Gruppen auch.

  4. http://koptisch.wordpress.com/2012/02/26/boko-haram-richtet-neues-blutbad-in-nigeria-an/#more-29951
    Es geht „nicht um einen Religionskrieg“ in Nigeria?

    Worum dann?
    Um soziale Gerechtigkeit vielleicht?
    Um Verteilung des „Wohlstands“?

    Warum, um alles in der Welt, greift Boko Haram aber gezielt „chritliche“ Einrichtungen und, Menschen an? Gibt es keine „reichen Muslime“, die man in schönster Robbin Hood Manier um ihr Hab und Gut bringen könnte, um es unter den Armen zu verteilen?

    Wer, außer vielleicht blinden und gutgläubigen Freunden des Islam, soll denn dieses „Märchen“ glauben?

    Sollten Christen sich nicht vielmehr stark machen für verfolgte Christen, statt Aufrechnungsmathematik zu betreiben und das Problem herunter zu spielen?

    Und kann man wirklich eine Bemerkung so stehen lassen, wonach kleine (vermutlich evangelikale oder freikirchliche) Splittergruppen durch „Mission“ das Miteinander der Religionen in islamischen Ländern gefährden?

    Ist das nicht aktives Wegsehen oder das berühmte „Pfeifen im dunklen Wald“?

    Oder entspricht es gar der Methode: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß – und solange es mich persönlich nicht betrifft, halte ich mich tunlichst zurück und / oder meinen Mund?

  5. @Rika: Dass diese islamistische Terrorgruppe gern einen Religionskrieg hätte, ist bekannt. Die Spannungen in Nigeria sind aber, wenn man die zitierten christlichen und islamischen Repräsentanten ernst nimmt, keiner. Ich finde, das zu hören ist hilfreich.

    Und wenn in einer labilen Situation wie derzeit in Ägypten jemand von außen herein käme (jetzt mal hypothetisch gesprochen) und durch naive Aktionen oder falschen Heldenmut die Spannungen verschärfte, wäre das freilich ein Grund, mit den Betreffenden ein ernstes Wörtchen zu reden. Manchmal ist „gut gemeint“ eben doch zu wenig.

  6. @ Peter,
    ich habe ein Problem damit, dass wir uns möglicherweise bereits in einem Prozess befinden, der eben doch auf eine Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum hinauslaufen könnte. Ich will es bewusst sehr vorsichtig ausdrücken!
    Ich habe Sorge, dass wir uns (vielleicht zu blauäugig) darauf verlassen, wenn Muslime immer wieder beteuern, dass Dschihad wirklich „nur“ eine inner Anstrengung bedeute, vergleichbar etwa der Ermutigung, die Paulus mit „Kämpfe den guten Kampf des Glaubens“ ausdrückt.
    Vielleicht habe ich mich auch schon zu sehr in den Bann der Warner und Mahner ziehen lassen, die durchaus mit „theologischem“ und wissenschaftlichen Sachverstand über den Islam reden und schreiben – und eben vor ihm warnen.

    Ich will keine Voruteile begünstigen und erst recht keinen Hass schüren, aber ich wünsche mir schon – gerade von christlichen Theologen – auch in meinen Befürchtungen ernst genommen zu werden und dazu würde es auch gehören, nicht mit Beschwichtigungen zu reagieren, wo vielleicht genaues Hinschauen und auch Kritik angebracht wäre.

    Das aber vermisse ich auch und gerade bei offiziellen Stellungnahmen der Kirche, aber auch bei „meinem“ Pastor und vielen anderen Pastoren, denen ich „im Netz“ begegne.

    Liebe Grüße
    Rika

  7. @Rika: Eine „Auseinandersetzung zwischen Islam und Christentum“ halte ich schon deswegen für unwahrscheinlich, weil in den meisten westlichen Ländern Kirche und Staat getrennt sind und die Kirchen zunehmend in einer Minderheitensituation. In Russland ist das vielleicht anders.

