Opa ist kein Engel

Ob die Verstorbenen wohl sehen können, was wir Lebenden so anstellen? Freuen sie sich mit, sind sie traurig oder ärgern sie sich vielleicht über uns? Für Menschen, die nicht der Meinung sind, dass mit dem Tod alles aus ist, ist das ja eine spannende Frage.

Wenn ein Angehöriger stirbt, erzählen Eltern ihren Kindern manchmal, der Opa sei jetzt so eine Art Engel, der auf sie acht gibt und sie beschützt. Ich kann den Wunsch und das Tröstliche hinter dieser Vorstellung gut verstehen. Vor ein paar Wochen ist mein eigener Vater gestorben. Auch er hat sich immer sehr dafür interessiert, wie es uns Kindern und Enkeln denn geht. Sitzt er jetzt gerade vor seiner himmlischen Webcam und schaut mir zu?

Aber vielleicht sind wir Lebenden ja gar nicht so interessant, wie wir meinen. Vielleicht trifft mein Vater da, wo er jetzt ist, alle möglichen Leute, die er schon immer mal kennenlernen wollte. Vielleicht unternehmen sie gemeinsam spannende Sachen und die Zeit vergeht wie im Flug. Und abends vor dem Schlafengehen schaut er nochmal in den himmlischen Nachrichtenticker, ob es heute etwas Wichtiges von uns zu berichten gab. 

Eigentlich wünsche ich ihm, dass es so ist. Und uns allen auch.

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2 Antworten auf „Opa ist kein Engel“

  1. Die Frage, ob die Verstorbenen Einblick in das aktuelle Geschehen in der „Welt der Lebenden“ haben finde ich schon seit Jahren spannend. An Eingriffsmöglichkeiten für sie glaube ich nicht, womit sich auch jeglicher Ahnenkult erledigt. Die Vorstellung, dass Verstorbene Anteil nehmen können am Ergehen ihrer Nachkommen finde ich schön (für beide Seiten) und wünsche mir, dass es wahr ist.

    1. Anteil nehmen – das wäre die schöne Seite. Aber die Vorstellung, dass ich auf Schritt und Tritt Zuschauer habe, finde ich nicht immer so prickelnd. So ein bisschen Privatsphäre ist manchmal auch ganz nett…

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