Wo (das) Fleisch ist, da ist Freiheit

Sascha Lobo stellte gestern in seinem Fazit zur Wahl nicht ohne Befremden fest: „Die Bürger fürchten den Veggie-Day in der Firmenkantine mehr als die Totalüberwachung des Internets.“ Fleischtöpfe statt Freiheitsrechte, das ist ein Thema, das auch in der Bibel schon gelegentlich vorkam.

Nun sind wir gesamtgesellschaftlich bei der Umkehrung des Freiheitsgedankens angelangt, den Paulus in 2.Kor 3,17 formuliert: Die Option des Konsumenten, Fleisch (oder was auch immer sonst) zu konsumieren – und zwar wann, wo, wie oft und in wie viel er will – wird als wichtige Freiheit behauptet. Das ist auch eine Art, sich über die fortschreitende Fremdbestimmung unseres Lebens hinwegzutrösten. Offenbar eine bevorzugte, weil sie uns weder mit den komplexen äußeren Ursachen dieser Unfreiheit konfrontiert noch unsere innere Verstrickung in dieselben beleuchtet.

Die Freiheit des Geistes, von der Paulus spricht, würde bedeuten, sich genau diesen Themen zu stellen und die Angst vor der Auseinandersetzung mit sich selbst wie mit den treibenden Kräften hinter unseren Ohnmachtsgefühlen zu verlieren, um am Ende sogar zu der Hoffnung zu gelangen, dass das Wunder der Freiheit nicht nur in der Innerlichkeit des einzelnen, sondern auch in gesellschaftlichen Beziehungen passieren kann.

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