Links zum Wochenende

Wahlkampf und das ganze Drumherum mal aus einer anderen Perspektive vermitteln Politiker-Blogs, die hier überparteilich zusammengestellt sind. Unklar ist, ob die Damen und Herren alle selber schreiben oder Ghostblogger beschäftigen. Bei der Union bloggen deutlich weniger als bei der FDP. Vielleicht eher ein Vorteil, bei den vielen Glanzleistungen von Stoiber und Merkel in den letzten Wochen…

Brian McLaren schreibt in der SojoMail (Registrierung nötig) darüber, wie es sich anfühlt, wenn man sich als Brücke versteht, und was es dazu an biblischen Hilfen und Voraussetzungen gibt. Wenn er dabei anmerkt, als Brücke öfter mal den Fußabdruck anderer auf der eigenen “Rückseite” zu tragen, dann hat das auch damit zu tun, dass er für viele Kritiker zu einem beliebten “Watschenmann” geworden ist. Dazu hat er in drei Teilen einen lesenwerten Post unter dem Titel “Becoming Convergent” verfasst. Nebenbei: Das beste seiner Bücher (und das am wenigsten umstrittene) ist immer noch “The Church on the Other Side”. Finde ich..

Die FAZ kommt unter anderem zu dem Ergebnis, dass die Diskussion um die Geburtenrate daran scheitert, dass Kinder ökonomisiert werden: Kinder erscheinen fast als “biopolitische Ressource zur Füllung von Vorsorgelücken”. Das muss doch potenzielle Eltern abstoßen, oder?

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Summer in the City

Erlangen im August: Eine fast überirdische Ruhe macht sich breit. Die Feste, mit denen die Juliwochenenden verstopft waren, sind vorbei. Alles ist ausgeflogen, in der Stadt gibt es plötzlich Parkplätze und viel weniger Verkehr als sonst. Das Telefon klingelt kaum noch und es kommen so wenig e-mails, dass ich mich schon frage, ob etwas mit meinem Mailserver nicht stimmt.

Nie ist die Stadt so friedlich wie Mitte August. Vielleicht könnten wir noch ein paar Lichte abschalten, um heute nacht wieder nach Sternschnuppen schauen zu können? Eigentlich ist das Urlaub ohne Kosten. Und wenn die ersten wieder kommen, dann fahren wir weg… 🙂

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Irische Impressionen (2): Klöster und Ruinen

Man kann in Irland anscheinend hinfahren, wo man will: Überall trifft man auf Klosterruinen. Die alten, keltischen Klöster sind ohnehin nicht für die Ewigkeit gebaut gewesen, selbst wenn ein paar Bauten den Wikingersturm überlebten, etwa die “Beehives” und das Gallarus Oratory auf der Halbinsel Dingle. Definitiv ein Highlight der Reise, auch wegen der spektakulären Küste.

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Irische Impressionen (1): Jugend und Abenteuer

Gestern kam ich von einem kurzen Trip nach Irland zurück. Das Wetter dort war offenbar deutlich besser als hier. Ich bin immer noch dabei, die Eindrücke zu sortieren. Dies hier ist der Beginn, Fotos kommen auch noch.

Gegen Irland wirken wir wie ein großes Seniorenheim. 50% der Leute dort sind unter 30, sagte mir jemand. Und genau so wirkt es, wenn man sich auf der Straße bewegt und die Leute ansieht. Ganz zu schweigen von Dublins “Temple Bar” mit den vielen abgefahrenen Szenekneipen. Aber selbst in der Provinz fühlt es sich anders an.

Straßenverkehr mag ein Indiz dafür sein, dass das Leben mehr als Abenteuer verstanden wird. Selbst als geübter Linksfahrer steht man ständig vor Herausforderungen oder wird zum Selberdenken gezwungen – etwa durch frei laufende Schafe und Hunde, dehnbare Angaben auf Verkehrsschildern wie “Slow” und verschärft “Very Slow”, oder “Dangerous Bridge” und “Acute Bend”. Wer durchkommt, hat es richtig gemacht, wer nicht, ist selber schuld. Wozu Stoßdämpfer da sind, versteht man auch erst richtig nach ein paar Tagen auf den Landsträßchen dort.

