Liebe Deutschlehrer

der von euch, an den dieser Text sich richten sollte, ist leider nicht mehr unter uns. Aber vielleicht ist es ohnehin wichtiger, dass die Aktiven es lesen: Ihr habt eine wichtige Aufgabe in dieser Gesellschaft.

Erst heute wurde ich wieder daran erinnert, sechste Klasse, Textgattung „Bericht“ glaube ich. Das Thema lautete „Fahrrad flicken“. Also musste ich mich informieren und die ganze Sache einmal ausprobieren (irgendein Rad ist in größeren Haushalten immer platt…). Rad ausbauen, Mantel runter, Schlauch raus, Loch finden, aufrauen, saubermachen, Flicken anzeichnen, Gummilösung, Flicken drauf, Folie ab, Schlauch rein, Mantel drauf, Rad einbauen (dabei auf die Felgenbremse achten), aufpumpen – losfahren. Eine echte Lektion fürs Leben, und weil ich es aufschreiben musste, habe ich es auch nie mehr vergessen.

Heute ist das leichter: Schnellspanner statt 15er-Schlüssel, Kleben statt Vulkanisieren, Kevlarstreifen zur Pannenverhütung im Mantel. Und trotzdem hätte ich mir gewünscht, dass diese immens lebensertüchtigende Aufgabe immer noch Standard im gymnasialen Lehrplan wäre. Denn wenn heute in unserem (immer noch großen) Haushalt eines der vielen Räder platt ist (und eines ist immer platt), dann bin ich die erste Anlaufstation. Und ich kann nicht auf Unwissenheit plädieren…

Alles nur wegen dieses Aufsatzes in der sechsten Klasse. Was wären wir ohne Euch alle!

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