Medium und Message

Form und Inhalt lassen sich in den seltensten Fällen trennen. Änderungen der Form verändern in der Regel den Charakter dessen, was man ausdrücken will. Wenn man (etwa in einem Alpha-Kurs) gemeinsam um einen Tisch herum sitzt und isst, dann ist es nicht unbedingt ratsam, einen Vortrag mit PowerPoint dranzuhängen. Aus einem Tischgespräch wird so eine Präsentation. Entsprechend anders fühlen sich die Gäste und reagieren entsprechend. Aus einer Tischrede im Kreis von Freunden wird eine Vorlesung oder ein Auftritt.

Etwas ähnliches passiert, wenn man den Organisten, der meist hinten oben unsichtbar irgendwo spielte, durch eine Band vorne auf der Bühne ersetzt, die (mangels anderer Symbole und Kunstwerke) auch noch den Blickfang abgeben muss, ergo auch gestylt und auf Dauerlächeln bzw. andächtig-verklärte Blicke getrimmt wird. Was zum Glück nicht überall der Fall ist bzw. von vielen Musikern auch als unangenehm empfunden wird.

Oder der gepflegt aussehende Prediger auf der Großleinwand, sorgfältigst ins rechte Licht gerückt. Überlebensgroß sein Gesicht, raumfüllend die Stimme, und egal, was seine Worte sonst noch alles sagen, wir haben schon verstanden, dass wir nach seinem Bild geformt werden sollen, bevor der erste Satz zu Ende ist. Die Symbolik ist in der Regel stärker als die Rhetorik.

Klar – man darf und muss alle Kommunikationsmittel nutzen. Aber sie predigen eben immer mit. Und manche Inhalte bleiben dabei vielleicht auf der Strecke. Umgekehrt darf man natürlich auch fragen, was eine Kanzel symbolisiert. Oder was es bedeutet, dass liturgische Gewänder wohl erst nachkonstantinisch belegt sind und der Tracht römischer Beamter nachempfunden…

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4 Antworten auf „Medium und Message“

  1. Shane Hipps Bücher (angelehnt an McLuhan) sind sehr hilfreich diesbezüglich. Technologie im Gottesdienst und in der Spiritualität.

  2. Gute Gedanken! (McLuhan fiel mir auch sofort ein.)

    Bedenklich finde ich es immer, wenn Leute auf einem bestimmten Medium bestehen, das die ganze Sache dann erst „christlich“ macht – zum Beispiel: eine Predigt ist nur dann eine (gute) Predigt, wenn der Rahmen stimmt, d.h., wenn der Prediger eine Krawatte und Anzug trägt (am besten in einer best. Farbe), hinter der Kanzel steht, einen bestimmten Zeitrahmen einhält, usw. Sprich: Ein Prediger in Jeans und Turnschuhen KANN einfach gar nichts Gescheites zu sagen haben.

    Das Beispiel mag ein bisschen altmodisch (und vielleicht auch überzogen) sein, aber im Kern ist es doch oft so, dass nur bestimmte Stile „abgesegnet“ werden, weil sie sich halt etabliert haben. Das schockt mich immer wieder…

  3. nun ja, bei uns steht eine (meist kleine) band auf der bühne, die weder gestylt ist noch perfektionistisch agiert, sondern einfach die gemeinde durch die anbetungszeit führt. und die prediter/innen sind bei uns auch mal so mal so gekleidet. aber gut, eine vineyard ist vielleicht auch nicht unbedingt ein maßstab, wenns um formalismen geht. bei uns darf übrigens gern auch mit krawatte gepredigt werden!

    😀

  4. ergänzung zur letzten frage des artikels… wikipedia schreibt:

