Gestern wurde eine Studie der EU bekannt, die den gesundheitlichen und wirtschaftlichen Schaden beleuchtet, der durch (immer noch wachsenden) Stress am Arbeitsplatz verursacht wird. Die Ergebnisse geben zu denken, decken sich aber mit meinen Beobachtungen:
- 22% der Arbeitnehmer sind betroffen
- 60% aller (!) Ausfälle sind stressbedingt
- Die Kosten hat man schon vor fünf Jahren auf 20 Milliarden Euro in den (damals 15) Ländern der EU geschätzt, sie liegen heute sicher nicht niedriger
Die Ursachen von Stress sind dabei unsichere Arbeitsverhältnisse, hoher Termindruck, lange Arbeitszeiten, Mobbing sowie die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie. Alte Bekannte also. Und Indizien dafür, dass wir – wie so oft – meist dem kurzfristigen Gewinn den Vorzug geben ohne dabei an die langfristigen Folgen zu denken.
moin !
m.E. ist diese Problematik eingebettet in einen generellen Trend, der in unserer Gesellschaft auch auf anderen Gebieten zu beobachten ist: Nachhaltigkeit spielt keine große Rolle mehr. „Nach mir die Sintflut“ – fast schon wieder wörtlich zu nehmen angesichts der Klimaentwicklung. So denken (viele) Manager, Politiker und auch Privatleute. Manager wechseln in immer kürzeren Abständen die Stelle und fallen dabei die nächste Stufe hinauf, ungeachtet des Chaos und der kaputten Seelen, die sie hinterlassen haben. Der nächste Manager bringt dann sein eigenes Programm mit und kehrt das unterste zu oberst. Wenn das alle 2 – 3 Jahre so geht macht man die schönste Firma kaputt.(z.B. Telekom)
Den meisten Politikern geht es nur darum einen guten Eindruck zu machen und wiedergewählt zu werden. Schließlich im privaten Bereich: Triebbefriedigung JETZT, wen kümmert da schon so etwas wie langfristige Beziehungen ? Konsum JETZT, bezahlen kann ich ja nächstes Jahr, juhu ! -> Privatinsolvenz. Unmittelbar hängt dies auch damit zusammen, dass die Hülle ( der Augenblick – im wahrsten Sinne des Wortes ) mehr zählt als der Inhalt. Ich glaube wer ernsthaft über Inhalte nachdenkt wird meistens auch zu einer Perspektive der Nachhaltigkeit gelangen. Und im Bereich unserer Kirchen betrifft uns das alles ja auch oder… Wenn es darum geht kurzfristig Akzeptanz zu gewinnen neigt man zu Kompromissen auch da wo sie nicht angebracht sind.
Interssieren würde mich nur, ob das Ganze ein Relikt der Moderne oder eine unschöne Seite der Postmoderne ist, oder hat das damit garnix zu tun, was meint ihr ?
Hallo Spirtus! Eine gute Frage. Ich wurde schon stutzig, als ich bei Dir las, „Nachhaltigkeit spielt keine große Rolle MEHR“. Glaubst Du, das war früher besser? Oder hat man in Wahrheit auch früher nicht an die Folgen gedacht, sondern einfach nur langsamer gelebt?
Da muss ich mal drüber nachdenken.