Ich hatte es ja schon kurz erwähnt: Nach Meine Reise zum Leben hat Rainer Wälde mit Im Segen der irischen Mönche nun eine zweite DVD produziert, die dem Einfluss der keltischen Christen auf das geistliche Leben Europas im Mittelalter und bis heute nachgeht. Er folgt den Spuren des Heiligen Columbanus von Bangor in Irland über Luxeuil in den Vogesen bis nach Bobbio in Oberitalien.
Der Ordensgründer und Missionar hatte einen ganz erheblichen und nachhaltigen Einfluss auf die Entwicklung des Christentums in unseren Breiten, und seine Schüler, von denen vor allem Gallus (der Apostel der Alemannen) erwähnt wird, setzten dies fort. Neben Gallus kommen auch Magnus, der im Allgäu wirkte, und Pirmin, Gründer des berühmten Klosters auf der Insel Reichenau im Bodensee, in den Blick.
Ich habe den Film zweimal angesehen – beide Male mit großem Gewinn. Rainer Wälde ist es gelungen, nicht nur einen historischen Rückblick zu liefern, sondern auch Menschen zu Wort kommen zu lassen uns ins Bild zu setzen, die dieses Erbe heute noch pflegen – und nicht nur die Erinnerung, sondern auch den Geist dieser so ungemein fruchtbaren Bewegung wach halten: Historiker, ein Bischof, ein Priester, Musikerinnen und Pilger sorgen neben schönen Landschaftsbildern dafür, dass diese Geschichtsstunde auch einen angenehm sinnlichen Aspekt bekommt.
Man kann dieses Video zuhause im Wohnzimmer genießen, aber gerade in den beschriebenen Gebieten zwischen Allgäu und Vogesen lässt sich damit auch ein schöner Gemeindeabend bestreiten, dann kommt zum Sinnhaften das Sinnstiftende noch dazu. Und auch wer, wie ich, in anderen Gegenden wohnt, wird nicht nur gut informiert, sondern auch neu inspiriert. Es gibt in unserer Geschichte ja so manches problematische Kapitel, mit dem wir uns befassen müssen. Um so schöner, wenn wir uns daran erinnern lassen, dass es auch vieles Gute zu entdecken gibt.
Abgesehen von diversen Büchern mit irischen Segensgebeten bin ich mit dieser Variante von Christentum noch nie in Berührung gekommen. Mir fällt nur auf, daß ich im letzten Dreivierteljahr in kirchlichen Schaukästen – sogar bei Freikirchlern – immer wieder Veranstaltungshinweise zu „keltische Spiritualität für Christen“, „irisches Mönchtum“ u.ä. gesehen habe.
Ist das ein neuer innerkirchlicher Trend?
Ich habe den Eindruck, daß dabei die Sehnsucht nach einer Verbindung von „Natur und Spiritualität“ eine Rolle spielt – jenseits von „ich finde G-tt im Wald“ oder im anderen Extrem Schamanismus.
Aber abgesehen von der Allgemeinbildung fände ich es interessant, was irisches Mönchtum für Christen in Deutschland austragen könnte, was Benediktiner oder Franziskaner nicht abdecken?
Inwieweit spielt der Reiz des Exotischen eine Rolle, wenn Christen sich für irisch-keltische Spiritualität (bin mit den terminologischen Feinheiten nicht vertraut) interessieren?
@iWe: Das Proprium der keltischen Tradition („irisch“ ist wegen der starken Romorientierung heutiger Katholiken auf der grünen Insel m.E. missverständlicher) liegt darin, dass neben der Schlichtheit, Naturverbundenheit und Ursprünglichkeit (die man im lateinischen Christentum sonst nicht so antrifft) auch die ganz un-benediktinische Mobilität und Wanderlust und der gewaltige missionarische Impetus dort in einer Art vorkommen, die in der Kirchengeschichte ihresgleichen immer noch sucht. Die Segensgebete spiegeln das leider nur in seltenen Fällen wider.