    „Antike Hallenbauten

    Bereits bei den antiken Basiliken kamen Apsiden vor. In den als Markthallen genutzten Gebäuden dienten sie der Unterbringung eines Kaiserbildnisses.
    In Athen wurde besonders der Amtssitz des Archon basileus als Basilika bezeichnet, doch erhielt Griechenland erst durch die Römer Bauten, die der architektonischen Definition dieses Begriffs entsprechen.
    Die erste Basilika wurde in Rom von Cato Censorius am Forum Romanum zur Seite der Kurie 185 v. Chr. errichtet und Basilica Porcia genannt.
    Südlich hinter dem Forum lagen die Basilica Sempronia, erbaut von Tiberius Sempronius Gracchus, und an der Ostseite des Forums die Basilica Opimii, ein Werk des Konsuls Quintus Opimius von 151 v. Chr.
    Besonders prunkvoll war die Basilica Aemilia, errichtet von Marcus Aemilius Lepidus auf der Nordseite des Forums, neben den Stationes Municipiorum (Gesandtenquartier der Munizipien). Dieser gegenüber stand die Basilica Julia an der Südwestecke des Palatins, begonnen von Julius Caesar, vollendet von Augustus. Sie diente den Sitzungen des Zentrumviralgerichts. Die größte römische Basilika war die Maxentiusbasilika, ebenfalls auf dem Forum Romanum. Von ihr ist eines der kolossalen Seitenschiffe erhalten.
    In Pompeji stehen drei Basiliken von mäßiger Größe nebeneinander auf einer der Schmalseiten des Forums. Vitruv beschreibt die in Fano von ihm selbst erbaute Basilika.
    Die Basilika des Cato war ein quaderförmiger Raum mit zwei Schmalseiten, deren eine, gegen das Forum gekehrt, die Front bildete, deren andre eine Exedra oder Apsisnische hatte. Der mittlere Raum war an allen vier Seiten mit zweigeschossigen Säulenstellungen umsäumt, jedoch nicht höher als die Umgänge. Vor der Fassade des Gebäudes lag ein flach gedeckter Portikus.
    Spätere Basilikabauten behielten den Saalbau im Innern, schlossen daran aber mannigfache Zutaten, so einen doppelten Umgang mit Pfeilerarkaden (Basilika Julia), die Front kam oft an die Längsseite, und die Apsis fiel weg, was auch an der Basilika des Vitruv und der in Pompeji der Fall war.
    Die Basilika Ulpia hatte dagegen große Exedren an beiden Schmalseiten; noch mehr variiert ist die des Maxentius (von Konstantin dem Großen vollendet), sie ist ganz gewölbt, mit zwei Apsiden, einer an der Schmal- und einer an der Längsseite.
    Aus derselben Zeit stammt die 1846 wieder hergestellte, für den evangelischen Gottesdienst eingerichtete Basilika zu Trier, deren 69 m langer, 31 m breiter und 30,5 m hoher Innenraum nördlich durch eine Apsis geschlossen und durch eine Doppelreihe von Fenstern erleuchtet ist.
    Die älteste Gestaltung der Basilika, nämlich die Form aus den Zeiten der Republik, gewann dann eine weitere Fortbildung in der Architektur des Privathauses.
    Weil die große Anzahl der Schutzbefohlenen und die Parteibesprechungen in den Häusern der Großen umfangreiche Räume erforderten, bestanden Pfeilerbasiliken in den Häusern, welche den Plan der alten Basilica Porcia in der Hauptsache festhielten, während die öffentliche Basilika in der angegebenen Weise sich erweiterte und umgestaltete. …

    Die ersten Christen hielten während der Zeit der Christenverfolgungen im Römischen Reich ihren Gottesdienst noch in den Häusern ab. Als – im Zuge der Konstantinischen Wende – das Christentum legitimiert wurde, benötigten die Gemeinden große Räumlichkeiten für Gottesdienste.
    Daher wurden die ersten christlichen Kirchen nach dem Vorbild der Basiliken erbaut; in der Apsis, wo in antiken Gerichts- oder Palastbasiliken der Sitz des Richters bzw. Kaisers war, fanden nun die Kathedra und die Subsellien (halbkreisförmig um die Kathedra angeordnete Sitze für den Klerus), üblicherweise auch der Altar seinen Platz.[2] Der Grundplan der alten Basilika wurde beibehalten: ein langer Raum, der Länge nach durch zwei Säulenreihen in drei Schiffe geteilt, von denen das mittlere, das Hauptschiff, die größere Breite hat und durch die Nische des Altars (Tribuna, Apsis, Absida oder Concha genannt), abgeschlossen wird. Das Mittelschiff ist nicht nur breiter, sondern auch zu einer bedeutenderen Höhe als die Seitenschiffe emporgeführt; die in den Seitenwänden des Mittelschiffes eingelassenen Fenster sorgen für dessen Beleuchtung. Der Eingangsbereich wurde oft mit einer Vorhalle, dem Portikus, versehen.
    Die frühchristlichen Basiliken grenzten sich stilistisch durch Schlichtheit von heidnischen Tempeln ab…“

    was sagt das aus über unser g-ttesbild, über unser verständnis des evangeliums?
    wäre es nicht vielmehr angemessen, eine der synagoge vergleichbaren einrichtung den vorzug zu geben…

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