Die Iren denken positiv. Der Wetterbericht nannte die zähe Bewölkung, die gelegentlich einzelne Strahlen erahnen ließ, als “hazy sunshine”. Einfach liebenswert und sehr wohltuend für teutonische Grübler. 🙂

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Evangelikal UND Intellektuell?

Im aktuellen Aufatmen-Heft schreibt Markus Spieker unter dem Titel “Tiefgang und Testosteron” (bitte – geht es denn hier nur um Männer?) unter anderem davon, dass der deutsche Evangelikalismus durch eine geistige (nicht geistliche) Enge bei christlichen Intellektuellen für lange Gesichter sorgt und am Glauben interessierte (noch-nicht-christliche) Intellektuelle kaum noch erreicht. Da hat er wohl Recht.

Noch nachdenklicher hat mich gemacht, dass etwas später eine Liste geistig-geistlicher Vordenker und Vorbilder folgt (Pascal, Kierkegaard, C.S. Lewis, Bonhoeffer), von denen auch noch extra vermerkt wird, dass sie keine Evangelikalen seien. Was zu der Frage verleitet, ob intellektuelle Impotenz (ah, deswegen “Testosteron”?) schon in der Genetik der Bewegung verankert liegt.
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Erleichterung

Ich war wohl schon lange nicht mehr so nervös wie die Tage vor unserem “LebensAIR” am Entlas-Keller auf dem Erlanger Bergkirchweihgelände. Es war das erste Mal Open Air für LebensART, der Wirt kannte uns noch nicht und umgekehrt. Zwei Tage zuvor war nur wenige Kilometer entfernt an einem Forchheimer Bierkeller ein Mann im Unwetter von einem Ast erschlagen worden.

Und dann passte doch so ziemlich alles. Das Wetter hätte nicht besser sein können: Trocken, sonnig und nicht zu heiß. Die Entscheidung unserer Techniker und Band, auf die Bühne neben dem Keller auszuweichen, war goldrichtig, ebenso wie die, das mühsam geprobte Theaterstück zugunsten von Arnos Luftballons und Mr. Bombastic zu tauschen. Es war eine sehr fröhliche und lockere Atmosphäre.

Thema war “die unerklärliche Leichtigkeit des Seins”. Da hat es auch einen Bezug zum Inhalt, mit technischen Pannen gelassen umzugehen (Kompliment an die Band!). Ohne Beamer und daher ohne Videos und Keynote-Präsentationen (sozusagen “unplugged”) zu sprechen war auch eine nette Herausforderung.

Viele Biergartengäste blieben sitzen und hörten zu und es kam freundliches Feedback, nicht zuletzt auch vom Hausherrn selbst, was uns Mitwirkende alle ganz besonders gefreut hat. Es war den Aufwand und die Anspannung wert. Denkbar also, dass wir es im nächsten Sommer wieder wagen.

Fotos gibts übrigens hier.

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Denk-Würdig

Und daher ohne Kommentar dieses Zitat von Milan Kundera:

Wer glaubt, die kommunistischen Regimes in Mitteleuropa seien ausschließlich das Werk von Verbrechern, dem entgeht eine grundlegende Wahrheit: die Verbrecherregime wurden nicht von Verbrechern, sondern von Fanatikern geschaffen, die überzeugt waren, den einzigen Weg zum Paradies gefunden zu haben. Diesen verteidigten sie vehement und brachten dafür viele Menschen um. Später stellte sich dann heraus, dass es kein Paradies gab und die Fanatiker folglich Mörder waren.

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Predigt-Dia(B)log

Am vergangenen Sonntag hatte ich das Vergnügen (das war es wirklich), mit Michael Schalles aus der FeG Erlangen beim gemeinsamen Open Air Gottesdienst über eine der abgefahrensten Geschichten zu predigen, die ich in der Bibel kenne. Das Beste an der ganzen Predigt waren aber unsere Gespräche in der Vorbereitung. So viele spannende Details fanden ihren Weg gar nicht in die Predigt, die sich naturgemäß auf wenige griffige Punkte beschränken musste. Also werden wir hier das Gespräch noch einmal neu führen. Hier nun erst mal der Text („Einheiz-übersetzung“ ;-)) für alle, die es interessiert, geht es dann in dem Kommentaren weiter:

