David Schnarch legt auf eine gute Art und Weise das Dilemma (christlicher?) Appelle zur sexuellen Enthaltsamkeit vor der Ehe bloß. Wenn davon die Rede ist, dass man die “Schönheit der Sexualität für die Ehe aufheben” (und nicht mit dem/der Falschen ruinieren) soll, macht man immer noch den Fehler, die Schönheit am falschen Ort zu suchen:
there’s no beauty in Sex – the beauty is in people. You can’t save the beauty in sex, you have to put it in. We all develop inner beauty to varying degrees. Sex becomes beautiful when we bring our personal beauty to it.
Man stellt sich argumentativ ein Bein, wenn man zu sehr “technisch” denkt, auf Trieb und Hormone fixiert ist und dabei das Jugendalter fälschlich verklärt, weil der Körper da biologisch im Zenit steht:
… We give kids a double message: we’d like you to delay first intercourse, but we think it’s impossible and you’ll be giving up the best sex you’ll ever have.
Um zu überzeugen, braucht man ein besseres, tieferes Verständnis von Sex und eine satte Portion Ehrlichkeit dazu:
If you want credibility, tell them the truth: adolescents are not potentially missing the best sexual years of their life because they haven’t started yet.
Few parents tell their kids, “Your father (mother) and I have been having sex for twenty years – and we’re just starting to get it right. Pay your dues.”
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mal gaaaaaaanz ehrlich…
primär ist es ja nicht die schönheit des sexes, die zunächst die stärkste (Anziehungs)kraft hat, sondern das triebhafte, (animalische…)
gerade jungs, die dabei sind ihre sexualität zu entdecken erleben das so, und auch jeder (hormonell) gesunde mann steht in oft dieser spannung
sex per se hat eine menge „technisches/biologisches“, daran wird auch der versuch nichts ändern, diese tatsache philosophisch abzudämpfen, bzw umzupolen
die große Herausforderung ist es nun diese zweifellos schöpfungsgemäße energie in den vom schöpfer vorgezeichneten bahnen zu nutzen und nicht zu vergessen, dass sie wie so viele energien enormes zerstörerisches potezial in sich trägt wenn sie außerhalb dieser bahnen, nämlich außerhalb der von gott gestifteten lebenslangen gemeinschaft ( vulg. ehe) entfesselt wird
dies sollte durchaus auch jugendlichen zu vermitteln sein, da braucht es keine formulierungen aus der biedermeierzeit (schönheit, etc…)
Ja, das ist die klassische Argumentation. Jetzt ist nur noch die Frage, warum die oft nicht ankommt. Vielleicht weil sie mit Angst (Du schreibst von „Zerstörung“) arbeitet? Und weil die, die sich über die Angst hinwegsetzen merken, dass manche dieser Szenarien überzogen waren bzw. ein äußerliches Einhalten bestimmter Maßstäbe allein noch lange nicht bedeutet, dass man dann in der Ehe Sex als erfüllend erlebt?
Ich glaube, im Grunde suchen auch Jugendliche nicht nach dem Animalischen, technischen, biologischen Kick sondern nach einer tiefen Begegnung („Schönheit“ trifft es ganz gut – was daran „Biedermeier“ sein soll, ist mir noch nicht ganz klar).
Peter,
sind die Zitate einem Buch entnommen? In dem Post war dieses Mal gar kein Link 😉
Ooops. Der war in einem früheren Post – jetzt aber ist er auch hier nachgetragen. Großartiges Buch, jedenfalls so weit ich bisher gekommen bin!
Mahl ehrlich,
wer einfach nur den vorehelichen Sex – auf welche Art auch immer (meistens ja aufgrund bestimmter Bibelzitate) – verbietet, der macht es sich viel zu leicht. Weiterhin verkennt er die dringende Notwendigkeit, dass Jugendliche alternative Modelle brauchen, die sie leben können. Ein wichtiger Grundsatz in der Pädagogik besagt: Nie etwas verbieten oder etwas untersagen, ohne lebbare (bessere) Alternative. Das ist die eigentliche Herausforderung und da wird es in manchen christlichen Ecken ganz schön still … die Sexualität der Jugendlichen ist nämlich vorhanden, ob ich sie nun ‚verbiete‘ oder nicht.
Der beste Ansatz, den ich bei beiden Argumentationen lesen kann, ist der der Authentizität sich selbst und den Jugendlichen gegenüber. Und da muss man auch davon reden, dass diese relativ platte ‚kein Sex vor der Ehe und basa!‘ Parole viele Ehen in ernsthafte Krisen verstrickt hat, weil sie die Sexualität vor einer Ehe komplett ausblendet. Nicht deswegen, weil sich diese Leute aufgehoben haben, sondern weil sie (wie ja eben auch Schnarch sagt) einem völlig falsches Bild von Sex geglaubt haben, scheitern dann viele Ehen.
Was gibt es also für eine bessere und lebbare Alternative, als einfach keinen Sex zu haben? (Ich wäre sehr gespannt, wie man letzteres als etwas besseres als Sex vermitteln will 😉 ). Peter hat denke ich Recht, wenn er sagt, dass man z.B. auch von der Beziehungsarbeit, die man für guten Sex braucht, reden muss. Und davon, dass Sex etwas prozesshaftes ist, dass gerade davon lebt, sich über Jahre hinweg zu entwickeln.
Wenn man mit Jugendlichen redet ist es jedenfalls immer gut, mehr zuzuhören, als vorzuschreiben… meistens kommt man damit weiter ;-). Einfach mal fragen, warum sie denken, dass sie vor der Ehe schon Sex haben sollten. Wonach sehnen sie sich und stillt Sex diese Sehnsucht? Es geht ja Gott sei dank in der Bibel eben nicht um die so typisch deutsche Einhaltung von Regeln, sondern um eine gute Nachricht. Wo steckt also die gute Nachricht im ‚keinen Sex vor der Ehe‘? Sich diesem Prozess eine Antwort darauf zu finden, mit seinen Kindern auszusetzen, ist glaube ich wichtiger, als das platte Verbot.
Bingo. Und es ist auch die Frage, wie man sich als Jugendlicher (und als Erwachsener, es hört ja nicht auf) von dem Druck des Umfelds emanzipiert, bestimmte Erfahrungen schon zu machen (oder alles sofort haben zu müssen).
Viel Bravo-Propaganda war ja auch trotz aller vorgeschobenen Offenheit unehrlich und beruht auf einer verengten Perspektive von Sexualität und Beziehung. Wenn man die Wahrheit schreiben würde („wirklich gut wird es erst in ein paar Jahren oder gar Jahrzehnten“), würde ja keiner die Hefte mehr kaufen 🙂
Das wäre also auch eine positive Aufgabe, sich freizuschwimmen, und eine gute Investition in richtig guten Sex, selbst wenn sie eben erst Jahre später Früchte trägt.