Weisheit der Woche: Poesie der Bibel

Die Botschaft der Bibel ist provokant: Gott als Schöpfer der Welt lässt sich radikal auf ebendiese ein; er wird in Jesus Mensch und gibt uns mit dessen Auferstehung Hoffnung. Diese Essenz ist viel zu wertvoll, um sie durch eine konventionelle Sprache verpuffen zu lassen. Prediger sollten mehr auf die poetische Schönheit der biblischen Worte und die Kraft der Geschichten vertrauen.

Alexander Deeg in der Zeit (via crenz)

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7 Antworten auf „Weisheit der Woche: Poesie der Bibel“

  1. Oh-weh… Also wenn ich mir in den Evangelien die Passionsgeschichte ansehe, wird ziemlich klar das Gott und Jesus nicht eine Person ist und auch keine Reinkarnation oder so was.

    Mk 15,34 „Eloí, Eloí, lemá sabachtháni?, was übersetzt ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen“ oder Lk 22,42 „und [Jesus] sprach: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir weg – doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“

    Jesus mag „Gesalbter“ und „Erlöser“ gewesen sein, aber nicht Gott. Das gibt das Evangelium einfach nicht her. Was Paulus in Jesus gesehen hat ist ein anderes Thema.

    Gruß

  2. Ach, Olaf – diese Diskussion hatten wir doch schon. Auf die Gefahr, mir hier wieder einen ellenlangen Sermon einzufangen (Wink mit dem Zaunpfahl, ok?):

    Trinität (und, genau genommen, jede Identität und Personalität) ist etwas komplexer als solche Spielchen. Paulus hat das, was die Evangelien von Jesus berichten, einfach konsequent weiter gedacht. Und Johannes 1 hast Du hier einfach historisch unkritisch weggebügelt oder was?

    Schließlich: Auf die Bibel bezogen ist die Aussage völlig zutreffend, auch wenn Du derzeit noch Deine Mühe damit hast.

  3. Sicher. Die Bibel ist unbestritten provokant. Vor allem in seiner Sozialkritik.

    Okay. Gehen wir mal rein empirisch vor und zählen die Pro und Kontra in den vier Evangelien:

    Pro-Trinität:

    Fällt mir spontan gerade nichts ein.

    Kontra-Trinität:

    Mt 1,18 „Mit dem Ursprung Jesu Christi verhielt es sich aber so: Als nämlich Maria, seine Mutter, dem Josef verlobt war, wurde sie, ehe sie zusammengekommen waren, schwanger befunden von dem Heiligen Geist.“ Klingt für mich nicht so, als sei Gott in Maria gefahren um sich als Jesus gebären zu lassen.

    Mt 4,6 „und spricht zu ihm: Wenn du Gottes Sohn bist, so wirf dich hinab! Denn es steht geschrieben: ‚Er wird seinen Engeln über dir befehlen, und sie werden dich auf den Händen tragen, damit du nicht etwa deinen Fuß an einen Stein stößt.‘ Jesus sprach zu ihm: Wiederum steht geschrieben: ‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen.'“ — Die ganze Geschichte ergibt kein Sinn, wenn Gott und Jesus eine Person wäre.

    Mt 7,21 „Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr!, wird in das Reich der Himmel hineinkommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der in den Himmeln ist.“ — Auch dieses Satz wäre völlig schizo, wenn Gott und Jesus eins währen. Er verweist auf eine Höhere Macht, als sich selbst.

    Mt 26,39 „Und er ging ein wenig weiter und fiel auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, wenn es möglich ist, so gehe dieser Kelch an mir vorüber! Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ — Selbsterklärend. Beide sind sich noch nicht mal immer einer Meinung.

    Mt 27,46 „um die neunte Stunde aber schrie Jesus mit lauter Stimme auf und sagte: Elí, Elí, lemá sabachtháni? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

    Lk 22,42 „und sprach: Vater, wenn du willst, nimm diesen Kelch von mir weg – doch nicht mein Wille, sondern der deine geschehe!“ — das selbe wie Mt 26,39.

    Lk 23,46 „Und Jesus rief mit lauter Stimme und sprach: Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist!“ — Wenn er sich an Jemanden übergibt, kann er ja wohl kaum der selbe sein, an dem er sich übergibt.

    Mk 10,17 „Und als er auf den Weg hinausging, lief einer herbei, fiel vor ihm auf die Knie und fragte ihn: Guter Lehrer, was soll ich tun, damit ich ewiges Leben erbe? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.“ — Auch diese Stelle ergibt kein Sinn, wenn Jesus und Gott das selbe währen.

    Mk 14,36 „Und er sprach: Abba11, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir weg! Doch nicht, was ich will, sondern was du willst!“ — selbsterklärend.

    Mk 15,34 „und in der neunten Stunde schrie Jesus mit lauter Stimme: Eloí, Eloí, lemá sabachtháni?, was übersetzt ist: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

    Joh. 1,8 „Er war nicht das Licht, sondern er kam, dass er zeugte von dem Licht.“ — Wenn „Licht“ für Gott steht, zeigt sich in ihm Gott, aber er ist nicht Gott.

    Joh. 1,14 „Und das Wort wurde Fleisch und wohnte6 unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut,[…]“ — Das Wort ist des Versprechen der Erlösung und nicht Gott selbst.

    Joh. 2,16 „und zu den Taubenverkäufern sprach er: Nehmt dies weg von hier, macht nicht das Haus meines Vaters zu einem Kaufhaus!“ — Er sagt nicht „macht nicht _MEIN_ Haus…“, weil er nicht Gott ist.

    …Ich mache weiter, wenn du mir 12 Stellen Pro-Trinität nennst. 🙂

    Ich finde es einfach an den Haaren herbeigezogen. Und es verstellt den Blick auf das Wesentliche der Botschaft von Jesus, die nach wie vor Gültigkeit hat.

  4. @Olaf: Ich hab keine Lust auf Bibelstellen-Pingpong. Was Du hier scheinbar widerlegst, ist Deine Karikatur der Trinitätslehre. Die setzt aber voraus, dass es natürlich einen Unterschied zwischen Jesus und Gott, dem Vater gibt. Und sie setzt auch voraus, dass am Kreuz Gott von Gott verlassen wird. Sie hat einen wesentlich weiteren Gottesbegriff als Deinen. Im Übrigen gibt es dazu meterweise richtig gute Literatur, von Moltmann über Hans Urs von Balthasar bis zurück in die alte Kirche. Die rollen wir hier nicht auf. Hier geht es ums Predigen.

  5. Zur Versachlichung sei auf den Artikel in Wikipedia verwiesen:

    „Dreifaltigkeit“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 24. November 2009, 07:46 UTC. URL: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dreifaltigkeit&oldid=67197254 (Abgerufen: 1. Dezember 2009, 11:03 UTC)

    …Was da an Klimmzügen unternommen würde, um die Dreieinigkeit über die letzten 1600 Jahre zu retten. Tze-tze. Na, wer es brauch – bitte!

    P.S. Wer jetzt wieder kommt mit „…in Wikipedia steht viel Unsinn“, der sei auf die knapp 50 Einzelnachweise verwiesen.

    Gruß

  6. @ Peter

    Zurück zum Artikel in der ZEIT: Ich freue mich schon auf Deine erste Predigt in Reimform. Gesungen fände ich auch schön. Vielleicht in der ausstehenden Predigt zum Thema „Lobpreis“?

    -:) -:)

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