Sinnloses Opfer

Ich lese gerade Slavoj Zizek (wo sind eigentlich die Häkchen für das „z“ auf meiner Tastatur versteckt?), der ein paar im besten Sinne provokative Gedanken zum Tod Christi anbietet, die auch an einige Aussagen von David Bentley Hart erinnern:

Genausowenig wie Duchamps Urinoir oder Fahrrad Kunstwerke aufgrund der ihnen innewohnenden Eigenschaften sind, sondern aufgrund ihres Ortes, an dem sie sich befinden, ist Christus aufgrund seiner inhärenten „göttlichen“ Eigenschaften Gott, sondern deswegen, weil er als Mensch Gottes Sohn ist. Aus diesem Grund ist die genuin christliche Haltung gegenüber dem Tod Christi nicht die melancholische Anbindung an seine verlorene Gestalt, sondern grenzenlose Freude: der eigentliche Horizont der heidnischen Weisheit ist die Melancholie, letztlich wird alles zu Staub, man muss also lernen, sich davon zu befreien und seinem Begehren zu entsagen. Wenn es jemals eine nicht melancholische Religion gab, dann ist es das Christentum (…)

Das Opfer Christi ist daher in einem radikalen Sinne sinnlos: kein Tauschakt, sondern eine überflüssige, exzessive, ungerechtfertigte Geste, die Seine Liebe zu uns, zur sündigen Menschheit beweisen soll. Es ist so, wie wenn wir in unserem Alltagsleben jemandem »beweisen« wollen, dass wir ihn/sie wirklich lieben, und dies nur mittels einer überflüssigen Geste der Verausgabung tun können. Christus »zahlt« nicht für unsere Sünden; Paulus hat deutlich gemacht, dass eben diese Logik der Bezahlung, des Tausches, gewissermaßen die Sünde selbst ist und die Wette von Christi Tat darin besteht, zu zeigen, dass diese Kette des Tausches durchbrochen werden kann.

Christus erlöst die Menschheit nicht dadurch, dass er den Preis für unsere Sünden entrichtet, sondern indem er uns zeigt, dass wir aus dem Teufelskreis von Sünde und Vergeltung ausbrechen können. Statt für unsere Sünden zu bezahlen, löscht Christus sie buchstäblich aus und macht sie durch seine Liebe rückwirkend »ungeschehen«.


„Die gnadenlose Liebe“ (Slavoj Zizek)

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Eine Antwort auf „Sinnloses Opfer“

  1. Žižek ist Slowene. Wenn du also Slowenisch wählst und hier: # drückst bist du richtig 😉

    Bin dem vor gar nicht langer Zeit hier in der Stadt über den Weg gelaufen.

    Ich steig bei ihm aber ehrlich gesagt nicht wirklich ganz durch. Aber er ist auf jeden Fall sehr amüsant zu hören und zu lesen. (z.B. das hier http://www.youtube.com/watch?v=AwTJXHNP0bg)

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