In den letzten Wochen habe ich überlegt, ob wir den Begriff “Postcharismatiker” einführen sollten. Neben ein paar guten Impulsen, die inzwischen auch in andere Frömmigkeitsrichtungen ausgestrahlt haben, hat die charismatische Bewegung (bzw. ihre auffälligsten Vertreter) auch eine Reihe problematische oder peinliche Aspekte gebracht, die vielen von uns in den letzten Jahren bewusst geworden sind. So kann man vielleicht zu der eigenen Geschichte stehen, ohne in ihr gefangen zu bleiben.
Neulich wurde ich angefragt, auf einer Tagung über “Charismatische Bewegung in Deutschland” zu referieren. Da fiel mir auf, dass ich innerlich doch eine ganz schöne Distanz empfand zu dem Begriff und dem, was man gemeinhin damit verbindet. Zum Glück scheinen solche Etikettierungen aus der Mode zu kommen (idea wird es eines Tages auch noch merken).
Zugleich frage ich mich, was ich immer noch bin, wo ich mich uneingeschränkt zugehörig fühlen würde. Außer Jesus und evangelisch (so lange das nicht antikatholisch heißt) fällt mir da gar nicht viel ein, aber das muss ja auch nicht sein.
lustich, das empfinde ich ähnlich. wobei ich mich den jesus freaks uneingeschränkt zugehörig fühle!
allerdings glaube ich nicht, dass idea merken wird, dass solche bezeichnungen sich zunehmend abfrühstücken…
Noch ein verspäteter Kommentar dazu.
Ich empfinde auch so, aber der Begriff geistert schon länger durch die (post-)charismatische Szene. Es gibt auch die Prägung „postcharismatische Depression“, was das Gefühl beschreiben soll, wenn man nach den geistlichen Höhenflügen wieder Erdung bekommt – was ja nicht immer angenehm ist, zumindest anfangs nicht.
Eine andere Variante könnte ich noch einbringen: links- und rechts-charismatisch, in Anlehnung an die politische Lagertheorie. „Rechts“, das wären die Hardliner und Turbo-Charismatiker, „links“ sind die eher liberalen, diejenigen, die sich selbst und ihre Theologie nicht zu ernst nehmen und die dazu neigen, in die christliche „Mitte“ abzudriften. – Ein Vorschlag nur …
Jezt mal ein richtig verspäterter Kommentar!
Aber nachdem du heute auf diesen Artikel verlinkt hast und ich den Begriff „postcharismatisch“ vorher schon bei dir gelesen und nicht ganz einsortieren konnte, äußere ich mich jetzt mal hierzu.
Der Begriff „Postcharismatiker“ ist nicht neu, sondern schon vor mindestens zehn oder 15 Jahren in Bezug auf das Abebben der katholischen charismatischen Bewegung immer wieder genannt. Hier wurde dieser Begriff für die vielen vielen Leute benutzt, die sich charismatischen Gebetskreisen oder anderen Gruppen angeschlossen hatten und diese wieder verließen. Aus katholischer Sicht, hatten diese Menschen die Charismatiker verlassen. (Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass es viele Neugierige waren, die aber leider aus ihrer katholischen Frömmigkeit nicht zu einem erweckten Glauben gekommen sind und deshalb irgendwann auch die Kreise wieder verlassen hatten.)
Die Begrifflichkeit ist wirklich schwierig mit dem derzeitigen charismatischen Strömungen. Gerade auch diese Strömung die durch evangelikale, vorher größtenteils anti-charismatische Kreise geht. Es gibt mittlerweile extrem viele Leute, die aus solchen Kreisen kommen, noch nie intensivere charismatische Erfahrungen gemacht haben, aber trotzdem von ihrer Theologie sehr weit auf die charismatische Seite einzusortieren sind. (Dieses aus-anderen-Denominationen-sich-die-guten-Inhalte-rausnehmen ist wohl eine schönsten Symptome der Postmoderne!) So, und jetzt los mit neuen Begriffen!