    Abgesehen davon gibt es eine Menge bedrohlicher Konflikte, die Anlass zur berechtigten Sorge geben, aber auch da scheint mir der Gegensatz Islam/Christentum zu grob. Der Iran etwa liegt mit Saudis wie Amerikanern gleichermaßen im Clinch. Und eventuell sind diese Etiketten auch in Nigeria eher hinderlich, um richtig zu erfassen, was da passiert.

    Freilich darf man vor bestimmten Strömungen im Islam warnen. Aber warum vor „dem Islam“ an sich? Meine Sorge ist eben die umgekehrte: dass wir Konflikte und Krisen durch eine bestimmte Rhetorik des Konflikts (und des religiösen Konflikts im Besonderen) herbeireden, dass wir uns diese Sprache (und deren geistige Voraussetzungen wie deren politische Folgen) von anderen aufzwingen lassen, indem wir auf aggressive Töne ebenso aggressiv reagieren. Das nicht zu tun, also zu deeskalieren, hat für mich weder mit Naivität noch mit Ignoranz zu tun. So verstehe ich auch die kirchlichen Stellungnahmen.

  8. Der Islam ist wie die Gemeinschaft der Christen in verschiedene Konfessionen aufgeteilt. So wie es fast fanatische christliche Splitergruppen gibt, die es als ihre Mission anerkennen den Islam zu bekämpfen und sei es indem sie als Symbol ihrer Abneigung und Feindschaft den Qur’an verbrennen …. so gibt es auch fanatische Splitergruppen im Islam, für die jegliche westliche Kultur als Gefahr gilt und wenn es sein muss mit Gewalt dagegen vorgegangen werden muss.
    Der jeweiligen Theologie liegen kulturelle Konflikte zugrunde und im wesentlichen eine xenophobe Haltung (Angst vor Fremdem).
    Der Verweis auf die Gewalt muslimischer Gruppierungen gegenüber anderen Konfessionen innerhalb des Islam hilft sicherlich auch deren Gewalt gegen Christen anders zu verstehen. So sind in Nigeria von Boko Haram auch gezielt öffentliche Einrichtungen wie Polizeistationen angegriffen worden und nicht nur spezifisch christliche Treffen.

  9. @Mik
    Die leider oft gehörte Gleichstellung zwischen „fanatischen christl. Splittergruppen“ und „fanatischen Splittergruppen im Islam“ („So wie es…gibt… so gibt es auch…“) ist ärgerlich und in Frage zu stellen.
    Die einen verbrennen den Koran als Symbol ihrer „Feindschaft“ sic! (was umgekehrt mit der Bibel ohne entsprechende Resonanz passiert). Die anderen stellen dagegen theoretisch und praktisch den Lebenswert von „Ungläubigen“ und Apostaten in Frage -siehe aktuell Hamza Kashgari. Mir persönlich ist in meinem Leben noch kein Christ begegnet, der einem Andersgläubigen oder Zweifler gegenüber so denken oder praktisch handeln würde, wahrscheinlich nicht einmal die Koran-verbrennenden. Jedes einzelne Menschenleben bedeutet unvergleichlich viel mehr, als eine gedruckte Bibel, oder ein gedruckter Koran! Wie kann man da in Respekt vor allen ihres Glaubens wegen Getöteten (und denen, die dieses Schicksal vor sich haben) solche Gegenüberstellungen wagen? Traurig, wenn solche Vergleich angestellt werden.

    @Peter: Du siehst das auch so? Hmmm. Es mag der Kirche (vor allem angesichts „ihrer“ Geschichte) gut anstehen, deeskalierend zu wirken. Doch sollte man auch dabei bei der Wahrheit bleiben. „Wahrheit in Liebe reden“, wäre ein vernünftiger Ansatz. Sich nicht den aggressiven Ton diktieren lassen – das ja. Aber dennoch die große Not nicht verschweigen, die durch Verfolgung entsteht. Und auch einmal hinterfragen, ob es tatsächlich sinnvoll und wahr ist, wenn jemand schreibt: „X und Y werden aber härter verfolgt, als die Christen“. Oder: „Es gibt aber auch Christen, die verbrennen den Koran“. Relativieren ist ungleich Deeskalieren.