Als Elischa von der Krankheit befallen wurde, an der er sterben sollte, ging Joasch, der König von Israel, zu ihm hinab. Er weinte vor ihm und rief: Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und sein Lenker! Doch Elischa befahl ihm: Hol einen Bogen und Pfeile! Er holte sie herbei. Dann sagte Elischa zum König von Israel: Leg deine Hand auf den Bogen! Da legte er die Hand auf den Bogen, Elischa aber legte seine Hände auf die Hände des Königs. Hierauf sagte er: Öffne das Fenster nach Osten! Der König öffnete es und Elischa forderte ihn auf zu schießen. Als er abschoss, rief Elischa: Ein Siegespfeil vom Herrn, ein Siegespfeil gegen Aram. Du wirst Aram bei Afek vernichtend schlagen.
Weiter sagte er: Nimm die Pfeile! Als der König von Israel sie genommen hatte, befahl ihm Elischa, auf den Boden zu schlagen. Der König tat drei Schläge und hielt dann inne. Da wurde der Gottesmann unwillig über ihn und sagte: Du hättest fünf- oder sechsmal schlagen sollen; dann hättest du die Aramäer vernichtend geschlagen. Jetzt aber wirst du sie nur dreimal schlagen. (1. Kön 13,14-19)

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Ausgeschlossen

Eine e-mail hat mich eben an einen Gedanken von neulich erinnert: In Genesis 12 sagt Gott, dass er durch Abraham allen Völkern Segen bringen will und dann kommt (mit höchst problematischer Wirkungsgeschichte) der Satz, dass Gott die verflucht, die Abraham verfluchen.

Manche begründen mit diesem Satz eine Art christlichen Zionismus. Ich denke, dass der Zusammenhang eine ganz andere Deutung nahe legt.
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Störende Propheten

In The Shaping Of Things to Come haben Alan Hirsch und Michael Frost sich Epheser 4,11f vorgenommen und erfrischend neue Begriffe für die Funktionen erfunden, die sonst allzu schnell als Titel mit steilem Anspruch daherkämen. Der Prophet wird bei ihnen zum “questioner” und “disturber” (der Lehrer dagegen zum “systematizer” und “philosopher”).

Wenn man das im Kontext von Walter Brueggemanns These sieht, dass die Aufgabe des Propheten – nicht nur im alten Testament – darin besteht, einen befreienden Bewusstseinswandel zu schaffen, im Namen der Freiheit Gottes Systeme und Gedankengebäude zu untergraben, die sich selbst dienen (es also mit Betriebsblindheit und festgefahrenem Denken in “Sachzwängen” aufzunehmen), dann wird noch deutlicher, dass die beiden tatsächlich dem Nagel auf den Kopf getroffen haben.
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Leben mit der Bombe?

Johann Christoph Arnold vom Bruderhof hat in the ooze einen lesenswerten Artikel über die wachsende Angst nach den Bombenanschlägen in London (und inzwischen auch Sharm el Sheik) geschrieben.

Ein Kernsatz lautet: “Die biblische Geschichte zeigt, dass immer dann, wenn wir denken, wir hätten die Antworten, und versuchen, die Ereignisse der Welt in die Hand zu nehmen, sich Gott von uns zurückzieht.” Das ist erfrischend anders als die brisante Mischung aus Patriotismus und Religion, die bei ähnlich tragischen Anlässen auch schon bemüht wurde.

Im Übrigen beeindruckt mich die ruhige Gelassenheit (oder der Friede und die Zuversicht), die Arnolds Zeilen ausdrücken, mehr als das brüchig-trotzige “jetzt erst recht” mancher Leute, das die Medien in letzter Zeit transportiert haben. Hier hat einer tatsächlich keine Angst vor dem Tod und daher keine Angst vor dem Terror. Die Trotz-Partys haben doch irgendwie auch ein Moment von Verdrängung, scheint mir.

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Christlicher Relativismus?

Ken Wilber hat zum Stichwort “Boomeritis” herausgestellt, wie leicht sich narzisstisches, egozentrisches Verhalten hinter (postmoderner?) Relativierung absoluter Normen und Autoritäten verschanzt. Dabei werden diese Normen und Autoritäten unter den (ja eben nicht immer ganz unbegründeten) Verdacht gestellt, sie festigten die herrschenden Machtverhältnisse und nutzten den Eliten, die den Rest der Gesellschaft unterdrücken.

