Seit ein paar Tagen brüte ich (für eine Predigtreihe ab kommendem Sonntag) darüber, wie man das Evangelium knapp und sachlich/inhaltlich stimmig in heutiger Sprache wiedergeben kann. Es ist eine spannende, aber anstrengende Übung.
Ein-Satz-Definitionen (etwa: “Jesus ist für dich gestorben damit du in den Himmel kommst, wenn du tot bist”) sind – so viel habe ich schon gemerkt – unangemessen. Entweder sind sie so komprimiert, dass jeder alles herauslesen kann, oder gräßlich formelhaft und eindimensional. Es geht ja um eine Geschichte, nicht um eine Gleichung.
Daher nehmen wir uns vier Sonntage Zeit. Mein momentaner Zwischenstand sieht so aus:
- Gott kommt, um in dieser Welt Unterdrückung zu beseitigen und Menschen Freiheit zu schenken
- Trennende Unterschiede zwischen Menschen werden überwunden; alle sind eingeladen, niemand ist ausgeschlossen
- Eine neue Lebensqualität entsteht mit bisher ungeahnten Entfaltungsmöglichkeiten
- All das wird allein deshalb möglich, weil Gottes Liebe keine Schmerzen scheut
Habe ich irgend etwas Wesentliches vergessen?
Ganz nebenbei fand ich, dass Karl Marx das Evangelium besser verstanden hatte als mancher Christ: Es geht um (1) Revolution, (2) klassenlose Gesellschaft, (3) Beseitigung der Entfremdung in jeder Form. Bei Punkt 4 allerdings hat bei Marx der fatale Irrtum stattgefunden: Wenn man Gott aus der Geschichte tilgt, dann nimmt man sich die einzige Chance auf echte Veränderung. Jesus war radikaler als Marx, er wollte keine neue Welt mit alten Mitteln schaffen.
Blöderweise gibt und gab es aber auch genug Spielarten von real existierendem Christentum, die Marx‘ Opium-Theorie rechtfertigen. Anders gesagt: Nimm irgend eines dieser “essentials” heraus und schon ergibt sich eine bedenkliche Schieflage.
Schön, gefällt mir richtig gut! Kann man irgendwo die Predigten finden und lesen?
Danke, freut mich! Ich mache leider keine Volltextversionen, aber wir arbeiten an eine Podcast-Funktion. Dauert vielleicht noch ein Weilchen…