    Im Übrigen bin ich dankbar für die Organisation OpenDoors und die Menschen, die dort oftmals ehrenamtlich Einsatz leisten. Nicht etwa, um Zahlenspiele zu betreiben, oder um zu dramatisieren, sondern um konkret einzelnen gefangenen, gefolterten und entrechteten Christen einen Namen, eine Stimme und vielleicht eine Chance zu geben. Und weil sie uns ein Gefühl dafür geben, was Verfolgung – abseits aller Zahlenspielereien und Relativierungen der informierten Presse – wirklich bedeuten kann. Und wenn sie sich dabei nur für ihnen bekannte Christen einsetzen, ist das viel, viel besser, als wenn sie es gar nicht tun würden.

  10. @Simon: Für mein Empfinden hat Mik hier keine „Gleichstellung“ betrieben, sondern darauf hingewiesen, dass Islam wie Christentum keine einheitlichen Gebilde sind. Und diese Einsicht kommt mir auch in Deinen Einwänden hin und wieder zu kurz.

    Dass die Not verschwiegen würde, davon kann meines Erachtens aber wirklich keine Rede sein, weder bei den Kirchen noch in der Presse. Es gibt ja auch viele katholische Märtyrer, nicht nur evangelikale. Aber der Hang zum Alarmismus ist bei letzteren (auch die sind natürlich wieder uneinheitlich und sehr verschieden) einen Tick größer.

  11. @Peter
    Nanu? In diesem Post war anfangs von deiner Seite und in den Zitaten nur von „Christen“ die Rede. Es ging dabei nicht um eine Differenzierung innerhalb der Religionen, es ging allgemein um Verfolgung. Das habe ich aufgegriffen. Interessant, dass du da eine generelle Tendenz in meine Kommentare hineinliest. Ich wüsste nicht, dass ich zum Thema Islam hier schon einmal etwas geschrieben habe. Kann aber sein, dass ich mich irre.

    Dass Religionen keine einheitlichen Gebilde sind, ist mir durchaus klar (und dürfte den meisten klar sein). Ich habe selber mal eine zeitlang als Gast bei muslimischen Palästinensern gewohnt und etwas Einblick auch in die internen Differenzen nehmen können.

    Den Hang zum Alarmismus bei „Evangelikalen“ (meinst du damit ua OpenDoors?) einen Tick größer zu finden, als zB bei Katholiken, finde ich in Anbetracht deiner Links merkwürdig. Wenn OpenDoors von 100Mio. verfolgter Christen redet, „catholicnewsagency“ dagegen von 200Mio, erscheinen mir Erstere noch moderat und vorsichtig. Sie haben die von MI6 veröffentlichten Zahlen mal eben halbiert. Die Einschätzungen aus dem Publik-Forum-Artikel halte ich, wie Vorredner auch, für teilweise polemisch. Allein der letzte Satz ist einfach nur, nun ja, nicht hilfreich, vorsichtig formuliert.

    Daher fällt mir umso mehr auf, dass du anscheinend solchen vermeindlich „neutralen“ Publikationen öfters mehr Glaubwürdigkeit beimisst, als Quellen, die als evangelikal eingeschätzt werden. Dabei sollte klar sein: interessenlos ist weder die eine, noch die andere Quelle.