Erschwerend kommt hinzu: Wenn tatsächlich alles total relativ wäre (so denken allerdings doch die Wenigsten), dann bleibt tatsächlich nur die fühlbare Konstante der eigenen Wünsche, Bedürfnisse und Antriebe. Ich glaube, dass deshalb die Relativierung des eigenen Ego nicht zu trennen ist von der Relativierung der herrschenden Mächte in der Gesellschaft.
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Fromme Feigenblätter

Vor einiger Zeit war ich bei einer größeren Festivität eingeladen. Es war ein würdiger Rahmen (leider kein Sekt, das blaue Kreuz war mit von der Partie). Viele wichtige Leute hielten gewichtige Reden, streckenweise auch interessant. Leider alles Männer.

Aber dann kam der Moment, als eine gigantische Torte angeschnitten wurde und einer der Verantwortlichen die Gelegenheit beim Schopf ergriff, die Frauenquote über 0% zu heben und sich die Gattin eines der wichtigen Redners zum Anschneiden der Torte heraussuchte. Ich war sprachlos.

Ich bin sicher, der Schritt war spontan und in diesem Sinne unüberlegt. Ich bin sicher, beim nächsten größeren Anlass werden die Frauen Reden halten und ein Mann muss (Pardon: darf) die Torte anschneiden.

Ich bin kein Fan von Quoten und Proporz. Aber manche Feigenblätter machen die Blöße, die wir uns geben, erst so richtig offensichtlich…

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Gurus, Mentoren und transformatorisches Lernen

Nächsten Samstag wirke ich bei einem Seminar zum Thema “Mentoring” mit und bin mitten in den Vorbereitungen. Dabei bin ich auf einen Artikel von Elizabeth Debold zur Zukunft der Schüler-Lehrer-Beziehung gestoßen. Vielleicht ist er um so interessanter, als ihm der christliche Hintergrund völlig fehlt. Sie setzt sich engagiert und detailliert mit dem Buch “Do you need a Guru?” von Mariana Caplan auseinander. Caplan beschäftigt sich ihrerseits mit der Autoritätskrise östlicher Spiritualität nach den Guru- und Sektenexzessen des 20. Jahrhunderts (zu denen es wenigstens weitläufige Parallelen in verschiedenen christlichen Strömungen gab).

Die Lehrer-Schüler Beziehung als der wichtigste Kontext für echte Transformation – also ein Lernen, das die Person verändert und nicht nur ihren Kenntnisstand – hat im letzten Jahrhundert durch den beispiellosen Vertrauensschwund in so gut wie alle Autoritäten (beziehungsweise deren Integritätsverlust) schwer gelitten. Bezold meint “wir sind zu aufgeklärt, um die Rolle des Abhängigen in einer autoritären Beziehung anzunehmen. und nur allzu oft ist der Wunsch nach einem Lehrer tatsächlich mit all unseren anderen Motivationen vermischt, welche mehr mit Bequemlichkeit und Trost zu tun haben als mit echter Transformation.”
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Orale “Potenz”?

Neulich kam eine der verbreiteten Viagra-Spams mit der netten Formulierung “oral potency pill”. Das wäre eine wesentlich interessantere Variante des Präparats. Zu klären wäre, ob orale Impotenz darin besteht, dass man nichts zu sagen hat oder es nicht in (die richtigen) Worte fassen kann?

Jedenfalls gäbe es einen Markt für die Pillen: “In 30 Minuten zum Power-Prediger”. “Reden Sie Stunden ohne dass ihre Zuhörer einschlafen oder wegbleiben.” Nicht nur Prediger, auch Wahlkämpfer würden sich damit dopen. Wenn keine Kontrollen eingeführt werden! Was, wenn Oskar Lafontaine oder Guido Westerwelle positiv getestet würden? Folgt dann die Disqualifikation bei positiver B-Probe?

Bei Gregor Gysi glaubt niemand, dass er das nötig hätte. Er muss auf seine Gesundheit achten und es könnte mit den Nebenwirkungen Probleme geben. Über die zu spekulieren wäre auch noch spannend.

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