Weisheit der Woche: Freiheit und Verachtung

Es gibt neuerdings einen Stil der ostentativ zur Schau gestellten Verachtung von Minderheiten. Die Freiheit zur Herabsetzung wird von Sarrazin ausdrücklich gefordert, und darin steckt eine Lektion des Karikaturenstreits. Diese Lektion lautet: Meinungsfreiheit zeigt sich gerade in der Beleidigung, in der Kränkung. Das ist ein Test: Wer dazu gehören will, muss sich eben auch beleidigen lassen. Und umgekehrt sind diejenigen, die aggressiv beleidigen, wahre Helden.

FAZ-Feuilletonist Patrick Bahners im Zeit-Interview über Integration und Islamfeindlichkeit
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5 Antworten auf „Weisheit der Woche: Freiheit und Verachtung“

  1. „Ja, Kelek, Ates, Ali und Broder sind empört. Es empört ihren Verstand, wenn Menschen ungleich behandelt werden. Es ist empörend, wenn es eine Religion als Kultur versteht, Frauen und Andersgläubige als minderwertig zu bezeichnen. Es ist empörend, wenn arrogante Menschen des Westens glauben, es läge in der „Natur“ von Muslimen so zu denken, ganz so als wären Muslime keine vernunftsbegabten Menschen, die das moralische Für und Wider ihrer Handlungen abwägen können, um sich dann für das Gute und gegen das Schlechte zu entscheiden. Im Grunde sind es Kelek, Ates, Ali und Broder, die die Muslime mit Anstand und Respekt behandeln, da sie Muslime, wie jedem Menschen, die Kantische Fähigkeit zusprechen, sich ihres Verstandes bedienen zu können.

    Jeder Versuch des Verstehens von Taten wie dem Mordversuch auf Kurt Westergaard oder den Mord an Theo van Gogh oder die Anschläge in London, Madrid und New York sind ein Schlag ins Gesicht all jener Menschen, die gleiches oder ähnliches Leid ertragen mussten und dennoch ihre moralische Integrität bewahrt haben. Statt also immer nur verstehen zu wollen, warum Menschen zu Terroristen werden, sollte man besser mal fragen, warum Menschen, die ähnliches oder selbes erfahren haben, nicht zu Terroristen werden. “

    http://tapferimnirgendwo.wordpress.com/2011/02/20/2287/

  2. @Frank: Verachtung ist keine Lösung. Man kann auch respektvoll mit anderen reden. Und man muss nicht bei jedem Kopftuch Mord und Terror assoziieren. Ein Grund, dass es den Terror gibt (und den will keiner haben noch entschuldigen), ist der, dass man dieselben Denkmuster auch antiwestlich einsetzen kann.

  3. @ Peter, In der idealen Welt hast du recht. Aber dort leben wir (noch) nicht. 😉 Ein Gaddafi, Ahmadinejad oder ein Idi Amin oder ein
    Adolf Hitler verdienen m.E. kein respektvolles Gehabe. Da nehme ich mir schon die Freiheit, parteiisch zu sein und Verachtung zu empfinden. Für mich gehören in diese Reihe übrigens auch RAF-Leute, christliche und islamische Terroristen oder auch der orthodoxe Typ, der Rabin erschoss.

    Was Bahners im Prinzip fordert, ist ein Blasphemiegesetz. Gewisse Personen oder Ideen sollen ausserhalb der Kritik gestellt werden. Und wie schnell wird aus einem totem Propheten ein lebender Imam oder Präsident? Da brauchen auch die Evangelischen gar nicht weit mit Steinen werfen, ich erinnere nur mal dran, mit welchen Tönen Martin Luther über den Papst, die Mönche und die katholische Kirche (ganz abgesehen von den Bauern) gesprochen hat!

  4. Bahners fordert ein Umdenken, kein Blasphemiegesetz oder gar Kritikverbot. Er redet von friedlichen Muslimen, nicht von Hitler und Konsorten. Denen werden Sarrazin, Broder, und Du in Ihren Aussagen einfach nicht gerecht. Kritik und Gehässigkeit sind zwei ganz verschiedene Dinge.

    Langfristig führt letzte nämlich nicht zum Frieden, sondern zu mehr Misstrauen und Verachtung. Man erntet, was man sät. Deine Art, Menschen jeden Glaubens unter Generalverdacht des Totalitarismus zu stellen und in Dein Potpurri von Unmenschen hineinzuschreiben, wie jetzt gerade wieder, als wäre das das einzige und gravierendste Übel in der Welt, ist einfach zu billig. Passt auch gar nicht zu Dir.

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