„Werte wählen“ – nur wie?

Die evangelische Allianz hat unter „werte-waehlen.de“ eine Internetseite erstellt mit Fragen, die Christen den Kandidaten für die Bundestagswahl stellen können. Das ist vom Ansatz her schon mal gut gedacht und wird hoffentlich auch geschehen. Und trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass der Wertekatalog dort weniger penetranten Stallgeruch und Binnenperspektive gehabt hätte. Denn genau dies verraten die fünf Felder:

Es beginnt mit „Staat-Bürger-Medien“ – was man getrost als Reflex darauf verstehen kann, dass Evangelikale in der Öffentlichkeit – nach eigenem Dafürhalten zu Unrecht – einiges einstecken mussten und in die Fundi-Ecke gestellt wurden. Oder umgekehrt als Frage an die Politiker nach dem gesellschaftlichen Status und Schutz der eigenen (!) Bewegung.

Dann geht es weiter mit den Themen Glaube-Politik-Menschenrechte, wobei darunter hauptsächlich (insofern eine Fortsetzung von Punkt 1) Religionsfreiheit verhandelt wird. Frauenrechte etwa werden gar nicht explizit thematisiert. Weiter geht es zu den konservativen Standardthemen (3) Ehe und Familie und (4) Lebensschutz und als Punkt 5 taucht dann schließlich doch noch (als ein Punkt!) Armut und Reichtum (bei uns! – wo bleibt der Rest der Welt?) und Bewahrung der Schöpfung.

Wie soll ich es sagen… mein Verdacht ist, dass wenn Evangelikale in der ganzen Breite nur mal den Punkt 5 (Ökologie und globale wie lokale Gerechtigkeit) in seinen vielen, vielen Aspekten angehen würden, sich Fragen zu Punkt 1 und zum Teil auch 2 binnen kurzer Zeit erübrigen würden.

Vielleicht sollte mal jemand eine Website aufmachen, in der Politiker Fragen und Wünsche an Evangelikale aussprechen könnten?

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