… und dann macht es leise „plopp“

Bei Menschen ist das Altern zwangsläufig, bei Organisationen nicht. Ein pointiertes Zitat aus Kirchenvisionen von Paul M. Zulehner:

… das Altwerden einer Organisation [setzt] just dann ein, wenn die Kraft der Vision nachlässt. Es ist […] eine beliebte Zeit für Jubiläen. Die jubilierenden Gemeinschaften der Kirche schauen (wie Ehepaare, Ordensleute, Priester, Vereine) zurück und freuen sich über die Kraft des Anfangs und was daraus geworden ist.

Nach den Visionen werden die Programme alt, wenn sie nicht rechtzeitig aktualisiert werden. Was bleibt, ist eine gut verwaltete, selbstzufriedene, aber zugleich alternde Gemeinschaft. Geht auch die Gemeinschaft verloren, regiert nur noch die Administration mit ihrer Lust an visionsarmen Strukturen. Es geht dann oft nur noch um Geld, kaum noch um Gott. Eine sterbende Kirchengestalt wird erfolgreich verwaltet. Ihr Ende: der organisatorische Tod nach einer schleichenden, lautlosen Implosion.

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2 Antworten auf „… und dann macht es leise „plopp““

  1. Sehr gute Beobachtung. Und interessant, dass solche Prozesse überall und in den unterschiedlichsten kirchlichen und gemeindlichen Kontexten auftreten, wenn ein kritisches Maß an Sättigung eintritt. Daher ist das Bild des Pilgerns so schön – nicht wahr, „Herr Peregrinatio“? Das gemeinsame Glauben und Leben als Bewegung, unterwegs sein mit leichtem Gepäck. Eine kurze Rast- und Verschnaufpause ist ab und zu sinnvoll und gut, aber die eigentliche Dynamik liegt immer wieder im Aufbruch, mag er noch so schwer fallen.

    Schon zu Zeiten der Jünger Jesu war es wohl keine hilfreiche Idee, sich im Angesicht der Verklärung weltabgeschieden niederzulassen und sesshaft zu werden. Nur liegt doch gerade DAS in der Natur vieler Menschen, wenn nicht der meisten. Und das spiegelt sich natürlich im Leben vieler Gemeinden wieder. Ewige Abenteurer sind doch die wenigsten von uns. Und dann schließt eben nach ein paar Jahrzehnten eine visionslos gewordene Gemeinde mit Wehmut die Türen zu ihren ordentlich gepflegten Gemeinderäumen. Woanders entsteht dafür eine neue, vielleicht etwas pubertär, aber mit viel Begeisterung und neuem Schwung 🙂 Ich vermute, dass das so schon ganz in Ordnung ist, der Lauf der Dinge. Und nichts, was besonders beklagt werden müsste.

  2. Ja, sehr treffent herausgearbeitet. Und man kann immer noch ein draufsetzen: Wenn dann eine solche altende Gemeinde auch noch glaubt sich und ihre Traditionen und die Bilder der Vergangenheit vor dahergelaufenen Neuen Mitgliedern schützen zu müssen. Das gipfeld dann darin, das nur die Mitglieder als „richige Mitglieder“ akzeptiert werden, die mindestens schon solange mit dabei sind, wie die Gemeinde als ist.

    @Simon 16. Apr 2012 um 10:02:
    Beim lesen deines Kommentar kam mir der Gedanke, ob die Wüstenwanderung (im AT) nicht genau dieses „sichs bequem machen“ und „sich einrichten“ verhindert hat. Vielleicht muss man einfach mal unregelmäßig wieder in die (mentale) Wüste ziehen, um wieder zurück auf das wesentliche zu finden. Jesus konnts ja auch nicht sein lassen.

    Gruß

    Olaf

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