  12. Es geht für mich wirklich nicht um Gleichstellung. Selbst wenn auf zwei Seiten Mörder und Gewalttäter sind, so wird man den Opfern nicht gerecht, beide Fälle über einen Kamm zu scheren. Christen und Muslime sind weltweit an Gewalt beteiligt. Heute und in der Geschichte. Oft mit der Religion als Begründung.
    Verfolgung angeprangert werden und muss teilweise ins Bewusstsein gerufen werden.
    Ich finde es ist ein Problem, dass die aktuellen Verfolgungen mit dem Attribut „islamisch“ versehen werden und in ihrer Zielrichtung begrenzt auf Christen beschrieben werden. Ich bin auch sonst gerade sehr kritisch gegenüber dem evangelikalen Spektrum und daher an der Stelle sicher auch nicht ganz fair. Aber in der katholischen Welt erlebe ich diese Polarisation nicht so sehr. Das liegt auch an der engen Theologie im Blick auf andere Religionen. Diese werden nicht auf deren eigene Perspektive befragt und versucht zu verstehen sondern oft von außen und undifferenziert Beurteilt oder von Aussteigern schlecht geredet. Wer fragt denn die ganzen aus der Kirche ausgetretenen Leute um sich ein Bild vom christlichen Glauben zu machen?`
    Ich schweife ab 🙂 …….

    Es geht um alle Verfolgten und auch die Christen. Konvertiten sollen keine Folter und auch keine Exorzismen zu fürchten haben. Es geht darum Fremdem offen interessiert zu Begegnen und nicht zu Relativieren aber zu Differenzieren (Kultur, Religion, Ideologie).

  13. @Mik: Danke für deine Antwort. Dass du selber eingestehen kannst, nicht ganz fair über „Evangelikale“ zu urteilen, finde gut, danke 🙂 Ähnlich wie Peter es hier mal wunderschön formuliert hat, habe ich ein großes Problem mit Schubladen. Und „evangelikal“ ist eine merkwürdige Schublade, von der kaum jemand wirklich weiß, wer oder was da eigentlich hinein gehört und die m.E. aber zu oft unpassend gebraucht wird.

    Da nun aber dieses Schlagwort im Raum steht und du deine kritische Einstellung (sicher basierend auf eigenen Erfahrungen) klargemacht hast, möchte ich etwas dazu sagen. Ich gebe mal zu bedenken, dass es durch die jüngere Geschichte hindurch unzählige Christen gegeben hat und gibt (die von vielen heute wohl als evangelikal eingeschätzt werden würden), die enorm aufopferungsvolle und gute humanitäre Arbeit geleistet haben und leisten. Als Dienst an den Menschen und aus Liebe zu den von Gott geliebten Menschen, ohne Ansehen von Rasse, Geschlecht, Religion, Alter. und ohne besondere Xenophobie. Dabei mit mehr oder weniger, oder auch ganz ohne offenen missionarischen Eifer (als Beispiel mal die Missionsgesellschaft MAF, die als Piloten in Entwicklungsländern eine tolle Arbeit leisten, oder WorldVision, oder meinetwegen auch OpenDoors). Natürlich gibt es auch die Cowboy-Variante oder den „Marktschreier“. Aber das hat man überall, auch in der katholischen Kirche – mir fallen da spontan einige „Spezialisten“ ein 😉

    Ein schöner Spruch heißt: „in Gottes Garten gibt es viele Blumen“. Und ich bewundere die enorme Vielfalt dieses bunten Gartens. Persönlich möchte ich mich davor hüten, all das mit dem Rasenmäher meines (Vor-)Urteils plattzumähen, was nicht in mein persönliches Bild von einer schönen Anordnung passt. Es lebe die Vielfalt. Und wenn man das vermehrt auch von Seiten der „klassischen Kirchen“ denen in Respekt zugestehen würde, die man als evangelikal bezeichnet (oder auch schon mal als Fundamentalisten geradezu diffamiert), wären wir schon einen großen Schritt weiter. Aber dieser Respekt fehlt mir oft, leider von beiden Seiten. Das sage ich sehr bewusst als jemand, der nicht einmal weiß, wo er sich überhaupt einordnen (lassen) soll und kann. Ob überhaupt. Aber ich schweife auch ab… 🙂

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