Das Multitasking ist keine Fähigkeit, zu der allein der Mensch in der spätmodernen Arbeits- und Informationsgesellschaft fähig wäre. Es handelt sich vielmehr um einen Regress. Das Mulititasking ist gerade bei Tieren in der freien Wildbahn weit verbreitet. Es ist eine Aufmerksamkeitstechnik, die unerlässlich ist für das Überleben in der Wildnis.
Byung-Chul Han, Müdigkeitsgesellschaft, S. 26
Wir verkümmern, weil wir vor lauter „multitasken“ nicht vertiefen. Zum Vertiefen braucht man Zeit, Muße und Konzentration. Wer multitasked, der scrollt, scannt, hat am Ende möglicherweise viele Titel gesehen, aber vielleicht keinen Artikel dahinter wirklich gelesen. Denn das Angebot ist groß und verlockt fortwährend. Wenn ich nicht vertiefe, also mir diszipliniert Zeit nehme ein Thema zu explorieren, verflache ich, weil zu wenig tiefer sackt,im Langzeitspeicher hängenbleibt , entwickelt werden kann. Seit 25 Jahren höre ich in meiner Arbeit im sozialen Bereich den Abgesang, oder das Klagelied über die zunehmende „Bildungsverkümmerung“ unserer Kinder von Lehrern und Erziehern. Messbar schwindet bei Kindern z. Bsp die Fähigkeit ein mehrstrophiges Gedicht auswendig lernen zu können, bis zu der Tatsache dass das Lesen eines Buches im jugendlichen Alter in einer durchschnittlichen Realschule eine Besonderheit darstellt. Alle besitzen ein handy…aber wer liest ein Buch ? Eine Form der Verwahrlosung durch Überfluss, der überfordert.