Heute auf der Landesgartenschau, im GottesGarten der Religionen. Wenig Spektakuläres stand da, in einem Pavillon liegen Blumen zum Binden und vom Band ertönt eine Stimme. Noch bevor ich höre, was da geredet wird, weiß ich schon, dass es katholisch ist. Weil da dieser charakteristische Ratzinger-Singsang ist, den Josef Ratzinger gar nicht erfunden hat, sondern in dem zahllose katholische Bischöfe schon seit ich denken kann (und vermutlich länger) redeten.
Freilich haben auch Evangelische ihre Macken (ich bin sicher, ein listiger Kommentator wird sie unten alle aufzählen). Aber diesen völlig unnatürlichen Einheitstonfall gibt es bei uns einfach nicht. Faszinierend, wie hier die Institution prägend auf die Intonation durchschlägt! Wo wird das weitervermittelt? Im Gottesdienst? Im Priesterseminar?
Die brennendste Frage aber an diesem Tag: Ist Kardinal Marx wirklich katholisch? So wie der redet…?
Ich frage mich schon seit langem, ob es konfessionsaffine Regionen in Deutschland gibt. Deutschen gibt. Die Westfalen sind dann je münster desto katholisch. Also Marx eher weniger. Aber wohl nur vom Klang…
Q-Tip gefällig? Also erstmal kann ich, und ich höre dann ja doch regelmäßig katholische Bischöfe und Kardinäle nicht nur predigen sondern auch einfach nur reden, nicht wirklich eine bestimmte Sprachmelodie heraushören. Katholisch als Fremdsprache mag mit Begriffen daher kommen, die vielleicht nicht jeder aus dem Alltag kennt, ist aber nun doch nicht so abgehoben und mit Fremdworten verundeutscht, wie gerade das was so mancher freikirchlicher Pastor von sich gibt.
Ich glaube das kommt daher, das in der RKK mehr zwischen „heilig“ und „profan“ unterschieden wird. So das ich diese Art des Sprechen als Teil der gottesdienstlichen Liturgie betrachte. Ich glaube den höchsten „Befremdungsfaktor“ im Quäkertum, hat das Phrasendreschen und Anekdotenerzählen. Das fällt aber erst nach einer weile auf, wenn man irgend was zum xten mal gehört hat. Klassiker sind „Trage dein Schwert so lange du kanst.“, „das von Gott in jedem Menschen“ und „Quäker haben keine Dogmen“. Das lustige ist, das viele Anekdoten schön längst historisch widerlegt wurden. Das sie sind ja so schön, die Anekdoten! Ja, was wäre Weihnachten ohne den Weihnachsmann, denke ich da….
@bee: Kann sein, dass sie anders klingen, wenn sie einfach nur reden, aber den Predigttonfall habe ich mir kaum nur eingebildet. Bei Zollitsch etwa hört man es noch recht deutlich. Er lässt zum Glück langsam nach, das ist schon wahr.
@Olaf: Wahrscheinlich hat ja jede Gruppe (und viele Individuen auch…) ihre Sprachrituale. Deren Sinn liegt nicht mehr in dem, was sie vordergründig sagen, sondern in der rückversichernden Berechenbarkeit der Wiederholung.
Evangelische haben auch ihre Macken, doch kann man von den Lehren her die evangelische und die Katholische fast gleich setzten, es gibt unterschiede, aber beide haben gleiche grundlagen, gleiches Glaubensbekenntnis(e), und beide basieren auf dem Gleichen Fundament: Konstantin. Somit halten sich die unterschiede in Grenzen.
Peter schrieb am 24. Jul 2012 um 07:34
„Deren Sinn liegt nicht mehr in dem, was sie vordergründig sagen, sondern in der rückversichernden Berechenbarkeit der Wiederholung.“
Absolut! Nur das doppelt absurde ist, das die Quäker genau deshalb vor > 300 Jahren auf die Barrikaden gegangen sind, und anderen Konfessionen (allen voran der RKK) Scheinheiligkeit und Sinnentleerung vorgeworfen haben. Das war ja der Grund, warum Sie jeden mit „Du“ anredeten, keine Title wir „Dr.“ trugen/benutzten, den Hut nicht zogen, usw. usw…
Wenn man ein Quäker darauf anspricht, ist er sich überhaupt nicht bewusst wie ritualisiert sein Umgang ist. Und was noch viel schlimmer ist, die meisten Quäker können gar nicht mehr begründen, warum Sie tun und lassen, was Sie tun und lassen. Um letzteren etwas abzuhelfen und Ausstehenden das Quäker-Chinesisch verständlich zu machen, hatte ich vor einiger Zeit den Artikel in Wikipedia angelegt: http://de.wikipedia.org/wiki/Glossar_Qu%C3%A4kertum Als ich anfing hätte ich nicht gedacht, das der so lang werden würde….
Gruß
Olaf